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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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aber auch streng und ahndete jegliches Vergehen mit harten Strafen. Und er wäre sogar im Recht, denn es stand ihr, einer Dienerin, nicht zu, sich ein Urteil über einen Höhergestellten zu erlauben.
    Sethi, dem Satras Entsetzen über ihre Äußerung nicht entgangen war, legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Keine Angst. Ich werde dem Oberpriester nichts davon erzählen.«
    Über diese Berührung verstört, wich Satra einen Schritt zurück.
    Sethi hingegen konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Normalerweise lagen ihm die Frauen scharenweise zu Füßen – egal, ob adlig oder, so wie diese Leibeigene hier, von niederster Herkunft. Bei ihr verhielt es sich aber anscheinend anders.
    Der Onkel des Pharaos hatte nie auch nur einen Gedanken an die Gründung einer Familie verschwendet, bis er die Tochter des Wesirs kennengelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Nachdem sie gestorben war, hatte er sich reihenweise die schönsten und begehrenswertesten jungen Mädchen und Frauen in sein Bett geholt, um dem Schmerz zu entfliehen und die Lust zu stillen. Dabei war es Sethi einerlei gewesen, ob es sich bei seinen Bettgespielinnen um eine Adlige oder Unfreie gehandelt hatte. Es war ihm immer klar gewesen, dass neben seiner verstorbenen Frau keine andere hätte bestehen können, und so war es bisher auch keiner gelungen, sein Interesse zu wecken.
    Als er Satra zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte, war sie verschmutzt und verlaust gewesen. Angewidert hatte er sich von ihrem Anblick abgewandt. Nachdem er sie aber in Abydos wiedergetroffen hatte, hatte sich etwas bei ihm geregt, und er hatte das unbändige Gefühl gespürt, sie besitzen zu wollen.
    Wenn er ehrlich zu sich war, war es anfangs nur das fleischliche Verlangen gewesen, doch schon bald hatte er bemerkt, dass ihn bei dieser Frau noch etwas anderes reizte: Sie umgab eine geheimnisvolle Aura, sie interessierte ihn.
    Während der Fahrt von Abydos nach Memphis hatte er sie nicht aus den Augen gelassen und festgestellt, dass sie anders war als alle Frauen, denen er bisher begegnet war. Abends war er mit den Gedanken an sie eingeschlafen und morgens mit ihnen wieder erwacht. Er hatte sich stets gefreut, wenn sie zusammen mit Amunhotep auf die Barke seines königlichen Neffen kam, und einmal war ihm sogar Ramses gegenüber die unbedachte Frage herausgerutscht, wo denn Amunhotep seine Leibdienerin gelassen hätte, da dieser ohne sie auf dem Schiff des Königs erschienen war. Ramses hatte ihn nur verwundert angesehen und dann wissend gegrinst.
    »Warum weichst du zurück?«, wollte er wissen. »Bin ich so abstoßend?« Er schmunzelte erneut, und rasch schüttelte sie den Kopf. »Ich will dir nicht wehtun, Satra«, sagte er freundlich. »So heißt du doch, oder?«
    »Ja, Hoheit«, krächzte sie und räusperte sich.
    »Satra«, wiederholte Sethi gedankenverloren, »
Tochter des Re

    »Stimmt ...«, fügte Satra zögerlich hinzu. »Viele aber meinen, dass ich aufgrund meiner Haarfarbe und dessen, weswegen ich verurteilt wurde, auch wegen des schrecklichen Tods des Prinzen, an dem ich wahrlich unschuldig bin, wohl eher
Tochter des Seth
heißen sollte.«
    »Läufst du deshalb immer mit kahl geschorenem Schädel herum?«
    »Nein, es ist wegen der Hygiene. Die Läuse machen einem ganz schön zu schaffen. Zudem wünscht mein Gebieter es so.«
    »Ja, ja«, stellte Sethi verschmitzt lächelnd fest. »Es ist allgemein bekannt, dass man im Tempel des Osiris die Priester nicht von den Dienern unterscheiden kann, weil alle glatt rasiert sind. Ich dachte aber immer, dass Amunhotep zumindest bei den weiblichen eine Ausnahme macht.« Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, und verlegen senkte Satra den Kopf und starrte auf ihre Füße. »Wenn du mir dienen würdest«, schnitt Sethi behutsam das Thema an, weswegen er sich überhaupt der Leibeigenen genähert hatte, »würde ich so etwas von dir nicht verlangen, obwohl ...« Er strich ihr mit der flachen Hand über ihren gesenkten Kopf. »Es ist irgendwie ... erregend.« Er schmunzelte und merkte, dass sich etwas unter seinem Leibrock zu regen begann. Wohlig seufzend zog er seine Hand zurück und räusperte sich. »Zumindest würdest du in aller Öffentlichkeit eine Perücke tragen dürfen, aber der Oberpriester gesteht dir noch nicht einmal ein Amulett zu. Wie fändest du das?«
    »Ich ... ich verstehe nicht recht, was du meinst, mein Prinz?« Verlegen scharrte Satra mit den Zehen im Gras.
    »Aber

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