Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
vertrauten Knoten im Magen. Oh Gott, genau davor habe ich mich so gefürchtet.
Brians Kinnlade wäre heruntergeklappt, würde ihn nicht sein Kragen halb strangulieren. »Heiliger Strohsack, wie könnte ich den vergessen? Er hat dir das Herz gebrochen …« Mit weit aufgerissenen Augen starrt er mich an. »Du hast es die ganze Zeit gewusst und trotzdem angeboten, mir heute zu helfen …« Seine Stimme bricht, als sich seine Augen mit Tränen füllen. »Heather, das ist das Netteste, was je ein Mensch für mich getan hat.« Er schließt mich in die Arme.
»Hör auf, sonst fange ich auch noch an zu heulen«, protestiere ich, wobei meine Stimme durch den Anzugstoff an seiner Schulter gedämpft wird. »Und du weißt, wie sehr ich es hasse, auf Hochzeiten zu weinen.«
Er lacht und wischt sich die Tränen ab. »Danke, Heather.«
»Keine Ursache.« Ich lächle und deute mit einer brüsken Geste auf das um uns herum verstreute Equipment. »Los, wir haben eine Hochzeit zu fotografieren.« Ich klemme mir jeweils ein Stativ unter den Arm und mache mich auf den Weg zur Abtei.
Die nächsten zehn Minuten verbringen wir damit, alles aufzubauen: das Licht neben dem Altar, einen Reflektor vor der Kanzel, jeweils ein Stativ links und rechts des Gangs. Erst als Brian sich auf den Weg zum Transporter macht, um ein Verlängerungskabel zu holen - was bedeutet, dass er eine Zigarette rauchen geht -, nehme ich mir die Zeit, mich umzusehen.
Die Abtei ist atemberaubend. Allein ihre Größe löst ehrfürchtiges Staunen in mir aus. Ich gehe umher, lege den Kopf in den Nacken und betrachte, wie die Sonnenstrahlen durch die Buntglasfenster einfallen und ein Kaleidoskop aus Farben und Mustern auf den mit Steinfliesen ausgelegten Boden werfen. Und die Blumen: hunderttausende, zu gewaltigen Arrangements gebundene Blüten, die sich von den Säulen ergießen, das Ende jeder Bankreihe schmücken und sich in Girlanden über mir winden. Die Kirche ist ein Traum in Pink und Weiß. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, finde ich es ein klein wenig übertrieben. Schließlich ist doch die Qualität entscheidend, nicht die Quantität, oder? Je länger ich mir das Ganze ansehe, umso protziger finde ich es. Ich meine, es ist so übertrieben, als wäre ich bei einer Blumenausstellung.
Ach, wem will ich etwas erzählen? Es ist nicht übertrieben, sondern wunderschön, verdammt noch mal. Das war nur mein Versuch, mich ein bisschen besser zu fühlen.
Tief sauge ich das schwere Aroma der Blüten ein. Es ist sinnlos, mir etwas vorzumachen, ich muss mich der Sache stellen, ob ich will oder nicht. Dies hier ist der Ort, an dem Daniel, der Mann, mit dem ich drei Jahre meines Lebens verbracht habe, heute heiraten wird.
Nur dass ich nicht die Braut bin.
Tief in mir rühren sich ein leiser Schmerz und die ersten Regungen eines Wunsches. Entschlossen kämpfe ich beides nieder. Oh nein, du wirst nicht …
Als sich die Tür knarrend hinter mir öffnet, drehe ich mich um, in der Annahme, Brian sei mit dem Verlängerungskabel zurückgekommen. Eine männliche Gestalt steht im Türrahmen, doch als sie den Gang entlang auf mich zukommt, stelle ich fest, dass es nicht Brian ist.
Es ist Daniel.
Er ist dünner als in meiner Erinnerung und hat einige Falten mehr um die Augen, trotzdem macht mein Magen bei seinem Anblick immer noch einen kleinen Satz. Inzwischen steht er direkt vor mir, und wir starren einander an. Mein Herz hämmert so laut, dass er es bestimmt hören kann. Dem Mistkerl von einem Ex-Freund in die Arme zu laufen, der einem das Herz gebrochen hat, ist eine Sache, aber in der Kirche? An seinem Hochzeitstag? Sie können sich bestimmt vorstellen, wie sich das anfühlt.
»Hallo, Daniel«, sage ich mit tonloser Stimme und ringe mit jeder Faser meines Daseins darum, Haltung zu bewahren.
Er nimmt seinen Zylinder ab und lächelt schief. »Toll, dich hier zu sehen«, gibt er zurück, doch unter seiner glatten Fassade glaube ich eine uncharakteristische Verlegenheit zu erkennen. Ich erwidere sein Lächeln und fange an, an meinem Haar herumzuzupfen, während ich darauf warte, dass er etwas sagt.
»Du siehst toll aus«, platzt er heraus.
Ein lächerlicher Anflug von Freude durchzuckt mich. »Danke«, erwidere ich lässig.
»Und anders. Hast du etwas mit deinen Haaren gemacht?«
»Nein.« Ich zucke die Achseln, obwohl ich am liebsten »Natürlich habe ich etwas mit meinen Haaren gemacht! Ich habe mit jedem Zentimeter meines Körpers etwas gemacht! Ich bin heute Morgen
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