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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Wein, Hoheit?«, fragte er und warf einen kurzen Blick auf Bintanat.
    Diese verzog das Gesicht. »
Hoheit
«, äffte sie ihn nach. »Wir kennen uns schon so lange, und noch immer redest du mich förmlich an«, schmollte sie, entledigte sich ihres Obergewandes und nahm die Schale, die er ihr reichte. Dabei berührte sie seine Hand. Verlangend glitten ihre Finger über seine.
    »Aber, Prinzessin, das bist du doch«, meinte er verwirrt und zog seine Hand zurück.
    »Ja, Amunhotep, das bin ich. Ich bin aber auch eine Frau, eine fast zweiundzwanzigjährige Frau in der Blüte ihres Lebens, die allmählich zu verdorren beginnt, wenn sich nicht bald jemand um sie kümmert. Ich bin eine Frau, die Gefühle hat, die Liebe verspürt und geliebt werden will, die begehrt und die ihre Gefühle nicht erwidert findet«, platzte sie heraus und stellte die Schale krachend auf den Tisch, sodass der Wein überschwappte. »Was hast du gegen mich? Bin ich etwa nicht gut genug für dich, oder bist du tatsächlich so blind, dass du nicht bemerkt haben solltest, dass ich dich seit Jahren begehre!« Sie war aufgestanden und trat ganz dicht an Amunhotep heran, sodass sie seinen warmen Atem auf ihrer Stirn spüren konnte. »Nimm mich in die Arme«, bat sie mit vor Verlangen zitternder Stimme. »Halt mich ganz fest, so wie du es getan hast, nachdem mein Neffe von den Krokodilen zerfleischt worden ist.« Sie wollte ihm ihre Arme um den Hals legen, doch er wich zurück.
    »Hoheit ...«, brachte er verstört über diesen unerwarteten Gefühlsausbruch hervor.
    »Was ist los, Priester? Bin ich so abstoßend und hässlich?«, schrie sie ihn an und begann zu schluchzen. »Ich habe immer zu Isis und Hathor gebetet, dass du mich eines Tages lieben wirst, so wie ich dich seit über acht Jahren liebe.« Wie ein Häufchen Elend stand sie vor Amunhotep, und die Tränen rannen ihr übers Gesicht. »Warum nur kannst du nicht das Gleiche für mich empfinden?«, fragte sie und sah ihm wehmütig in die Augen.
    Amunhotep seufzte verlegen und wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Es entstand eine Pause, in der beide ihren Gedanken nachhingen, bis er endlich das quälende Schweigen brach.
    »Es tut mir aufrichtig leid, Hoheit, wenn ich dir durch mein Verhalten den Glauben gegeben haben sollte, dass ich dich ...« Ihm wollte nicht das richtige Wort einfallen, und so blieb der Rest ungesagt.
    »... liebe?«, beendete sie seinen Satz, und er zuckte nur ratlos mit den Schultern. »Nein, Amunhotep, da brauchst du wahrlich keine Schuldgefühle zu haben«, setzte sie kalt hinzu. »Du hast dich zwar immer höflich und korrekt verhalten, ich habe aber stets gespürt, dass es dir eher lästig war, meine Anwesenheit ertragen zu müssen.«
    Bintanat hatte sich wieder gesetzt und sah ihn starr an. Ihre Tränen waren versiegt, und mit einem Mal waren nur noch Hass und Abscheu in ihrem Gesicht zu erkennen.
    Betroffen nahm auch Amunhotep Platz und starrte verlegen in seinen Wein. »Das habe ich nicht gewollt«, flüsterte er beinahe, doch sie winkte ab.
    »Es ist meine eigene Dummheit, dass ich einem Mann seit acht Jahren hinterherlaufe, der mich niemals für voll genommen hat. Sethherchepeschef hat recht! Es ist alles nur ein Trugschluss, wenn ich glaube, dass du und ich einmal zueinander finden werden.« Sie nahm ihre Trinkschale wieder in die Hand und nippte am Wein. »Ich bin eben nicht so eine begehrenswerte, intelligente Frau, wie es eine gewöhnliche Dienerin zu sein scheint. Ich habe vielleicht zu weiche, glatte Haut und rieche zu angenehm. Wahrscheinlich lieben bestimmte Männer genau das Gegenteil.« Sie funkelte ihn über den Rand der Schale herausfordernd an, doch Amunhotep schien nicht zu verstehen, worauf sie anspielte. »Soll ich dir auf die Sprünge helfen?« Bintanats Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt, und aufgebracht wischte sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich spreche von dieser Meritusir, in die auch Sethi sich verliebt hat.«
    Amunhotep hielt abrupt in seiner Bewegung inne, den Wein an den Mund zu führen, und starrte sie verständnislos an. »Was hat meine Dienerin mit meinen Gefühlen dir gegenüber zu tun?«
    Verächtlich lachte Bintanat auf. »Tu bloß nicht so unschuldig, Priester! Ich weiß genau, dass du sie begehrst und deshalb meinem Onkel nicht überlassen willst.«
    »Das ist doch Unsinn, Prinzessin!« Amunhotep knallte erbost die Schale auf den Tisch und sprang von seinem Stuhl auf. »Wer hat dir diese Dummheit

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