Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Kreis der Läuterung ist kein Platz für Aberglaube und geschmacklosen Zauberkram, Heather.«
Sie kennt meinen Namen? Jeglicher Anflug von Belustigung, den ihr Anblick hätte auslösen können, verfliegt.
»Woher -«, fange ich an.
»Wir wollen uns nun alle im Kreis aufstellen«, unterbricht sie mich.
Was hat sie über Aberglaube und geschmacklosen Zauberkram gesagt? Hat sie den Heidekrautzweig damit gemeint? Aus reiner Gewohnheit greife ich in die Tasche, und obwohl ich weiß, dass sie leer ist, taste ich die Naht ab. Da ist ein Loch! In der Naht meiner Marc-Jacobs-Jacke! Empörung erfasst mich. Dieses Ding hat fast £ 300 gekostet. In diesem Augenblick weicht meine Empörung einem Gefühl der Panik, als meine Finger etwas Weiches und leicht Kratziges berühren. Der Heidekrautzweig!
Ich spüre ein Prickeln an den Fingerspitzen. Er ist also wieder da. Ich lege meine Finger fest um den Zweig, entschlossen, ihn nicht wieder loszulassen. Ich muss ihn loswerden, ein für allemal.
»Damit sind alle gemeint.«
»Aber was ist mit den Fotos?«, flüstere ich Brian zu, der das Szenario amüsiert betrachtet.
»Fotos zerstören die Heiligkeit des Kreises«, erklärt die Priesterin. »Wenn sich jetzt alle Schulter an Schulter im Kreis aufstellen wollen, können wir anfangen.«
Ich weiche zurück. »Äh, ich glaube, ich warte lieber dort drüben.«
»Alle«, erklärt sie feierlich.
Gehorsam trete ich neben Brian, als die Priesterin ihren Zauberstab hebt und ihn gegen den Uhrzeigersinn über die Lichtung kreisen lässt.
Durch die Macht der Luft, welche ihr Atem ist,
seiest du gereinigt.
Auf den Wegen der Weisheit und der Erkenntnis,
seiest du geheiligt.
Vereinzeltes Gekicher erhebt sich unter den Anwesenden, vermischt mit Verwirrung, Skepsis und gespannter Erwartung.
»Was tut sie da?«, fragt jemand ängstlich.
»Einen magischen Schutzkreis der Läuterung bilden«, erklärt eine Frau mittleren Alters fachmännisch. Es ist keine große Überraschung, als ich sehe, dass sie Birkenstock-Sandalen und Stretchhosen mit Batikmuster trägt.
»Ein herzliches Merry Meet und Willkommen! Wir haben uns heute, an diesem Ort, zu dieser Stunde, versammelt, um gemeinsam mit Daniel und Charlotte ihr Handfasting zu feiern.«
In den darauffolgenden Minuten sprechen Daniel und Charlotte ihre Hochzeitsgelübde und tauschen die Ringe, und obwohl ich es nie für möglich gehalten hätte, als ich zusehe, wie Daniel seine Braut küsst, empfinde ich … gar nichts. Na ja, eigentlich stimmt es nicht ganz. Ich empfinde durchaus etwas, aber für Gabe. Während der gesamten Zeremonie kann ich nicht aufhören, an ihn zu denken.
»Nun wollen wir uns alle bei den Händen fassen, jeder nimmt die Hand seines Nachbarn, schließt die Augen und richtet seine Gedanken auf den Kreis … auf seine Macht … auf seine Reinheit.«
Das kann doch nicht ihr Ernst sein, oder? Ich sehe mich um. Alle Beteiligten sehen schrecklich verlegen aus, außer Mrs. Batikhose, die die Hand ihrer erschrockenen Nachbarn links und rechts packt. Einer nach dem anderen tut es ihr nach und schließt die Augen. Ich bin die Letzte im Kreis. Widerstrebend löse ich meine Finger von dem Heidekrautzweig und lege sie um Brians Hand.
Und dann geschieht etwas Seltsames.
Es ist wie eine Energie. Eine Macht. Eine Kraft, die mich durchzuckt, wie ich es noch nie vorher erlebt habe. Eine Woge der Euphorie erfasst mich und fährt durch meinen Körper, während ich Mühe habe, Atem zu schöpfen. Gleichzeitig jedoch empfinde ich tiefen Frieden und Trost. Die Vögel verstummen, und eine unheimliche Stille legt sich auf uns. Eine Weile, die mir wie eine Sekunde und eine Ewigkeit zugleich vorkommt, ist alles in völliger Reglosigkeit erstarrt. Nichts und niemand rührt sich. Bis die Stimme der Zeremonienmeisterin an unsere Ohren dringt.
Die Grenzen dieses Ortes
zwischen den Welten seien geöffnet,
und dieser Kreis
möge zu seinem Ursprung zurückkehren.
Die Zeremonie ist vollzogen.
Seid gesegnet!
Wie aus dem Nichts kommt eine Brise auf, und als alle Anwesenden die Hände voneinander lösen, sehe ich eine Taube über uns kreisen. Meine Güte, ich fühle mich, als wäre ich in Trance gewesen.
Ich sehe die anderen Gäste an, registriere ihr verlegenes Lächeln und ihre Blicke, als wären sie sich nicht sicher, was sich hier gerade abgespielt hat, und spüre, dass sich etwas verändert hat. Nicht um mich herum, sondern in meinem Inneren. Ich lockere die Schultern und lege den Kopf in
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