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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Oberkörper, die sie mit ihren Armen umschlang. Ihr Blick streifte dabei den kupfernen Armreif, der ihren linken Oberarm eng umschloss. Einem inneren Impuls folgend, nahm sie ihn ab. Ihre Haut darunter war hell.
    Ja, dachte sie grimmig, da habt ihr euch wirklich etwas Raffiniertes einfallen lassen, um die Lebenslänglichen – den Abschaum! – vom Rest der verbleibenden Masse zu trennen.
    Aber immer noch besser, als wenn man dir ein Mal eingebrannt oder dich verstümmelt hätte
, meldete sich die Stimmer wiederum ungefragt zu Wort, und Satra musste ihr zumindest in diesem Punkt zustimmen.
    Sie streifte den Reif wieder über und riss einen Grashalm aus, den sie sich um den Zeigefinger wand.
    Eigentlich bist du doch ganz schön dumm
, plapperte die Stimme munter weiter.
Du hockst hier versteckt im Garten und träumst von Dingen, die sowieso unerreichbar für dich sind. So schlecht ist Amunhotep doch gar nicht zu dir. Immerhin behandelt er dich menschlich, auch wenn der Prinz anderer Meinung ist. Du hast ein warmes und sauberes Lager, bekommst drei Mal täglich etwas zu essen, kannst dich waschen und sauber kleiden, und neuerdings nimmt er dich sogar mit, wenn er das Haus verlässt. Zugegeben
, räumte die Stimme fairerweise ein,
du kannst nicht tun, was du willst, und dich nach getaner Arbeit amüsieren gehen. Und was ein freier Tag ist, hast du auch schon beinahe vergessen. Vielleicht ändert sich das nun bald, nachdem Amunhotep endlich weiß, wer du wirklich bist.
    Ob ich vielleicht meine Freiheit wiederbekomme?
    Pah!
Die Stimme lachte höhnisch.
Und was würde geschehen, wenn du deine Freiheit wiedererlangt hättest? – Du müsstest den Buckel für einen anderen Herrn oder eine andere Herrin krumm machen, und wer weiß, wie die dich behandeln würden.
    Unbehaglich kratzte sich Satra am linken Oberarm, wo sie die Tätowierung des Gottes trug.
    Aber der Prinz hat doch gesagt, er wolle mir all die schönen Dinge schenken.
    Und für welchen Preis? Glaubst du ernsthaft, Sarah, Prinz Sethi ist irgendetwas an dir gelegen?
    Warum eigentlich nicht?, konterte Satra gereizt. Es ärgerte sie, dass sich diese naseweise Stimme in ihrem Kopf nicht einfach abstellen ließ.
    Erneut kratzte sie sich den linken Oberarm.
    Und deshalb willst du dich in die Arme und vor allem auf das Lager des Prinzen werfen?
, ließ die Stimme nicht locker.
    Mich auf sein Lager werfen?
    Überrascht sah Satra hoch.
    Wenn mir auch einige Rechte genommen wurden, so hat niemand – auch nicht ein Prinz! – das Recht, mich in sein Bett zu zerren!
    Siehst du, Sarah, du sagst es selbst. Er will dich ins Bett zerren, und dafür schenkt er dir schöne Kleider und Schmuck und verspricht dir die Freiheit, die er sicher nicht gewillt ist, dir zu geben, wenn er dich erst einmal besitzt.
    Verstört riss Satra die Augen auf, als wäre ihr gerade etwas zu Bewusstsein gekommen.
    Das würde ja bedeuten, dass ich mich dafür bezahlen lasse, wenn ich mit ihm schlafe ...
    »Niemals!«, rief sie empört aus. »Ich bin doch kein Mädchen aus einem dieser Bierhäuser, in dem ich Ibiranu getroffen habe. Nein, Prinz Sethi soll seine schönen Gewänder behalten! Ich lasse mich nicht zu seiner Bettgespielin machen und verrate Amunhotep, dem ich ewige Treue geschworen habe!«
    Wütend warf sie den Grashalm fort, nahm Schreibbinsen, Palette und Rollen auf und sprang auf die Beine. Dann schlüpfte sie in ihre Sandalen und lief aufgebracht zurück zu den Gemächern der königlichen Gäste.
    Den vor der Tür wachenden Maiherperi fragte sie, ob Amunhotep anwesend sei, aber der Nubier verneinte. Also beschloss Satra, ins Wohngemach zu gehen und dort auf seine Ankunft zu warten.
    Als sie in den Vorraum trat, stieß sie mit Ki zusammen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, musste er bereits mit Amunhotep gesprochen und somit erfahren haben, dass Satra ihn hintergangen hatte.
    »Du verlogene kleine Dienerin«, fuhr er sie in scharfem Ton an. »Der Gebieter hatte dir gar nicht den Auftrag gegeben, Rollen und Schreibzeug zu holen.« Seine Augen funkelten Satra böse an. »Also, was wolltest du damit?« Er wollte nach den Schriftrollen greifen, die sie unter den rechten Arm geklemmt hatte, aber sie wich zurück.
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, blaffte sie und reichte ihm stattdessen das Schreibzeug. »Du kannst dich ja bei unserem Gebieter über mich beschweren gehen. Das wird aber nicht nötig sein. Ich habe nämlich vor, ihm eigenhändig die Rollen zu übergeben.« Sie

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