Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
habe. Oh je, das hatte ich ja völlig vergessen. Er ruft wegen der sexy Unterwäsche an, die ich mir vergangene Woche zugelegt habe. »Es tut mir leid - geht es um die dreihundert Pfund, die ich letzte Woche für Dessous ausgegeben habe?«
»Nein, darum geht es nicht«, erwidert der Mann ungeduldig. »Es geht um eine freie Stelle.«
»Bei American Express?« Ich runzle die Stirn. Wie seltsam. Das muss irgendeine schräge Werbemaßnahme sein.
»Nein, beim Sunday Herald.«
Es dauert etwas, bis die Information angekommen ist.
»Sagten Sie gerade Sunday Herald?«
»Ganz genau.«
Meine Brust fühlt sich plötzlich ein klein wenig enger an. »Und Sie sind?«
»Victor Maxfield, der Herausgeber.«
Oh mein Gott, es stimmt also wirklich. Ich rede mit dem Herausgeber des Sunday Herald. In dieser Sekunde. Auf meinem Handy. Und jeden Moment verliere ich wegen Sauerstoffmangels das Bewusstsein, sage ich mir, als ich merke, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten habe. Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und atme tief ein. »Meine Güte, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, es wäre jemand anderes.«
»Sieht ganz so aus«, bemerkt Victor Maxfield, und obwohl ich ihn nicht sehen kann, könnte ich schwören, dass er lächelt. »Aber ich wollte mich bei Ihnen melden, weil ich ab Mittwoch unterwegs bin. Ich fahre zu meiner jährlichen Angeltour nach Schottland. In einen kleinen Ort namens Loch Kulloch …«
Ich habe das Gefühl, ich müsste mich kneifen, während ich ihm zuhöre - das ist alles so unwirklich.
»Waren Sie schon mal in Schottland, Miss Hamilton?«
»Nein, noch nie …«, stammle ich.
»Nun, Sie sollten aber einmal hinfahren, meine Liebe. Es ist wirklich bemerkenswert dort. Ich bin Amerikaner, und in den Staaten gibt es auch schöne Landschaften, aber seit ich vor 20 Jahren auf diese kleine Insel gezogen bin, muss ich sagen, dass Schottland mit seinen Bergen, dem Moor und natürlich Ihrer Namenspatronin alles übertrifft.«
»Wie?«
»Lucky Heather. Heidekraut«, ruft er. »Das Moor ist voll davon. Purpurrotes und weißes Heidekraut, so weit das Auge reicht.«
Seine tiefe Stimme hallt in meinen Ohren, während mich ein Prickeln erfasst. Das Heidekraut. Mein Heidekraut. Mit einem Mal wird mir leicht schwindlig, so als hätte man mich im Kreis gedreht und dann gezwungen, die Augen aufzuschlagen. Der Raum dreht sich und verschwimmt im roten Licht. Ich klammere mich am Stuhl fest, um das Gleichgewicht wiederzufinden, doch das Einzige, was ich wahrnehme, ist das Hämmern meines Herzens, das Heben und Senken meines Brustkorbs und ein seltsames Rauschen in den Ohren. Vielleicht ist es nur meine Nervosität, die Überraschung oder gar ein Schwindelanfall, aber es fühlt sich nach mehr an. So als strömten all meine Träume von den Zehenspitzen über meine Finger durch die Leitung. Bis zu Victor Maxfield, dem Mann, der die Macht besitzt, sie wahr werden zu lassen.
»Also, haben Sie morgen Zeit für ein Vorstellungsgespräch? Ich weiß, es ist ein wenig kurzfristig, aber was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, stimmt’s?«
»Ja, natürlich. Klingt gut.«
»Wunderbar. Ich sehe Sie um neun. Sie kennen unsere Adresse, vermute ich?«
»Ja, danke.« Wie könnte ich sie nicht kennen? Sie ist in mein Gehirn eingebrannt.
Er legt auf. Ein Vorstellungsgespräch. Beim Sunday Herald. Es ist genau so, wie Gabe gesagt hat. Genau das, was ich mir gewünscht habe.
»Heather?«
Ein kräftiges Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist Brian, der bereits zurück ist.
»Äh, ja, Moment noch.« Eilig stehe ich auf und stecke mein Telefon in die Tasche. Ich habe ein schlechtes Gewissen wegen des Gesprächs mit Victor Maxfield, so als hätte ich Brian damit hintergangen, obwohl er mich immer ermutigt hat, meine Träume nicht aus den Augen zu verlieren.
Ich schiebe den Türriegel zurück und öffne die Tür. Vielleicht ist es ja besser, ehrlich zu sein und ihm von dem Vorstellungsgespräch zu erzählen. Ich habe nicht gern Geheimnisse vor ihm, außerdem wird er wahrscheinlich sowieso begeistert sein. »Hey, Brian, rate mal, was passiert ist …« Ich öffne die Tür.
»Ta-daa!«
Mein Mund klappt auf und wieder zu.
Da steht Cher.
»Und, was sagst du?«
Vor mir steht eine Vision aus Strapsen, Netzstrümpfen und einer langen schwarzen Lockenperücke. »I’m a trrrranssexual from Transsylvania«, schnurrt Brian schmollend mit einem drohenden Kick seines Beins.
Wortlos
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