Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
zugleich. Übersetzt heißt das, James will, dass ich den Mund aufmache. Das weiß ich deshalb, weil ich Daniel immer genau das entgegengeschleudert habe, weil er sich mir gegenüber nie öffnen wollte. James dagegen könnte gar nicht offener sein. Er will pausenlos über irgendetwas mit mir reden. So oft, dass es fast schon anstrengend ist.
Als ich zusehe, wie James sich mit den Fingern durchs Haar fährt, lege ich mir eilig im Geiste eine kleine Ansprache zurecht, wie gern ich ihn mag, dass das Ganze jedoch für meinen Geschmack etwas zu schnell geht.
»Du bist nicht in mich verliebt, hab ich Recht?«
Seine Worte bringen mich völlig aus dem Konzept. »Äh, na ja …« Augenblicklich verwerfe ich meine Idee. Meine instinktive Reaktion ist, zu leugnen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Aber welchen Sinn hätte das?, sagt die Stimme in meinem Inneren. Warum ihn überzeugen, wenn du selbst nicht überzeugt bist?
»Nein, tue ich nicht«, gestehe ich also. »Ich liebe alles an dir, aber ich bin nicht in dich verliebt.« Als die Worte über meine Lippen kommen, spüre ich eine unerwartete Erleichterung. »Es tut mir leid.«
»Schon gut. Ich wusste es schon«, erwidert James und lächelt mir flüchtig zu, als wolle er zeigen, dass er mir nicht böse ist. »An dem Abend nach dem Essen, als wir im Bett lagen und ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe, habe ich gehofft, du würdest es mir auch sagen …«
Reue packt mich.
»… aber du hast es nicht getan.«
»Nein? Aber ich dachte …« Ich unterbreche mich. Mein Erinnerungsvermögen ist zwar aufgrund des Champagners ein wenig getrübt, aber ich bin sicher, ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Ich wünschte nur, ich hätte es nicht getan.
»›Ich dich auch‹, hast du gesagt«, fügt James leise hinzu und bleibt an einer Ampel stehen. »Aber wir wissen beide, dass das nicht dasselbe wie ›Ich liebe dich‹ ist.«
Er hat Recht. Ich kann niemanden täuschen. Nicht mich. Und ganz bestimmt nicht ihn. Als ich ihm in die Augen sehe, wird mir auf einmal klar, dass sich mein Wunsch doch erfüllt hat. Doch statt der erhofften Erleichterung, empfinde ich nur Traurigkeit.
»Du hast es gesagt, weil du meine Gefühle nicht verletzen wolltest, und das weiß ich zu schätzen«, fährt er fort, »aber es reicht eben nicht. Ich will alles von einer Frau oder gar nichts.«
Unerwarteterweise fühle ich mich mit einem Mal schrecklich unzulänglich. »Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was mit mir nicht stimmt.«
»Mit dir stimmt alles, Heather.« Er streckt den Arm aus und lässt seinen Daumen über meine Wange gleiten. »Aber es wäre vielleicht hilfreich gewesen, wenn du nicht in einen anderen Mann verliebt wärst.«
Ungläubig starre ich ihn an.
»Du meinst meinen Ex? Nein, das hast du falsch verstanden«, rufe ich aufgebracht. O.K., es war ein Schock zu erfahren, dass er heiratet, aber ich liebe Daniel nicht mehr.
»Ich rede nicht von deinem Ex-Freund.«
Verwirrt runzle ich die Stirn.
»Ich rede von deinem Mitbewohner.«
»Du glaubst also, ich wäre in Gabe verliebt?« Seine Worte verwirren mich, obwohl ich mich für den Bruchteil einer Sekunde frage, ob er vielleicht Recht hat. Ist das der Grund, warum ich mich nicht in James verliebt habe? Dennoch verwerfe ich den Gedanken sofort wieder. »Das ist doch lächerlich«, widerspreche ich empört.
»Ich habe euch zusammen in Cornwall gesehen«, erklärt er.
»Aber es ist nichts passiert. Wir sind nur Freunde.«
»Das glaube ich dir«, fährt er fort, »was aber nicht bedeutet, dass die Gefühle nicht vorhanden sind.« Er hält inne. »Du siehst es vielleicht nicht, Heather, aber ich«, fügt er freundlich hinzu.
Die Ampel wird grün, und als wir an Ladbroke Grove vorbei nach Little Venice fahren, sehe ich zu James hinüber. Trotz meiner Empörung erfüllt mich noch immer ein Gefühl der Zuneigung. Er ist freundlich zu mir, sogar nachdem wir uns getrennt haben und obwohl er glaubt, ich sei in einen anderen Mann verliebt. Es lässt mich an meinem Verstand zweifeln. Ich meine, wir hatten nie eine Auseinandersetzung, er ist aufrichtig, romantisch und unglaublich beim Vorspiel - ein wenig zu unglaublich, vielleicht. Der Mann hat einfach keine Fehler. Er ist der perfekte Partner.
Und dann dämmert es mir. »Du bist der perfekte Mann, James«, sage ich leise. »Nur eben zu perfekt für mich.«
Er sieht verwirrt drein.
»Es stimmt. Wir streiten nie, du magst dieselbe Musik wie ich, du liebst romantische
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