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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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starre ich ihn an. Allerdings muss ich zugeben, dass Brian außerordentlich wohlgeformte Beine hat.
    Er lächelt verlegen. »Tut mir leid, ich hab mich ein bisschen mitreißen lassen. Was sagtest du gerade?«
    »Oh, nichts«, wiegle ich beiläufig ab. Es scheint mir nicht länger der richtige Augenblick zu sein, ihm von dem Vorstellungsgespräch zu erzählen. Ich strecke die Hand aus und packe einen der Strapse. »Ich sag’s dir später.«

KAPITEL 31
    Ein weißer Minivan hupt, während sich der Fahrer aus dem Fenster hängt und irgendetwas Unverständliches brüllt - und nachdem ich gesehen habe, was er mit seiner Zunge anstellen kann, will ich es lieber gar nicht wissen.
    Mit gesenktem Kopf, die Augen fest auf den mit Kaugummi übersäten Bürgersteig geheftet, gehe ich neben Brian durch den grauen Asphaltdschungel von Hammersmith. Ich würde alles tun, um den Blicken zu entgehen, die uns verfolgen, seit wir das Büro verlassen haben: Rentner, die mit ihren Einkäufen in der Hand vor Marks & Spencer stehen bleiben und uns mit offenem Mund anstarren, gackernde Teenager, die sich gegenseitig anrempeln, angetrunkene Geschäftsmänner, die hinter den Fensterscheiben des Rat & Parrot sitzen und in wortlosem Staunen ihr Bier trinken. Zuvor wurden wir von Japanern angesprochen und um ein Foto gebeten. Man könnte glauben, die Welt hätte noch nie einen Mann in den Sechzigern in einer Latex-Corsage mit Strapsen und 10-Zentimeter-Stilettos gesehen.
    Es ist kurz nach sieben, und Brian und ich sind unterwegs zum Apollo Theatre, um uns die Rocky Horror Show anzusehen.
    »Vielleicht hätten wir doch lieber ein Taxi nehmen sollen«, beschwert sich Brian, als er erneut stehen bleiben muss, um einen seiner Strapse hochzuziehen. Ungeduldig zerrt er an den Verschlüssen herum, und seine feingliedrigen Hände, die so geschickt im Umgang mit den technischen Finessen einer Hasselblad-Kamera sind, verkümmern mit einem Mal zu einem Paar unbrauchbarer Ziergegenstände. »Meine Güte, wie macht ihr Hühner das nur?«
    »Hühner haben Federn, Brian«, erkläre ich eisig. »Frauen nicht.«
    Ich verschränke die Arme über meiner rosa Strickjacke, während mein Blick auf mein Spiegelbild im Fenster von Starbucks fällt. Ich trage einen rosa Faltenrock, hautfarbene Feinstrumpfhosen und ein Paar braver Schürschuhe, die ich nicht mehr angehabt habe, seit ich mit 17 samstags als Aushilfsverkäuferin in einem Schuhgeschäft gejobbt habe.
    Das Outfit war Jess’ Idee. Sie gehört zu den leidenschaftlichen Fans, die die Show bestimmt hundert Mal gesehen haben und alle Schritte bis zum Time Warp auswendig kennen. Sie hat das Ganze organisiert, hat vor Monaten bei der Tickethotline angerufen, mir ihr Ersatzkostüm geliehen und aufgeregt erzählt, ich würde »die perfekte Janet« abgeben. Ihre Begeisterung war so ansteckend, dass ich mich von ihrem Kompliment geschmeichelt gefühlt habe. Das einzige Problem mit Jess ist, dass sie gern übers Ziel hinausschießt. Zweifelnd starre ich mein altmodisches Spiegelbild an. Stellen Sie sich Doris Day in Hushpuppies vor.
    Ehrlich, ich will ja nicht wie eine Spielverderberin klingen, aber wenn die Leute behaupten, Verkleiden mache Spaß, kann ich mich nur eines fragen: Wem genau?
    Als wir das Theater erreichen, ist es fast dunkel. Gräulichpurpurne Wolken hängen wie dicke blaue Flecke über den Bäumen und bilden den perfekten Hintergrund für die Rocky Horror Show. Vor dem hell erleuchteten Theater tummeln sich zahlreiche fantastisch verkleidete Gestalten, üben die Time-Warp-Schritte und vergleichen ihre Kostüme. Ich suche die Menge nach James ab, der sich dort mit mir treffen, und nach Jess, die in Begleitung einer Horde Stewards kommen wollte. Ich schiebe mich an einem riesigen, über und über tätowierten Kerl in Netzstrümpfen und Strapsen vorbei. Anfangs war der Anblick noch ein wenig irritierend, aber allmählich gewöhne ich mich daran. Alle hier - ich wiederhole, alle - sind in Netzstrümpfen erschienen.
    Brian geht vor mir her, als ein unverkennbares, heiseres Gelächter an meine Ohren dringt, das das allgemeine Stimmengewirr übertönt.
    »Jess!«, rufe ich und sehe sie inmitten einer Gruppe gut aussehender Männer mit nackten Armen stehen. Offenbar ihre Steward-Kollegen. Sie wirft die Arme um mich und drückt mich an sich. »Du siehst toll aus«, staune ich.
    »Findest du?« Sie vollführt eine Drehung. Jess trägt das obligatorische Korsett, Netzstrümpfe und Stilettos, und allem Anschein

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