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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Kamillentee.«
    »Er schmeckt auch widerwärtig.«
    »Darum geht es nicht.«
    Er starrt mich einen Moment lang an, als wolle er sich mit mir streiten, doch dann lässt er erschöpft die Schultern sinken. »Du hast Recht. Ich hasse es«, gibt er resigniert zu.
    Es ist, als hebe sich ein Schleier vor meinen Augen, so dass ich ihn in einem gänzlich neuen Licht sehen kann. Vor mir steht ein Mann, vor dem ich stets Ehrfurcht hatte. Ein Mann, der mir so selbstsicher, so kontrolliert, so an der Grenze zur Arroganz erschien. Und dennoch kommt er mir auf einmal jämmerlich vor, geradezu wie ein Pantoffelheld.
    »Charlotte hat eine sehr ausgeprägte eigene Meinung«, fährt er fort.
    »Das habe ich gemerkt«, murmle ich.
    Er wirft mir einen Blick zu. »Sie hat sehr klare Vorstellungen davon, was sie will.«
    »Und was Charlotte will, bekommt Charlotte auch«, erwidere ich fröhlich, vergeblich bemüht, meinen Tonfall nicht sarkastisch klingen zu lassen.
    Er stößt einen tiefen Seufzer aus und sieht mich an wie ein Ertrinkender. »So in der Art.«
    Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor ein Wort über meine Lippen kommt -
    »Dan-iee-al! Dan-iee-al!«
    Wie die Sirene eines Streifenwagens erfüllt die Stimme das Kirchenschiff. Erschrocken fahren wir herum und sehen eine Wolke aus weißem Seidentaft den Gang entlangschweben. Lady Charlotte.
    »Scheiße«, stöhnt Daniel. »Was ist denn los, mein Häschen?«, säuselt er und zwingt sich zu einem Lächeln, als sie den Altar erreicht.
    Mein Häschen? Aus dem Mund eines Mannes, für den örtliche Betäubung tabu ist und der sich geweigert hat, meine Hand zu halten? Selbst als ich mir den Knöchel verstaucht hatte?
    Ein Muskel in seinem Kiefer zuckt.
    »Elton John hat eine Halsentzündung und kann nicht singen, die Lieferung von Cristal ist nicht angekommen, und ich glaube, ich mag meine neuen Titten nicht mehr.« Lady Charlotte scheint mich nicht bemerkt zu haben, sondern reckt ihre Brust und zieht einen Schmollmund. »Sie lassen mich fett aussehen.«
    »Liebling, natürlich lassen sie dich nicht fett aussehen.« Er schluckt. »Solltest du nicht dort drinnen sein? Ich dachte, es bringt Unglück, wenn der Bräutigam die Braut vor der Trauung sieht.«
    »Ach, scheiß auf diesen abergläubischen Kram, Danny! Das hier ist ein Notfall!«, blafft sie und stapft mit zornigen Schritten in Richtung Sakristei davon.
    Verblüfftes Schweigen breitet sich aus, als Daniel und ich in den Staubwolken ihres Ausbruchs zurückbleiben.
    »Ich sollte ihr nachgehen«, sagt er dann.
    Ich nicke, und für einen Augenblick stehen wir einfach da und sehen einander an, ehe ich ihm einen Kuss auf die Wange gebe. »Wiedersehen, Daniel«, flüstere ich.
    »Wiedersehen, Heather.« Er lächelt, trotzdem glaube ich, aufrichtige Reue in seinen Augen zu erkennen, und als ich zusehe, wie er mit wehenden Frackschößen Richtung Sakristei hastet, empfinde ich einen unerwarteten Anflug von Mitgefühl für ihn. Ja, er hat mir das Herz gebrochen. Aber ein Leben lang an Lady Charlotte gebunden zu sein, ist Strafe genug für jeden Menschen.
     
    Vor der Abtei stoße ich auf Brian, der mit einer Zigarette in der Hand gegen den Transporter gelehnt dasteht und auf mich wartet. Als er meine Schritte auf dem Kies hört, drückt er die Zigarette aus. »Wie war’s?«, fragt er sanft.
    Ich lasse mich neben ihn sinken und zupfe meinen Hut zurecht, um meine Augen gegen die Sonne abzuschirmen. »Gut.« Nach einem Augenblick nicke ich, als mich ein Gefühl tiefer Befriedigung durchströmt. Die letzten Wochen kommen mir vor wie eine wilde Achterbahnfahrt, die nun endgültig hinter mir liegt. Alles ist gut geworden. Perfekt sogar, sage ich mir und schiebe den Gedanken an Gabe beiseite. »Ich konnte damit abschließen«, füge ich entschieden hinzu.
    Brian sieht mich verwirrt an.
    »Das ist eine Frauensache«, erkläre ich.
    Er mustert mich, als hätte er eine fremdartige Spezies vor sich. »Die ersten 25 Jahre meines Lebens habe ich mir immer gewünscht, hetero zu sein«, sinniert er, »und ich bin heilfroh, dass sich dieser Wunsch nie erfüllt hat.« Er zupft seine Weste zurecht. »Männer sind einfach viel geradliniger und direkter.«
    »Ach ja?« Ich stoße ihn in die Rippen. »Ich schließe daraus, dass du und Neil immer noch verliebt seid? Ganz direkt und geradlinig?«
    »Natürlich.« Er lacht fröhlich, nimmt seinen Zylinder, den er auf dem Wagendach abgelegt hat, und setzt ihn sich fest auf den Kopf. »Gehen wir?«,

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