Der Wunschtraummann
Gefühl, wir haben Pippa zum letzten Mal gesehen.
Anschließend gehen wir wieder nach drinnen zur Party, und Fiona macht sich auf die Suche nach Sir Richard, und als sie ihn gefunden hat, hakt sie sich bei ihm unter, so leicht und selbstverständlich, als habe sie nie etwas anderes getan. Wie ich sie so von der anderen Seite des Raums beobachte, muss ich schon sagen, die beiden geben wirklich ein schönes Paar ab. Sir Richard ist ihr ganz offensichtlich rettungslos verfallen, ständig holt er ihr etwas zu knabbern und himmelt sie an, wohingegen Fiona ihm unsichtbare Flusen vom Jackett zupft und ihm unauffällig ein Zeichen gibt, wenn er Krümel am Kinn hat.
Ein wohliges Glücksgefühl breitet sich in mir aus. Meine beste Freundin ist verliebt, Sir Richard hat seinen Geschäftsabschluss gemacht, die Party ist ein voller Erfolg … der DJ hat inzwischen losgelegt, und ich schaue zu, wie alle auf der Tanzfläche herumzappeln. Alles hat sich zum Guten gewendet, bis auf – ich schaue mich im Raum um und hoffe, irgendwo einen großen, schlanken, gut aussehenden Mann zu entdecken, mit breiten Schultern und verstrubbelten schwarzen Haaren.
Wo bist du nur, Fergus? , frage ich mich still, wohl wissend, dass ich keine Antwort darauf bekommen werde. Den ganzen Abend versuche ich schon, nicht an ihn zu denken, aber je später es wird, desto öfter schaue ich zur Tür in der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch kommt. Aber nein. Er kommt nicht.
»Ich dachte, ich schaue mal vorbei und sage Hallo.« Ich drehe mich um und sehe Fiona neben mir stehen. »Ich habe Ricky losgeschickt, damit er noch ein paar von diesen köstlichen Frühlingsröllchen besorgt.« Sie grinst mich an, doch dann runzelt sie besorgt die Stirn. »Hey, alles okay bei dir?«
»Bloß ein bisschen müde«, schwindele ich. »Ich glaube, ich gehe nach Hause …«
»Jetzt schon?« Ihr Gesicht wird ganz lang vor Enttäuschung.
»Ich will schließlich nicht den letzten Bus verpassen«, versuche ich zu scherzen, aber Fiona kann ich damit nicht hinters Licht führen.
»Soll ich mitkommen?«, fragt sie fürsorglich.
»Nein, natürlich nicht!«, protestiere ich rasch. »Du bleibst hier, das ist dein Abend.« Ich lächele ihr aufmunternd zu. »Übrigens, heißt Frühlingsröllchen, ab jetzt gibt es keine Regenbogendiät mehr?«
Sie lacht. »Nie mehr, versprochen. Keine blöden Modediäten mehr, keine heimlichen Fressattacken, keine Suche mehr nach blauen Nahrungsmitteln.« Ungläubig schüttelt sie den Kopf.
»Glückwunsch, meine Lieblingsfreundin«, sage ich leise, und diesmal meine ich nicht die Verlobung, sondern den Kampf, den sie, so lange ich sie kenne, gegen sich und das Essen führt und den sie nun endlich, wie es scheint, gewinnen könnte.
»Du bist die Nächste«, sagt sie mit Überzeugung.
»Ach, das glaube ich nicht«, entgegne ich mit einem schiefen Lächeln.
»Glaub mir, andere Mütter haben auch schöne Söhne. Sieh dir nur mich und Ricky an«, versucht sie mir Mut zu machen. Jetzt, wo Fiona sich verliebt hat, möchte sie ihr Glück mit der ganzen Welt teilen. »Wenn du es am wenigsten erwartest, findest du jemanden.«
»Aber das ist es ja, Fi. Ich habe ja schon den Richtigen gefunden.«
Sie hat eindeutig zu viele Cocktails getrunken und blinzelt mich mit zusammengekniffenen Augen beschwipst an. »Hä?«
»Ach, das ist eine lange Geschichte«, wiegele ich rasch ab. »Die erzähle ich dir ein andermal. Und jetzt geh und amüsier dich.« Und damit setze ich ein Lächeln auf, umarme sie fest, winke ihr dann zum Abschied kurz zu und bahne mir den Weg durch die anderen Partygäste zu der imposanten Flügeltür aus Mahagoni.
Die drücke ich auf. Die Lobby auf der anderen Seite ist still und verlassen, und als ich zur Garderobe gehe, fällt mein Blick auf den großen, vergoldeten Spiegel. Wie ich mich so in dem roten Seidenkleid sehe, werde ich plötzlich ganz traurig. Das Kleid habe ich zwar, aber wie sagte die Ladenchefin so schön: »Jetzt brauchen Sie nur noch jemanden zum Tanzen.« Und wenn das Leben ein Tanz ist, dann gibt es nur einen, mit dem ich es tanzen möchte.
Fergus.
Da trifft es mich plötzlich wie ein Schlag. Ich kann es nicht mehr leugnen. Ich habe mich in Fergus verliebt. Ich liebe es, dass er aus Bohnen auf Toast das leckerste Essen der Welt zaubert; dass er Silvester nicht ausstehen kann und aus dem, was andere wegwerfen, etwas Neues macht; dass er sein Leben bei einem halsbrecherischen Rennen durch London aufs Spiel gesetzt
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