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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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nicht entgangen, dass Satra in ihren Ausführungen des Öfteren von
wir
gesprochen, sich aber schnell verbessert hatte und allein Amunhotep den Erfolg zugestand.
    »Sage deinem Gebieter, dass ich erfreut bin, dass er innerhalb so kurzer Zeit eine Lösung gefunden hat. Morgen Vormittag soll er persönlich bei mir im Palast erscheinen, um mir davon zu berichten. Du darfst ihn begleiten, doch jetzt lass mich allein.«
     
    * * *
     
    Ramses war begeistert, als ihm Amunhotep am darauffolgenden Tag anhand der Zeichnungen von dem geplanten Haus für die Ewigkeit berichtete.
    »Aber könnte man das nicht auch so in Theben bauen?«, fragte er, und Satra entging nicht, dass sich Ramses noch immer nicht damit abgefunden hatte, nicht in der Nähe seiner Vorfahren bestattet zu werden.
    »Natürlich wäre das möglich, Majestät ...«, antwortete Amunhotep zögerlich und seufzte, machte aber keinerlei Anstalten, fortzufahren.
    »Aber?«, wollte Ramses wissen und sah fragend zu Amunhotep, der anstatt einer Antwort seiner Dienerin einen verstohlenen Blick zuwarf, worauf diese wagte, unaufgefordert das Wort an ihn zu richten.
    »Majestät, wir sind uns einig, dass ein Haus für die Ewigkeit unter dem Fußboden eines Tempels, ja sogar des geheimsten Teils eines Tempels, bedeutend sicherer ist als eines in einem zwar gut bewachten, aber dennoch unübersichtlichen Felsental. Zudem ist im Königstal kein Platz, um ein Heiligtum zu errichten. Du könntest natürlich auf dem thebanischen Westufer bauen, wo schon die Häuser der Millionen Jahre deiner Vorgänger stehen ...« Sie zuckte mit den Schultern, während sich Ramses nachdenklich am Hinterkopf kratzte.
    »Und du bist dir wirklich sicher, dass ich in Abydos ungestört ruhen werde, bis mich ...« Er biss sich auf die Zunge. Das war geheimstes Wissen, das einer Dienerin, selbst wenn sie von den Göttern gesandt worden war, nicht zur Kenntnis gelangen durfte.
    Erwartungsvoll sah Satra ihn an und hätte zu gern erfahren, was er hatte sagen wollen, doch Ramses ließ seine Frage unbeendet. Also erwiderte sie: »Majestät, leider muss ich dir sagen, dass es nichts gibt, was wirklich sicher ist. Ich weiß aber, dass die Häuser der Ewigkeit in den Felsmassiven nicht sicher sind. Zudem vertraue ich auf die Redlichkeit der Menschen und kann mir nicht vorstellen, dass sich das gesamte Personal eines Tempels zusammenschließen würde, um die letzte Ruhe ihres zu Osiris gegangenen Herrschers zu stören.«
    »Und wie werden die Räuber in deiner Zeit reagieren?«, fragte Ramses besorgt.
    »Für sie ist klar, dass die meisten Gräber bereits in zurückliegenden Zeiten geplündert wurden. Wenn man deines im Königstal leer vorfindet, wird es niemanden überraschen. Ich glaube kaum, dass irgendjemand auf die Idee kommen wird, dein Haus für die Ewigkeit unterhalb deines Heiligtums in Abydos zu vermuten. Allerdings sollten darüber keinerlei schriftlichen Aufzeichnungen existieren, die den Menschen in späteren Jahrhunderten zur Kenntnis gelangen könnten.« Als Satra Ramses’ fragenden Blick auf sich ruhen spürte, ergänzte sie: »Ich erwähne das, weil in meiner Zeit die betreffenden Leute, ich meine damit die Gelehrten, nicht zögern würden, deinen Tempel abzubauen, um an dein Grab zu gelangen ... natürlich nur zu rein wissenschaftlichen Zwecken. Anschließend würden sie das Heiligtum natürlich wieder errichten, so wie es gewesen ist«, fügte sie schleunigst hinzu, denn Ramses’ Miene verfinsterte sich.
    »Ich werde einfach den Gedanken nicht los, dass ihr nicht doch Grabräuber seid«, knurrte er. »Warum sonst solltet ihr meinen Tempel abbauen, um an mein Ewiges Haus zu gelangen?«
    Satra versuchte es mit einem versöhnlichen Lächeln. »Räuber tun so etwas, um sich zu bereichern, Majestät. Ihnen ist völlig egal, ob die Mumie Schaden nimmt oder nicht. Es gibt aber Menschen, die nicht so denken. Diebe würden auch nie auf die Idee kommen, deinen Tempel vorsichtig Stein für Stein abzutragen, um ihn hinterher wieder genauso zu errichten, wie er war. Sie sind einzig und allein auf ihren Vorteil bedacht, sich an fremden Schätzen zu bereichern.«
    Skeptisch musterte Ramses die Dienerin. »Und die anderen, die Gelehrten deiner Zeit, sind das nicht?«
    »Nein, Majestät. Bitte glaube mir, es ist für dich sicher schwer, das zu verstehen. Es ist aber so, und ich kann es auch nicht besser erklären. Niemand will sich an den Beigaben bereichern oder die Mumien zerstören, im Gegenteil. Es wird

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