Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
verletzt zu werden, wie mein Dad meine Mum verletzt hat.«
Mit entschlossener Miene wendet sie sich mir zu. »Ich bin nicht wie du, Heather. Ich suche nicht nach Schmetterlingen im Bauch. Ich will so was nicht. Sie sind gefährlich. Ich will Sicherheit, eine feste Bindung, finanzielle Absicherung. Oh, und tollen Sex«, fügt sie nach kurzem Überlegen hinzu. »Aber verrat mir eins, wieso sind im Bett immer die Dreckskerle am besten?«
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. »Aber ohne diese Schmetterlinge hätte deine Mum dich nie bekommen«, erkläre ich. »Ich wette, wenn du sie fragst, sagt sie, dass sie nichts bereut.«
»Aber was ist mit dir und Daniel? Das Ganze hat dir das Herz gebrochen.«
»Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht noch einmal verlieben möchte«, erwidere ich tonlos.
»Wieso?«, stößt Jess hervor.
»Weil es das schönste Gefühl auf der Welt ist. Dafür würde man alles aufs Spiel setzen. Nichts lässt sich mit diesem Gefühl vergleichen.«
»Aber es macht einen so verletzlich.«
»Das stimmt«, räume ich ein, »und es ist verdammt beängstigend.«
»Ich schätze, ich bin einfach nicht tapfer genug dafür.«
Ich halte inne. So habe ich es bisher noch nie betrachtet, aber vielleicht hat sie Recht. »Wie heißt das Sprichwort noch? Es ist besser, geliebt und diese Liebe verloren zu haben, als die Liebe gar nicht zu kennen.«
»Woher hast du denn diese Perle der Weisheit? Aus einem Glückskeks?«
»Keine Ahnung«, gebe ich zu.
Jess lächelt und schüttelt den Kopf. »Verdammt noch mal, was ist nur los mit mir, Heather?«, jammert sie verzweifelt.
»Nichts.«
Aber Jess ist wild entschlossen, sich selbst zu zerfleischen, und macht sich daran, den Bierdeckel vollends zu zerpflücken. »Doch. Sieh mich doch nur an. Ich bin 36 und Single. Ich war noch nie richtig verliebt. Ich habe nie länger als sechs Wochen mit jemandem zusammengelebt. Und jetzt lasse ich mich auch noch mit verheirateten Männern ein.« Ihre dunklen Augen blitzen. »Glaub mir, als ich meine Liste abgehakt habe, gab es nirgendwo einen Punkt namens ›Er hat schon eine Frau‹.« Sie betrachtet das Foto auf dem Tresen und stellt ihr Weinglas darauf. »Alle anderen schaffen es, eine erfolgreiche Beziehung zu führen. Ich meine, sieh doch nur dich und James an …«
»Wir haben uns getrennt.«
Sie unterbricht ihre Tätigkeit. »Du hast dich von James getrennt?«
»Er hat sich von mir getrennt.«
Ihre Verblüffung weicht aufrichtigem Mitgefühl. »Mist, Heather«, flüstert sie. »Es tut mir wirklich sehr leid. Und ich sitze da und fasle die ganze Zeit über Greg …«
»Nein, es geht mir gut, ehrlich«, beruhige ich sie eilig.
»Hätte ich nicht ständig auf dich eingeredet, du sollst endlich über Daniel hinwegkommen und dich wieder mit Männern treffen …« Sie ist zutiefst bestürzt. »Oh mein Gott, es ist alles meine Schuld. Und du hast abgenommen, stimmt’s?«
»Habe ich?«, frage ich und bin trotz der Umstände entzückt, dass es ihr aufgefallen ist.
»Ja, im Gesicht. Du siehst irgendwie mitgenommen aus. Und deine Brüste sind auch kleiner geworden«, erklärt sie entschieden.
Ich runzle die Stirn. Das hatte ich nicht gemeint, als ich mir gewünscht habe, ein paar Pfund loszuwerden. »Jess, es geht mir gut«, wiederhole ich mit fester Stimme.
»Wirklich?« Zweifel schwingt in ihrer Stimme mit, als ihr dämmert, dass meine tapfere Haltung vielleicht nicht nur Fassade ist. »Ernsthaft?«
»Ernsthaft. Keine Schmetterlinge«, füge ich als Erklärung hinzu.
»Und sind sie wirklich so toll, wie du immer behauptest?«
»Sogar besser.« Ich lächle.
Sie stützt ihr Kinn in die Handfläche, hebt das Glas an die Lippen und trinkt den letzten Schluck Wein.
Das Paar kommt mit seinem Gepäck an uns vorbei und mustert sie entsetzt.
»Ich hoffe nur, die ist nicht in unserer Maschine, Margaret«, sagt der Mann.
»Ich glaube, sie ist betrunken, Leonard. Und ich habe sie mit einer Zigarette in der Hand gesehen.«
Jess und ich kichern.
»Ich hoffe, du bekommst keine Probleme.«
»Ich werde einen Kaffee trinken.«
»Aber was ist, wenn sie in deiner Maschine mitfliegen?«
Jess winkt ab. »Ich lasse das Anschnallzeichen an. Die machen mir keinen Ärger.«
»Geht so was?«
»Das machen wir ständig. So halten wir die Passagiere davon ab, durchs Flugzeug zu laufen und uns auf die Nerven zu gehen, wenn wir hinten ein bisschen Ruhe brauchen.« Sie bemerkt meine Verblüffung. »Ich bitte dich,
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