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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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ins Ohr geträufelt? War es Sethherchepeschef? – Meritusir ist eine freie Frau und hat aus freien Stücken Sethis Antrag abgelehnt. Ich habe damit überhaupt nichts zu tun.«
    »Das glaube ich dir nicht!«
    »Dann lässt du es eben bleiben!« Amunhotep war wütend.
    »Beweise es, und ich nehme all meine Beschuldigungen zurück.«
    »Und wie sollte ich es dir beweisen?«
    Die Prinzessin seufzte und warf all ihren Stolz von sich. »Indem du mich hier und jetzt liebst.«
    »Niemals!«, zischte Amunhotep und drehte Bintanat den Rücken zu, während sich seine Gedanken zu überschlagen begannen.
    Was hatte sie ihm gerade unterstellt? Er sollte sich in seine Leibdienerin verliebt haben? Er war fassungslos und erzürnt.
    »
Nie-mals?
«, fragte Bintanat jede Silbe betonend, und sie fasste einen Entschluss, der sie zutiefst befriedigte, aber auch todtraurig stimmte. Wenn sie Amunhotep nicht besitzen durfte, dann sollte es auch keine andere. Sie wollte ihn bestrafen, hart und unerbittlich. Er sollte leiden für all ihr Schmachten und ihre Sehnsucht nach ihm und für die Antwort, dass er niemals sein Lager mit ihr teilen würde. »Ist deine Entscheidung endgültig?«,
    Amunhotep drehte sich ihr wieder zu und sah ihr fest in die Augen. »Ja, Hoheit. Es tut mir leid, aber ich liebe dich nicht.« Er neigte ergeben den kahl rasierten Schädel, und das Licht der Öllampen spiegelte sich auf seiner geölten Kopfhaut wider.
    »Also gut, Priester, dann kann ich nichts dagegen tun. Ich habe jedoch eine Bitte: Lass uns in Freundschaft auseinandergehen.«
    Bintanat war aufgestanden und trat auf ihn zu. Sie hob die Arme, um seinen Kopf in ihre Hände zu nehmen, und zog ihn sanft zu sich herunter.
    Amunhotep ließ es geschehen.
    Die Lippen der Prinzessin bebten, als sie die des Priesters fanden, und sie legte all ihre Liebe in diesen ersten und auch letzten Kuss, den sie dem Mann geben durfte, den sie so sehr begehrte. Zu ihrem eigenen Erstaunen sträubte sich Amunhotep nicht dagegen. Er schien ihren Kuss sogar zu erwidern.
    Einen kurzen Moment genoss sie seine Lippen, dann stieß sie ihn von sich.
    In ihren Augen glitzerten Tränen, als sie ein paar Schritte zurücktrat. Dann griff sie mit den Händen entschlossen in den dünnen Stoff ihres Kleides und zerriss ihn mit einem Kreischen.
    »Was tust du da?«, rief Amunhotep entsetzt und stürzte auf sie zu. Er packte sie bei den Handgelenken und wollte sie an ihrem Tun hindern, aber sie biss und trat nach ihm und schrie erbärmlich um Hilfe.
    Sofort wurde die Tür aufgerissen, und Amunhoteps Leibwächter und Hekaib stürzten in das Schlafgemach ihres Herrn. Beim Anblick des Mannes und der Frau, die erbittert miteinander rangen, blieben beide wie angewurzelt stehen.
    Amunhotep wollte Bintanat wieder freigeben, aber diese hatte in der Zwischenzeit seine Handgelenke umfasst und ließ sie nicht los. Erst als zwei weitere Soldaten der Palastgarde angestürzt kamen, stieß sie ihn von sich und warf sich den Männern jammernd in die Arme.
    »Nehmt ihn fest, Soldaten!«, kreischte sie wie von Sinnen und wies mit dem ausgestreckten Finger auf Amunhotep. »Er hat versucht, mir Gewalt anzutun.«
    Mit den Fetzen ihres edlen Gewandes bedeckte sie notdürftig ihre Blöße, während ein Weinkrampf ihren schlanken Leib schüttelte, den sie nicht einmal vortäuschen musste. Bintanat wusste, dass sie Amunhoteps Leben soeben zerstört hatte und somit jede Aussicht, ihn jemals zu besitzen.
    Amunhotep wollte etwas erwidern, aber einer von Pharaos Soldaten gab ihm unmissverständlich zu verstehen, dass es besser für ihn wäre, den Mund zu halten und widerstandslos zu folgen.
    Kopfschüttelnd gehorchte er, warf zuvor aber noch einen wütenden Blick in Bintanats Richtung, die zusammengekrümmt an einer Säule lehnte und bitterlich weinte. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass ihre unerwiderte Liebe sie derart rachsüchtig machen würde.
    Hoch erhobenen Haupts folgte er den beiden Wachen, die ihn in eine leer stehende Kammer im Bereich ihrer Unterkünfte sperrten. Am nächsten Morgen würden der Wesir oder der Pharao persönlich entscheiden, was mit ihm geschehen sollte.
     
    * * *
     
    Den Rest der Nacht machte Amunhotep kein Auge zu. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um das, was passiert war. Vor allem ging ihm nicht aus dem Sinn, was ihm Bintanat unterstellt hatte. Sie schien fest davon überzeugt zu sein, dass er sich in Meritusir verliebt hatte, und er fragte sich, wie sie darauf gekommen

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