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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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gemacht haben.
    Ich versichere ihm, dass wir sie selbstverständlich in unserer Ablage hätten, und verabschiede mich von meiner Frühstücksidee. Stattdessen gehe ich ins Hinterzimmer, wo ich die überquellenden Schränke und die mit Aktendeckeln und Schachteln mit Filmrollen vollgestopften Regale durchforste. Das ist Brians Vorstellung von einer Ablage. Seufzend leiste ich meinen gewohnten Tagesschwur, sie irgendwann auf Vordermann zu bringen, schalte den CD-Player ein, rolle meine Spitzenblusenärmel hoch und mache mich an die Arbeit.
    Mr. und Mrs. K. Peck. Nein, das sind sie nicht. Ich greife nach einem anderen Aktendeckel, auf dem irgendetwas mit STAR... gekritzelt steht. Ich habe Mühe, Brians Handschrift zu entziffern. STAR T-R-E … Oh, das war das Star-Trek-Pärchen, das sein Hochzeitsgelübde auf Klingonisch gesagt hat. Ich betrachte das Foto des Bräutigams mittleren Alters in seinem Raumschiff-Enterprise-Kostüm, ehe ich den Aktendeckel wieder in die Schublade lege und nach dem nächsten greife.
    Oh, das waren die, bei der die Braut Schwarz trug, und das war die Hochzeit im London Eye … und diese beiden waren so ein reizendes Paar. Beim Anblick des sorgsam gekleideten indischen Brautpaars wandern meine Gedanken zu dem bestickten rot-goldenen Sari, den rhythmischen Trommelschlägen und den sich unter all den Köstlichkeiten biegenden Tischen. Aber das ist nicht das Paar, das ich suche. Ich wühle mich durch einen Stapel Kontaktabzüge in einem Eingangskörbchen. Vergeblich.
    Mutlos lasse ich mich auf einen Stuhl fallen und kaue ratlos an den Nägeln, bis mein Blick auf ein Paket mit der Aufschrift »Juni 2005« fällt. Ich ziehe einen Stapel Fotos heraus und halte sie ins Licht.
    Mein Herzschlag setzt aus.
    Nein, das kann doch nicht …
    Während Michael Crawfords Stimme im Hintergrund zum Crescendo anschwillt, starre ich entsetzt auf das Foto. Meine Augen saugen den Anblick des glücklichen Paares auf - die Braut, die in die Kamera lächelt, der Bräutigam, der sie anlächelt und zärtlich seine Nase an ihrer reibt. Wieder fällt mein Blick auf das Datum. 8. Juni. Gerade mal zwei Monate her. Ich zögere, weiß nicht, was ich tun soll. Und dann wird mir klar, dass ich nur eines tun kann.
    Ich greife nach dem Hörer und wähle.

KAPITEL 36
    »Er ist verheiratet?«
    Ich sitze in einer Hotelbar in der Nähe des Flughafens Heathrow und mustere Jess in ihrer Uniform. In einer Hand hält sie eine Zigarette, in der anderen eine Schwarzweißaufnahme eines lächelnden Brautpaars: Mr. und Mrs. Gregory de Souza. Auch bekannt unter dem Namen-
    »Greg?«, wiederholt Jess. »Greg ist verheiratet?«
    Es ist kurz vor sieben Uhr abends. Ich habe sie heute Vormittag angerufen, nachdem ich das Foto entdeckt hatte, und gemeint, ich müsse sie sehen, aber sie saß gerade mit Greg in einem kleinen Café beim Frühstück und erwiderte, sie würde am Abend für zwei Wochen nach Kapstadt fliegen und ob es nicht bis nach ihrer Rückkehr warten könne.
    Nein, konnte es nicht.
    Ich wünschte, es wäre so. Ich wünschte, ich hätte das Foto nie gefunden, hätte nie die zarte silbrige Narbe durch den Amorbogen des Bräutigams bemerkt und mich gefragt, warum mir sein Lächeln so bekannt vorgekommen war. Und ich wünschte, ich bräuchte ihr nicht zu sagen, dass der Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat, verheiratet ist und dass ich vor nicht einmal zwei Monaten seine Hochzeit fotografiert habe.
    Aber ich musste es tun. Also habe ich den ganzen Tag mit meinem Gewissen gerungen und mir überlegt, wie ich es ihr am besten beibringe. Am Ende habe ich einfach das Foto vor ihr auf den Tisch gelegt. Schließlich sagt ein Foto mehr als tausend Worte. Oder in diesem Fall mehr als ein Wort.
    »Dreckskerl.«
    Ich zucke zusammen. »Vielleicht ein Missverständnis -«, fange ich an, aber natürlich liegt kein Missverständnis vor. Hier ist der Beweis, schwarz auf weiß.
    Jess’ Kiefer ist angespannt, und ich mache mich innerlich auf einen Ausbruch gefasst. Doch dann scheint sich ihre Anspannung plötzlich zu lösen, als wäre die Anstrengung zu groß für sie. Sie sackt über der Bar zusammen und stützt den Kopf in die Hände. »Ich kann es einfach nicht fassen.«
    Hilflos sehe ich ihr zu. Ich habe Jess noch nie so am Boden zerstört und aufgebracht gesehen. »Vielleicht wurde die Ehe ja annulliert«, meine ich vorsichtig.
    Sie hebt den Kopf und wirft mir einen Seitenblick zu.
    »O.K., vielleicht auch nicht.«
    Es entsteht eine

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