Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
auf. Ich folge ihm hinein, und auf einmal trifft es mich wie ein Keulenschlag. Sich eine hochfliegende Karriere zu wünschen und tatsächlich eine zu bekommen, sind zwei grundlegend verschiedene Dinge, das ist mir jetzt klar.
»Ich habe einen neuen Job. Beim Sunday Herald. Sie wollen, dass ich am Montag anfange«, platze ich heraus.
Brian erstarrt vor Schreck, fängt sich jedoch in Bruchteilen von Sekunden. »Heather, das ist ja fantastisch.« Er zaubert ein breites Lächeln auf sein Gesicht. »Gut gemacht.« Er hatte sich gerade hingesetzt, doch nun springt er auf, um mich in die Arme zu schließen. »Ich bin wirklich stolz auf dich.«
»Aber was ist mit Lady Charlottes Hochzeit?«, frage ich.
»Was soll damit sein?« Er verzieht das Gesicht. »Ich werde doch wohl jemanden finden, der mir zur Hand geht. Schließlich ist es nur eine Hochzeit.«
Ich lächle dankbar. Brian ist ein solcher Schatz. »Ich kann dich unmöglich so kurzfristig hängen lassen. Nicht nach all den Vorbereitungen. Vielleicht kann ich es ihnen ja erklären«, schlage ich vor. »Ich meine, einen Monat Kündigungsfrist sollte ich doch einhalten.« Nun, da es wirklich passiert, bin ich plötzlich gar nicht mehr so versessen darauf, Brian zu verlassen.
»Heather, ich bitte dich. Was soll dieser Blödsinn von wegen Kündigungsfrist? Ich weiß, ich bin dein Boss …«, sagt er und sieht mich liebevoll an, »aber in erster Linie bin ich dein Freund. Nimm den Rest der Woche frei und mach ein paar Tage Urlaub. Glaub mir, du wirst mir dankbar dafür sein, wenn du erst bei der Zeitung angefangen hast.« Er lächelt bei der Erinnerung an seine Zeitungstage.
»Wenn du meinst …«, sage ich zweifelnd.
»Ich hatte meine Karriere, jetzt bist du an der Reihe. Geh und arbeite als Fotografin für den Sunday Herald. Mach ein paar tolle Bilder ohne Konfetti.« Er schnalzt mit der Zunge. »Verdammt noch mal, Mädchen, pfeif auf Brautzilla. Dein größter Wunsch ist gerade in Erfüllung gegangen.«
Er hat Recht. Mein größter Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Doch als ich mich im Büro von Together Forever umsehe, die vertrauten Wände mit den gerahmten Fotos von Frischvermählten, der Charles-und-Diana-Uhr und der Schwarzweißaufnahme von Brian in seinen Glanzzeiten, dämmert mir, dass ich so sehr damit beschäftigt war, mir einen neuen Job zu wünschen, dass ich mir nie die Zeit genommen habe, mich am Anblick dieses Büros zu erfreuen.
»Ich weiß, dass viele eine goldene Uhr bekommen, wenn sie aus einer Firma ausscheiden …«
Ich kehre in die Gegenwart zurück und sehe, wie Brian eine Schreibtischschublade öffnet. »Ist das nicht erst, wenn man in Rente geht?«
Doch Brian lässt sich nicht aufhalten. »… aber ich dachte, dir gefällt das hier vielleicht besser.« Er hält mir eine CD hin.
»Was ist das?«, frage ich, und dann dämmert es mir.
»Eine kleine Erinnerung«, sagt er leise.
Ich drehe die Plastikverpackung um. »Andrew Lloyd Webbers Das Phantom der Oper.« Tränen steigen mir in die Augen.
»Es ist mein signiertes Exemplar«, fügt er mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme hinzu und deutet auf die gekritzelte Unterschrift. Michael Crawford.
Ich bin gerührt, da ich ganz genau weiß, wie viel sie ihm bedeutet. »Ich werde sie wie einen Schatz hüten«, verspreche ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
»Das will ich verdammt noch mal hoffen. Ich habe zwei geschlagene Stunden im Regen gestanden, um sie zu bekommen.« Seine Stimme klingt belegt.
»Tja, dann packe ich mal meine Sachen«, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln.
»Tu das.« Brian greift nach der Zeitung und tut, als lese er sie. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich in das kleine Hinterzimmer gehe. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich blinzle gegen die Tränen an und ziehe die Schublade auf, in der alle meine Sachen liegen. Als ich eine Mülltüte zur Hand nehme und anfange, alles auszuräumen, kann ich mich nur eines fragen: Wenn es das ist, was ich mir mein ganzes Leben gewünscht habe, wieso fühle ich mich dann so verdammt beschissen?
KAPITEL 38
Um sechs Uhr abends verabschiede ich mich endgültig von Brian, wobei wir beide unsere Rührung hinter albernen Scherzen und dem gegenseitigen Versprechen verbergen, in Verbindung zu bleiben. Dann ist es Zeit, nach Hause zu gehen. Ich habe den Nachmittag damit zugebracht, alles, was sich in den sechs Jahren angesammelt hat, in zwei große Plastiktüten zu packen, doch als er mir anbietet, mich im
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