Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
auf James warte. Allmählich wird es spät. Wo kann er nur sein?
»Entschuldigung, Miss.« Jemand tippt mir auf die Schulter, und als ich mich umdrehe, steht ein Platzanweiser in Livree vor mir. »Sie müssen Ihren Platz einnehmen, sonst kann ich Sie nicht mehr hineinlassen.«
Das Foyer ist mittlerweile leer, bis auf ein paar abgerissene Eintrittskarten und Popcornreste. Vielleicht habe ich in dem Lärm und Trubel seinen Anruf verpasst. Ich krame in meiner Tasche nach meinem Handy, muss jedoch feststellen, dass ich keinen Empfang habe.
»Miss?«
Der Platzanweiser wartet noch immer geduldig.
»Oh, tut mir leid.« Mit einem letzten Blick Richtung Tür reiche ich ihm zögerlich die Eintrittskarte. Er reißt sie ab und gibt mir den Abschnitt, dann tritt er beiseite, während ich auf den Saal zugehe. Ich bleibe stehen. »Falls ein großer dunkelhaariger Mann auftauchen sollte …« Ich reiche ihm James’ Eintrittskarte.
»Natürlich.« Er schiebt sie in seine Hemdtasche und wirft mir einen mitfühlenden Blick zu, der keinen Zweifel daran lässt, dass er glaubt, ich sei versetzt worden. Ich drehe mich um und gehe hinein.
KAPITEL 32
Die anschwellenden Klänge des Orchesters lassen ahnen, dass die Vorstellung gleich beginnt und ich mich beeilen muss, um meinen Platz in dem voll besetzten Theater zu finden. Bestimmt sitze ich ganz hinten, wie üblich genau in der Mitte einer Reihe, so dass ich mich durch die bereits sitzenden Gäste schieben und zusehen muss, dass ich niemandem auf den Fuß trete. Mit zusammengekniffenen Augen betrachte ich die nummerierten Reihen und werfe einen sehnsüchtigen Blick nach vorn. Ganz am Ende der Reihe erblicke ich zwei freie Plätze. Meine Güte, ich wünschte, es wären meine.
Moment mal … In meiner Aufregung über James’ Nichterscheinen habe ich gar nicht auf die Sitznummer auf meiner Eintrittskarte geachtet, aber jetzt … Ich sehe ein zweites Mal hin- es ist mein Platz! In der ersten Reihe! Ausnahmsweise werde ich sehen können, was auf der Bühne passiert, statt die ganze Zeit den Kopf meines Vordermannes vor Augen zu haben. Erfreut schaue ich mich um und erkenne Jess, die mir zuwinkt und lautlos mit den Lippen »Wo ist James?« formt. Ich zucke die Achseln und werfe ihr einen »Keine Ahnung«-Blick zu, ehe ich mich neben Brian setze und ein letztes Mal auf die Uhr sehe.
Doch der Mann neben mir ist gar nicht Brian, wie ich feststelle, als ich ihm etwas ins Ohr flüstern will. Er hat den Platz mit Neil getauscht, so dass ich nun neben einem Fremden sitze. Was natürlich völlig in Ordnung ist. Schließlich bin ich schon ein großes Mädchen.
Nur dass James’ Platz neben mir leer ist. Selbstmitleid überkommt mich, als mein Blick auf die samtige Leere fällt. Gerade als die neu gewonnene Freude, mich mit meinem Platz in der ersten Reihe wie ein VIP fühlen zu dürfen, allmählich verebbt und mich eine Woge der Enttäuschung darüber erfasst, auf welch schnöde Weise ich versetzt worden bin, dass mir ein grauenhafter Abend bevorsteht und ich genauso gut gleich nach Hause fahren könnte, fängt das Orchester an zu spielen, der Vorhang hebt sich, und die Show beginnt.
Die nächste Stunde werde ich in die unfassbar tuntige Welt der Transsexuellen vom Planeten Transvestite entführt. Alle anderen Zuschauer scheinen das gesamte Drehbuch auswendig zu kennen, begrüßen Brad und Janet lautstark mit »asshole« und »slut«, wann immer sie die Bühne betreten, und schwenken Taschenlampen. Die meiste Zeit habe ich keine Ahnung, was vor sich geht, und versuche, die Zusammenhänge zu begreifen.
Was nicht ganz einfach ist, besonders als mir jemand aus unerfindlichem Grund eine Zeitung reicht. Was soll ich damit anfangen? Jedenfalls nicht lesen, beschließe ich und betrachte abwesend das Titelblatt des Evening Standard. Mit einem Mal habe ich wieder dieses eigentümliche Gefühl, dieses Prickeln in den Fingerspitzen, an denen die Druckerschwärze der Schlagzeile klebt. LOTTO-JACKPOT noch IMMER NICHT EINGEFORDERT. SCHEIN In West-London GEKAUFT.
Oh Gott! Es muss mein gestohlener Lottoschein sein.
Wie gebannt starre ich auf die Schlagzeile, als ich zum Time Warp auf die Füße gezogen werde und mir keine Zeit bleibt, über irgendetwas anderes nachzudenken als darüber, mich gnadenlos und ausgelassen zu amüsieren.
»Und, wie fandest du’s?«
Die Show ist vorbei, und wir schieben uns durch die Menge Richtung Ausgang. Ich grinse Jess an, die sich wie eine Federboa um Greg
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