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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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anzuschalten. Augenblicklich bin ich in weiches karmesinrotes Licht getaucht und lasse mich auf einen Stuhl fallen, um den Schock über die bevorstehende Heirat von Daniel und Lady Charlotte zu verdauen.
    Nach einem Moment reiße ich mich zusammen. O.K., dann heiratet er eben, verdammt noch mal. Na und? Wenn er sich in dieser Sekunde hinknien und dich fragen würde, ob du ihn heiraten willst, würdest du dann Ja sagen, Heather? Nein, würdest du nicht. Und wieso nicht? Weil er ein Lügner und Betrüger ist, weil du einen reizenden neuen Freund namens James hast und weil …
    Na ja, eben einfach so. Ich stehe auf und wende mich unserem chaotischen Ablagesystem in der Dunkelkammer zu. Ab sofort werde ich jeden Gedanken an Daniel aus meinem Gedächtnis verbannen. Also, wo habe ich die Filme hingelegt?
    Nach einer guten Viertelstunde habe ich sie aufgestöbert und schalte den CD-Player ein. Diesmal läuft Chess, und während ich die Schalen mit der Entwicklerflüssigkeit vorbereite, summe ich leise mit, froh über die Ablenkung. Allmählich finde ich Gefallen an diesen Musicals, und als die ersten Akkorde des Duetts von Elaine Page und Barbara Dickson ertönen, durchströmt mich ein Glücksgefühl. Ich beuge mich vor, um lauter zu drehen, als mein Mobiltelefon läutet.
    Meine Stimmung verschlechtert sich schlagartig. Lady Charlotte? So schnell?
    Ich hebe ab und starre auf die Nummernkennung. Unbekannter Anrufer. Normalerweise reagiere ich auf so etwas nicht. Entweder es handelt sich um Kreditkartenfirmen, die Geld von mir haben wollen, oder es ist jemand von Blockbuster, meiner Videothek, der wissen will, wo Swept Away abgeblieben ist. Aber jetzt ist alles ganz anders. Ich habe diesen Monat den Minimalbeitrag zurückgezahlt, und die Videokassette ist vor ein paar Tagen aus heiterem Himmel auf dem Fernseher aufgetaucht.
    O.K., nicht ganz, gebe ich mit einer gewissen Befriedigung beim Gedanken an das Heidekraut zu. Neuerdings scheint es zur Gewohnheit zu werden, dass mir aus heiterem Himmel irgendwelche Dinge passieren.
    »Hallo?« Ich frage mich, was Lady Charlotte diesmal haben will, ziehe ein Blatt Papier heran und krame nach einem Stift.
    »Hallo, kann ich bitte Heather Hamilton sprechen?«
    Zu meiner Überraschung dringt eine Männerstimme an mein Ohr. Sie klingt distinguiert und eher nach einem älteren Herrn. Wahrscheinlich der Butler.
    »Am Apparat«, knurre ich, öffne eine Schublade und krame darin herum. Verdammt, wie soll ich in diesem Chaos irgendetwas finden?
    »Oh, hallo, Miss Hamilton, hier spricht -«
    »Moment, könnten Sie kurz dranbleiben?« Ich greife tief in die Schublade hinein, bis zur Armbeuge, und suche weiter. Meine Güte, man sollte doch annehmen, dass hier irgendwo ein Filzstift herumliegt.
    Verdammt. Ich gebe es auf. Dann muss ich eben meinen Eyeliner benutzen.
    »… vielleicht sollte ich später noch einmal anrufen.«
    Ich ziehe meine Hand aus der Schublade und starre das Telefon an. Hat er später gesagt?
    Ein boshafter Gedanke nimmt in meinem Kopf Gestalt an. Tja, Brian ist an der Reihe, sage ich mir und bin ernsthaft in Versuchung, den Butler zu bitten, er solle sich später unter der Büronummer noch einmal melden. Doch dann siegt die verantwortungsbewusste Assistentin in mir. Mag sein, dass Lady Charlotte Brautzilla das Monster ist und meinen Ex-Freund heiratet, aber ihre Hochzeit reißt Together Forever immerhin aus den Fängen des Bankrotts. Und rettet meinen Job.
    »Nein, schon gut«, sage ich resigniert und ziehe den Kholstift aus meinem Kosmetiktäschchen. »O.K., und was sind Charlottes neueste Forderungen … Ich meine natürlich Vorschläge?«
    »Charlotte?«, wiederholt die Stimme am anderen Ende der Leitung, die auf einmal ziemlich kurz angebunden klingt.
    »Tut mir leid, Lady Charlotte«, korrigiere ich mich schnell. Also ehrlich, dieses ganze Theater mit den Adelstiteln ist doch lächerlich. Auf einmal fällt mir Gabes Bemerkung ein, dass sie nicht zwangsläufig eine Lady sein müsse, nur weil sie diesen Titel trage, und muss grinsen.
    »Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor«, sagt der Mann. Inzwischen höre ich einen leicht amerikanischen Akzent heraus, der erste Zweifel in mir weckt. Vielleicht spreche ich ja gar nicht mit Lady Charlottes Butler. Was bedeutet, dass ich doch jemanden von der Kreditkartenfirma an der Strippe habe.
    Wie American Express.
    Augenblicklich läuft ein Film vor meinem geistigen Auge ab, wie ich das halbe Dessous-Geschäft aufgekauft

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