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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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meinte Ramses anerkennend. »Natürlich erteile ich sie dir. Du sollst von mir unterzeichnete Referenzschreiben erhalten, die dir die Türen und Tore der Verwaltungen und Tempel öffnen werden. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis ich dir ein verantwortungsvolles Amt anvertrauen kann.«
    Sethi grinste. »Ein wenig wirst du dich noch in Geduld üben müssen, lieber Neffe. Ich bin noch lange nicht so weit.«
    »Wer ist eigentlich die junge Frau, die dir, wie mir berichtet wurde, nicht von deiner Seite weicht? Sollte sie das Glück gehabt haben, dein Herz zu erobern?«
    »Du meinst die kleine Rothaarige mit der mächtigen Oberweite?« Sethi lachte schallend. »Nein, Ramses, das ist seit gut drei Wochen vorbei. Sie hat mich im Bett erfreut, doch um mein Herz zu erobern, war sie mir zu einfältig.« Er wischte sich die Tränen aus den Augen und wurde wieder ernst. »Ich bin auf Senehat aufmerksam geworden. Sie ist die älteste Tochter des vierten Amun-Propheten.«
    »Senenmuts Tochter?« Ramses war verblüfft. »Ist sie nicht zu jung für dich? Senenmut ist doch noch gar nicht so alt.«
    Der Prinz grinste erneut. »Sie ist sechzehn, Majestät. Ich denke, sie ist alt genug für einen Mann.«
    Nachdenklich nickte der König. »Ich scheine nicht auf dem Laufenden zu sein. Nimmst du sie auf deiner Reise mit?«
    Unschlüssig seufzte Sethi. »Ich wollte mich eigentlich bilden. Wenn eine Frau an meiner Seite ist, werde ich sicher abgelenkt sein.« Gedankenverloren spielte er mit der Schärpe, die an seinem Gürtel hing. »Ich denke, ich lasse sie lieber in Theben. Soll ihr Vater gut über sie wachen, bis ich wieder zurück sein werde.«
    Es war ein kluger Zug von ihm gewesen, sich der Tochter seines Verbündeten zuzuwenden, obwohl Senehat ihn genauso wenig ansprach wie all die anderen jungen Frauen am Hof seines Neffen. Eine Verbindung mit ihr würde ihm jedoch die völlige Loyalität ihres Vaters zusichern. Senenmut sah seine Tochter schon als zukünftige Königsgemahlin, aber diese Ehre würde er ihr nie zuteilwerden lassen. Das stand einer anderen Frau zu – Meritusir. Senehat würde es höchstens zu einer von seinen Nebenfrauen schaffen. Er würde mit ihr ein paar Kinder zeugen, um seinen königlichen Pflichten Genüge zu tun und seine Dynastie zu sichern, und dann würde sie in einem dunklen Winkel seines Harims verschwinden, um alt und grau zu werden.
    Er grinste seinen königlichen Neffen fröhlich an.
    »Ich würde mich für dich freuen, Sethi, wenn Senehat endlich die Frau wäre, die du zur Gemahlin nehmen willst«, sagte Ramses, der von den Gedanken seines Onkels nichts ahnte. »Wenn du wieder von deiner Reise zurück sein wirst und ihr noch immer ineinander verliebt seid, stelle sie mir vor. Ich will sie kennenlernen.«
    »Wie du wünschst, Majestät.« Anbiedernd verneigte sich Sethi.
     
    * * *
     
    Ende des zweiten Monats der Aussaat erreichte der Prinz Memphis. Er hatte auf seinem Weg in mehreren Städten Halt gemacht, um den Tempeln und Verwaltungen einen Besuch abzustatten, denn er wollte in der Tat sein Wissen vergrößern. Einzig an der heiligen Stadt des Totengottes war er vorbeigefahren. Sethi hätte es nicht ertragen, seine geliebte Meritusir in den Armen des verabscheuten Rivalen zu sehen. Zudem war sein Hass auf Amunhotep zu groß, um ihn verbergen zu können.
    In Memphis bezog er einen kleinen Flügel im dortigen Palastbezirk und widmete sich in der Folgezeit den Heiligtümern der wichtigsten Götter Kemis und den Schreibstuben der Beamten. Nebenher knüpfte er heimlich eine Verbindung zu dem entmachteten Ramose, der vor den Toren der altehrwürdigen Königsstadt ein riesiges Landgut besaß. Bei einem Besuch bedauerte er dessen Degradierung, die er Ramses’ übertriebenem Stolz zuschrieb. Er träufelte ausreichend Gift in die Ohren des entmachteten Hohepriesters, sodass dieser sehr schnell bereit war, mit ihm zu paktieren.
    »Wenn ich dir helfe, Hoheit, dann verlange ich von dir mein altes Amt zurück. Zudem will ich von dir in das des Hohepriesters von Abydos eingesetzt werden«, forderte Ramose grimmig.
    Sethherchepeschef war verdutzt. »Soll es nicht auch noch das des Ersten Propheten des Amun-Re in Theben sein?«, fragte er spöttisch, und Ramose verneinte.
    »Das kannst du geben, wem immer du willst, Hoheit. Mir genügen die beiden anderen Posten.«
    »Also schön. Du sollst beide Ämter erhalten«, erwiderte Sethi. »Die Frau aber bekomme ich!«
    Ramose schmunzelte

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