Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
nach zeigt ihr regelmäßiges Bikram-Yoga Wirkung. Ich nehme mir vor, mich beim nächsten Mal an den Sonnengrüßen zu versuchen, statt die ganze Stunde über in der Kind-Position zu verharren und so zu tun, als sei ich gerade bei meinem »Zyklus«.
»Du auch.« Sie runzelt die Stirn. »Hey, alles O.K.?« Auf Jess ist einfach Verlass. Nur einer besten Freundin fällt auf, dass ich etwas auf dem Herzen habe. Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken, es ihr nicht zu sagen, ehe mir aufgeht, wie lächerlich das wäre. »Ich habe gerade herausgefunden, dass Daniel heiratet«, erkläre ich mit sachlicher Stimme.
Sie zieht mich in eine Ecke. »Heiraten?«, stößt sie ungläubig hervor. »Wen denn?«
»Tja, das glaubst du mir nie im Leben …«
»Wer ist es?«
»Lady Charlotte.«
Jess klappt der Kiefer herunter. »Ist das dein Ernst?«
»Todernst.«
»Heiliges Kanonenrohr, Heather. Und wie geht es dir?«
Ich zucke die Achseln. »Das kannst du dir bestimmt vorstellen.« Sie nickt verständnisvoll. »Aber was viel schlimmer ist …«
»Schlimmer?« So etwas ist ein Ding der Unmöglichkeit für Jess. Heiraten ist für sie ein Wettlauf, bei dem es gilt, vor dem Ex die Ziellinie zu überqueren, alles andere wäre eine bodenlose Schande.
»Brian und ich sind die offiziellen Hochzeitsfotografen.«
Ausnahmsweise ist Jess sprachlos. »Tja, jedenfalls bist du viel hübscher als sie«, erklärt sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hat. »Sie hat unglaublich dicke Knöchel.«
Unwillkürlich lächle ich. Offenbar sind Lady Charlottes kräftige Knöchel berüchtigt.
»Und was diesen niederträchtigen Daniel betrifft - du hast doch inzwischen einen viel netteren Mann kennen gelernt. Du hast selbst gesagt, James sei perfekt.«
»Du hast Recht. Es geht mir auch gut, ehrlich …«
»Oy, slut.«
Ich höre jemanden höhnisch lachen und fahre herum, um zu sehen, auf wen diese Beschimpfung gemünzt war. Ehe mir schockiert klar wird, dass ich es bin. »Hast du gehört, wie der Kerl mich genannt hat?«, stoße ich entrüstet hervor.
»Gewöhn dich lieber dran, Schätzchen«, kichert einer von Jess’ Stewards, der sich als Neil vorstellt und mir in Honig geröstete Erdnüsse anbietet. »Das ist Teil der Show. Wann immer du Brad auf der Bühne siehst, musst du ›asshole‹ brüllen, und bei Janet schreist du ›slut‹. Er zwinkert Brian zu, der errötet und sich eine Erdnuss nimmt. Seltsam, ich könnte schwören, er hätte gesagt, er sei allergisch dagegen.
Ich wende mich wieder Jess zu und stemme in gespielter Empörung die Hände in die Hüften. »Willst du mir damit vielleicht irgendetwas sagen?«, schmolle ich gutmütig.
Sie ignoriert mich und packt stattdessen einen großen muskulösen Mann beim Arm, der mit dem Rücken zu mir steht. »Ich möchte dir jemanden vorstellen«, sagt sie, unfähig, den Stolz in ihrer Stimme zu verbergen. »Heather, das ist Greg.«
Er dreht sich um und klimpert mit seinen falschen Wimpern. »Freut mich sehr«, sagt er und lächelt. Als Erstes fällt mir sein Lächeln auf: Als er den Mund verzieht, bemerke ich die zarte weiße Narbe, die durch seinen Amorbogen verläuft, ein Anblick, der mir irgendwie bekannt vorkommt.
»Mich auch«, erwidere ich und versuche, sein Gesicht einzuordnen. Was nicht ganz einfach ist, wenn ein Mann falsche Wimpern und Damenunterwäsche trägt. »Sind wir uns schon mal irgendwo begegnet?«
»Oh, nein«, wiegelt er ab. »An Sie würde ich mich definitiv erinnern«, fährt er fort und sieht mich in einer Art und Weise an, die ich, wäre er nicht mit meiner besten Freundin Jess zusammen, als flirtend bezeichnen würde.
»Und, wo ist dein Begleiter?«, erkundigt sich Jess.
»Oh, Gabe hat etwas erzählt, er sei bei seinem Onkel zum Abendessen eingeladen.« Es lässt mich immer noch nicht los. Wo habe ich diesen Greg schon mal gesehen? Es ist, wie wenn man sich einen Film ansieht und einem beim besten Willen der Name eines Schauspielers nicht mehr einfällt.
»Ich meinte James«, erklärt sie spitz.
»Oh, klar, natürlich.« Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, sie hätte von Gabe gesprochen? »Er müsste jeden Augenblick hier sein. Wahrscheinlich steckt er im Stau.«
»Hey, die Show fängt gleich an. Wir sollten reingehen«, unterbricht einer der Stewards und rettet mich aus meiner Verlegenheit.
»Los, gehen wir.« Jess hakt sich bei Greg unter.
Alle machen sich auf den Weg. Innerhalb weniger Minuten leert sich das Foyer, während ich zurückbleibe und
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