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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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musste Sethi alles daran setzen, Ramose auf seine Seite zu ziehen. Und er musste endlich seinem ärgsten Rivalen, dem Osiris-Hohepriester Amunhotep, den Todesstoß versetzen.
    Also begab er sich erneut zu Senenmut, um ihn für seine finsteren Pläne zu benutzen.
    »Wie gut kennst du den Obersten Schreiber an der Stätte der Wahrheit?«
    »Den Oberschreiber aus dem Dorf der Grabarbeiter?« Der Vierte Prophet des Amun zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Ich bin ihm ein paar Mal begegnet, als er hier in Opet-sut war, um sich mit Nesamun zu treffen.«
    »Glaubst du, man kann ihm vertrauen und er würde mir helfen?«
    »Er bekleidet ein angesehenes Amt, Hoheit. Ich denke, es kommt darauf an, was er in deinem Auftrag erledigen soll und was du ihm dafür versprichst.«
    Nachdenklich kratzte sich Sethi an der Nase. »Ich will Ramses’ Vertrauen in seinen Obersten Baumeister schwer erschüttern. Ich muss alles daran setzen, dass Amunhotep in seiner Gunst sinkt und zwar so tief, dass er nicht mehr von alleine hochkommt. Der Oberste Schreiber könnte mir dabei behilflich sein. Wenn er keine Informationen darüber hat, was genau in Abydos vor sich geht, kann er mich vielleicht mit jemandem zusammenbringen, der es weiß. Ich brauche einen verlässlichen Mann unter den Handwerkern, die am dortigen Tempel bauen. Am liebsten wäre mir ein Vorsteher, da dieser mehr Einblick in die Baupläne hat und vor allem über größere Sachkenntnis verfügt als ein gewöhnlicher Steinhauer oder Steinmetz.«
    »Du willst noch immer wissen, was dort passiert«, stellte Senenmut trocken fest und lächelte amüsiert. »Glaube mir, Prinz Sethherchepeschef, Ramses baut sich dort sein Haus für die Ewigkeit. Nichts weiter.«
    »Das ist mir inzwischen bekannt«, zischte Sethi gereizt. »Ich brauche diese Informationen, um Amunhotep zu vernichten. Ich will Dinge wissen, die eigentlich nie an die Öffentlichkeit dringen sollten. Ramses muss glauben, dass sein Einziger Freund doch nicht so verlässlich ist, wie er immer angenommen hat.«
    Senenmut schmunzelte in sich hinein. Inzwischen war ihm bekannt, welche Beweggründe den Prinzen trieben, sich gegen seinen Verwandten zu verschwören und seinen Tod zu planen. Er war verliebt und tat dies alles nur für eine Frau, eine Frau, von der er nicht einmal wusste, dass sie ein Geschenk der Götter war.
    »Und du glaubst, Ramses fällt darauf herein?« Senenmuts Blick war skeptisch. »Er scheint Amunhotep in sein Herz geschlossen zu haben und ihm voll und ganz zu vertrauen.«
    Sethi lachte niederträchtig. »Spielst du etwa auf das Gottesurteil an?« Verächtlich rümpfte er die Nase. »Ich bin mir sicher, dass Ramses dem Großen Gott Amun bei seiner Entscheidung hilfreich unter die Arme gegriffen hat.«
    »Denkst du das wirklich, Hoheit?« Senenmut klang verstimmt. »Dein Glaube an unsere Götter scheint nicht sehr tief und fest zu sein. Begehe nicht den Fehler, sie zu verachten, mein Prinz. Das könnte verhängnisvoll für dich und deine Zukunft als Herr der Beiden Länder sein.«
    »Willst du mir drohen?«
    »Mitnichten. Das lag nicht in meiner Absicht, aber die Götter sind allmächtig. Das solltest du niemals vergessen!«
    Sethherchepeschef zog ein beleidigtes Gesicht. »Habe keine Angst, Senenmut. Ich werde die Tempel und ihre Priester schon nicht vernachlässigen.« Er dachte kurz nach. »Glaubst du, dieser Oberschreiber wird es schaffen, jemanden für mich zu finden, der redet und mir die Baupläne beschafft?«
    »Möglich, Hoheit. Wie ich bereits sagte, fast jeder Mann ist mit Gold oder dem Versprechen auf ein hohes Amt zu kaufen. Versprich ihnen, was sie wollen, und sie werden dir aus der Hand fressen und dir jeden Wunsch erfüllen, doch nimm dich vor ihnen in Acht: Wenn sie erst einmal erreicht haben, was sie wollten, könnten sie dir gefährlich werden.«
    Sethi hatte den Kopf schief gelegt und musterte Senenmut skeptisch. »Und das sagst du mir, obwohl auch du von meiner Thronbesteigung profitieren wirst?«
    »Nicht alle Menschen sind so niederträchtig.«
    »Und du gehörst zu ihnen.«
    Ergeben neigte der Priester sein Haupt. »Ich bin dein treuer Diener, mein Prinz.«
    »Ich werde dich zu gegebener Zeit daran erinnern.«
     
    * * *
     
    Zwei Wochen später begab sich Sethi zu Ramses und bat ihn um die Erlaubnis, das Land und seine Tempel bereisen zu dürfen, damit er seine Studien fortsetzen könne.
    »Ich freue mich, mit welch ungeahntem Eifer du dich in deine neuen Aufgaben stürzt«,

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