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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Opet-sut und traf sich mit Senenmut. Der Vierte Prophet begab sich daraufhin umgehend zum Palast und erhielt noch am selben Abend eine Audienz bei Seiner Majestät.
    Völlig aufgebracht berichtete Senenmut dem Pharao, dass er mit Ramose im Tempel zusammengetroffen sei und dieser sich ihm gegenüber ziemlich unflätig und erbost über eine Entscheidung des Königs geäußert habe. Leider könne er Seiner Majestät nicht sagen, worum es sich dabei gehandelt habe, denn das hätte ihm Ramose nicht erzählt.
    »... aber die Wortwahl des Mannes war gegen jegliche Anstandsregeln«, erklärte Senenmut abschließend mit geheuchelter Entrüstung. »Ich war und bin noch immer so betroffen, dass ich es als meine Pflicht ansah, Deiner Majestät darüber umgehend Meldung zu erstatten. So darf selbst ein Erster Prophet sich nicht äußern und deine Entscheidungen in Zweifel ziehen.« Empört schnappte er nach Luft. »Ich bitte dich, Majestät, meinen Namen unerwähnt zu lassen, sollte dieses Vorkommnis für Ramose Folgen haben, aber ich musste dir davon erzählen.«
    Ramses bedankte sich bei Senenmut, ohne eine Miene zu verziehen, doch schon am nächsten Morgen wurde der Große Sehende in den Audienzsaal befohlen, wo Pharaos oberster Beamter zugegen war. Ohne jegliche Begründung verlangte Nehi im Namen des Herrn der Beiden Länder Amtsstab und Siegelring von Ramose zurück und enthob ihn damit offiziell seines Amts als Hohepriester von Heliopolis und Erster Prophet des Großen Gottes Re.
    Ramose wusste nicht, wie ihm geschah. Er war komplett überrumpelt, musste sich aber eingestehen, dass Sethherchepeschef recht gehabt hatte: Pharao war über sein Benehmen ausgesprochen ungehalten und hatte ihm nun seine Macht vor Augen geführt.
    Wie ein geprügelter Hund verließ er noch am selben Tag Theben.

EINUNDZWANZIG
      
     
     
     
     
     
     
    Trotz seiner überraschenden Absetzung hielt Ramose sein Wort und machte in Abydos Halt. Allerdings setzte er selbst keinen Fuß auf den geheiligten Boden, sondern schickte einen Diener zum Tempel, um Amunhotep die beiden Schriftrollen zu überbringen.
    Der Hohepriester des Amun gratulierte darin seinem Sohn und dessen Gemahlin zu ihrer Heirat und drückte seine Freude aus, dass Amunhotep endlich eine Frau gefunden hatte, denn er hatte die Hoffnung schon aufgegeben.
    Die zweite Nachricht kam von Amunhoteps Mutter.
     
    Mein geliebter Sohn,
     
    ich hoffe, dass es Dir gut ergeht. Deine Schwester und ich gratulieren Dir zu Deiner Vermählung und hoffen, dass sich der Schoß Deiner Gemahlin als fruchtbarer Acker erweisen wird.
    Ich muss Dir aber eine Rüge erteilen, dass wir von Deiner Heirat erst durch den Hohepriester des Re erfahren durften. Wäre es nicht Deine Pflicht gewesen, dass Du uns, als gehorsamer Sohn, eine Nachricht hättest zukommen lassen? Und warum muss Deine Gemahlin eine Fremdländerin sein, über die niemand etwas weiß? Du stammst aus einem angesehenen Geschlecht, Amunhotep, dessen Wurzeln bis tief in die Vergangenheit reichen. Nie hat sich einer unserer Vorfahren unter seinem Stand vermählt. Hättest Du nicht eine andere Frau wählen können? Vielleicht sogar eine vom Hof Seiner Majestät? – Er lebe, sei heil und gesund!
    Wer ist diese Meritusir? – Mir ist nur bekannt, dass sie einstmals wegen versuchten Mordes vor einem Gericht in Theben stand. Ich weiß zwar auch, dass sie vor zwei Jahren durch Seine Majestät begnadigt wurde, aber warum ausgerechnet sie?
    Nun aber genug der Schelte, mein Sohn. Grüße sie dennoch von mir und richte ihr meine besten Wünsche aus.
     
    Deine Dich immer liebende Mutter.
     
    Amunhotep lächelte milde, als er diese Zeilen las. Seine Mutter wusste eben nicht, wer Meritusir wirklich war. Wahrscheinlich war ihr nicht einmal bekannt, dass Osiris sie gesandt hatte. Selbst seinem Vater war das Geheimnis von Meritusirs Herkunft unbekannt – einzig Seine Majestät und er wussten darum.
    Er nahm die beiden Rollen und verstaute sie in einer großen Holztruhe, in der er seine persönliche Korrespondenz aufbewahrte. Anschließend suchte er Meritusir auf, um ihr die Grüße seiner Familie auszurichten. Die harschen Worte seiner Mutter verschwieg er ihr. Er wollte seine Gemahlin nicht betrüben.
     
    * * *
     
    In Theben nahm das Leben seinen gewohnten Lauf. Sethis Plan war aufgegangen. Der Hohepriester aus Heliopolis war seines Amtes enthoben worden, und weder Ramses noch Ramose waren auf die Idee gekommen, dass hinter allem der Prinz steckte. Nun

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