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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Richtung. »Wie gefällt den Handwerkern von der Stätte der Wahrheit ihre Tätigkeit in Abydos?«
    Urplötzlich gefror das Lächeln in Nesamuns Gesicht. »Das solltest du sie vielleicht selbst fragen, wenn du das nächste Mal in Abydos weilst«, entgegnete er kühl, und Ramose grinste breit.
    »Ich verstehe nicht, warum alle so gereizt reagieren, wenn ich das Bauvorhaben in der Stadt des Osiris anspreche«, meinte er amüsiert und verschränkte die Arme vor der Brust. »Jeder Priester in Kemi weiß, was dort geschieht.«
    »Dann können wir unsere Unterhaltung darüber beenden.« Nesamun klang verstimmt. »Ich bin dir dankbar, dass du bereit bist, Amunhotep eine Nachricht von mir zu überbringen, doch nun bitte ich dich zu gehen. Ich werde in der Bibliothek erwartet.« Er erhob sich, rief nach einem Diener und trug ihm auf, den Großen Sehenden hinauszugeleiten.
    Am Folgetag bat Ramose um eine Audienz beim Pharao.
    Ramses lud den Priester aus Heliopolis ein, mit ihm zusammen zwei Tage später zu Mittag zu speisen. Dabei erkundigte er sich nach dem Grund seines Aufenthalts in der südlichen Königsstadt.
    Unschlüssig druckste Ramose herum und überlegte fiebrig, ob es ratsam sei, dem König vom wahren Grund seiner Reise zu berichten. Meritusir war nun mit Amunhotep vermählt und würde Abydos nicht mehr verlassen. Also beschloss er, Ramses zuerst von der Heirat der beiden Priester zu berichten, um die Reaktion des Herrschers abzuwarten.
    »Ich habe auf meinem Weg ins Obere Königreich in einigen Städten Halt gemacht, um mich mit anderen Hohepriestern zu treffen«, wich er einer direkten Antwort aus. »In Abydos erfuhr ich dann die freudige Botschaft, dass Amunhotep geheiratet hat. Es ist die Frau mit dem heiligen Mal.« Lauernd beobachtete Ramose die Miene des Herrschers.
    »Was zu erwarten war«, entgegnete Ramses knapp und schmunzelte.
    Ramose war verblüfft. Im Gegensatz zu Nesamun schien der Pharao über diese Nachricht nicht sonderlich überrascht zu sein, im Gegenteil. Ramose kam es vor, als sei sie ihm bereits bekannt gewesen.
    »Dann wird sie wohl jetzt für immer in Abydos bleiben?«, wagte er zu fragen.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Ramses ihn an. »Solange ihr Gemahl dort weilt, sicher. Warum fragst du danach?«
    »Weil sie eine Auserwählte der Götter ist, Majestät. Sie wurde dir zu einem bestimmten Zweck gesandt ...«, gab der Re-Priester zurück.
    »Und?« Misstrauisch beäugte Ramses den untersetzten Würdenträger, der die Schultern hob.
    »Ich habe mich nochmals in die Tempelbibliothek von Heliopolis begeben und herausgefunden, dass so etwas das letzte Mal vor 1460 Jahren geschehen ist. Es war zur Zeit der Regentschaft von Osiris Cheops. Damals wurde ein Wesen, halb Gott, halb Mensch, von Thot im Auftrag des Großen Gottes Re gesandt, um Osiris Cheops beim Bau seiner Pyramide zu helfen.«
    »Das ist mir inzwischen ebenfalls bekannt«, erwiderte Ramses kühl. Er war wachsam geworden. »Als ich dich einst befragte, warst du nicht ganz so aussagefreudig wie heute. Worauf willst du hinaus, Ramose?«
    »Majestät, ich dachte nur ... Wenn diese Frau von den Göttern gesandt worden ist, an deren Spitze der Große Gott Re steht, hättest du sie eigentlich zu mir in den Tempel geben müssen.«
    »
Müssen

    Ramses’ Stimme hatte eine bedrohliche Schärfe angenommen, sodass Ramose den Kopf einzog. Ihm bewusst wurde, dass er sich zu weit vorgewagt hatte, doch nun war es für Reue zu spät. Er hatte seine Worte unbedarft gewählt und würde es bis zum Schluss durchstehen müssen.
    »Willst du mir sagen,
was ich muss
?«, blaffte Ramses derweil aufgebracht. »Die Frau, deren Name übrigens Meritusir lautet, wurde mir von Osiris gesandt. Wenn ich es für richtig erachte, sie nach Abydos zu senden, glaube ich kaum, dass du an meiner Entscheidung zu mäkeln hast! Oder siehst du das anders, Ramose?«
    Der Hohepriester setzte eine verschlossen Miene auf. »Verzeih meine Einwände, Majestät, aber nicht Osiris ist der König der Götter, sondern Re.«
    »Das ist mir völlig egal!«, donnerte Ramses, dessen Zorn nun gänzlich entfacht war. »Meritusir wurde von Osiris erwählt und hat ihm, mir und dem Hohepriester des Osiris die Treue geschworen. Eigentlich bräuchte ich dir das gar nicht zu erzählen, Ramose. Ich tue es aber, weil du anscheinend verblendet und verstockt bist. Und nebenbei bemerkt, ist Amun-Re der König der Götter!« Ramses schnaubte vor Wut. »Und jetzt will ich kein weiteres Wort

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