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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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betagter, weißhaariger Kreole mit freundlichen Zügen begrüßte sie. Andrew Bogle, der jamaikanische Butler.
    »Sir Richard Burton samt Mitarbeitern für Colonel Lushington«, verkündete der Agent des Königs.
    »Ja, Sir. Bitte treten Sie ein. Wenn Sie bitte im Empfangsraum warten möchten, ich teile dem Colonel mit, dass Sie eingetroffen sind.«
    Sie wurden in ein üppig möbliertes Zimmer geleitet, wo der Butler sie zurückließ. Wenige Minuten später stieß ein großeradrett gekleideter, breitschultriger Mann mit steifem Offiziersgebaren zu ihnen. Der Mann schien Anfang sechzig zu sein, und seine Züge waren durch viel im Freien verbrachte Zeit bronzefarben gebräunt. Er trug das ergrauende Haar sehr kurz, dafür besaß er einen extravaganten Backenbart, der waagerecht abstand und in sorgsam gewachsten Spitzen über den Schultern endete.
    »Guten Tag«, sagte er zackig. »Oder guten Abend. Was trifft es wohl eher? Egal! Mein Name ist Colonel Franklin Lushington. Lushington reicht. Keine Formalitäten. Colonel, wenn Ihnen das lieber ist. Ich bin froh, dass Sie hier sind, Sir Richard. Henry Arundell lobt Sie in den höchsten Tönen. Sie sind doch Sir Richard, oder irre ich mich etwa?«
    »Nein, Sir. Ich bin Burton.«
    Sie schüttelten einander die Hand, und Burton stellte seine Gefährten vor.
    Nachdem Vorkehrungen für ein Zimmer für Spencer getroffen worden waren – »unten« bei den Bediensteten, wohin ihn Bogle geleitete –, folgten Burton und Swinburne dem Colonel in die Bibliothek. Ausgestattet mit dem obligatorischen Brandy samt Zigarre ließen sie sich auf Lehnsesseln mit hohem Rücken nieder und kamen zur Sache.
    »Sir Alfred schließt sich uns zum Abendessen an«, erklärte Lushington. »Vielleicht aber auch nicht. Die ungeschönte Wahrheit ist – reden wir nicht lange um den heißen Brei –, dass er sich in den letzten Tagen unberechenbar verhält und nicht zuverlässig ist. Das sage ich Ihnen natürlich im Vertrauen. Er wirkt nicht immer bei klarem Verstand. Ich vermute, es ist eine Art Nervenzusammenbruch.«
    »Ich nehme an, das ist auf das Wiederauftauchen seines älteren Bruders zurückzuführen, richtig?«, fragte Burton.
    »Absolut. Na ja, zumindest entspricht das meiner Theorie. Ich sollte Sie wohl vorwarnen, dass er Ihnen ein Ammenmärchen über einen Geist auftischen wird.«
    »Über einen Geist, meiner Treu!«, entfuhr es Burton, dendas Auftreten eines weiteren Zufalls verblüffte. Tichborne und Brundleweed, beide von Geistern heimgesucht?
    »Ist natürlich völliger Unfug«, fügte Lushington hinzu. »Es sei denn, es ist wahr. Wer weiß? Wie ich höre, herrscht dieser Tage in London große Begeisterung für das ominöse Tischklopfen, einer äußerst fragwürdigen Methode, um mit dem Jenseits zu kommunizieren – aber vielleicht ist ja doch etwas dran an diesem Hokuspokus über das Leben nach dem Tod. Auch wenn ich eher dazu neige, etwas anderes zu denken. Haben Sie je einer Séance beigewohnt? Ich nicht. Sehe keine Notwendigkeit dafür.«
    Burton beugte sich vor. »Also sind Sie selbst kein Zeuge der paranormalen Aktivitäten geworden, die Sir Alfred beobachtet zu haben meint?«
    Lushington zögerte und trank einen Schluck aus seinem Glas, bevor er antwortete. »Ich habe nichts gesehen, nein … Na ja, das heißt, nicht mit den Augen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich unter Umständen mit den Ohren etwas gesichtet habe. Gesichtet? Nein. Ha! Offensichtlich sieht man mit den Ohren nicht. Ähm, ich meine damit, dass ich etwas gehört habe. Andererseits gibt es in einem großen alten Haus wie diesem allerhand zu hören, also war es wahrscheinlich gar nichts. Vielleicht Mäuse, nur klopfen die nicht, das ist der Haken daran.«
    »Sie haben ein Klopfen gehört?« Allmählich verspürte Burton mehr als nur Frustration angesichts der Art des Colonels.
    Lushington schüttelte den Kopf, hüstelte und nickte. »Richtig, das habe ich. Ein Klopfen, die vergangenen zwei Nächte, als liefe jemand durchs Haus und hämmere gegen die Wände. Also keine Mäuse. Ich weiß nicht, warum ich die Mäuse erwähnt habe.«
    »Sind Sie dem Phänomen nachgegangen?«
    »Selbstverständlich, militärischer Instinkt. Den Feind aufspüren. Beide Male war es so, dass der Lärm verstummte, als ich mich ihm genähert habe.«
    »Die feindlichen Mäuse sind weggerannt?«, warf Swinburne verschmitzt ein.
    »Genau, wenn es denn Mäuse waren, was offensichtlich nicht zutrifft.«
    »Was war es dann?«, fragte

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