Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
den Nacken, um die weißen Wolken am Himmel zu betrachten, ehe ich tief Luft hole. Es ist schwer zu beschreiben, ohne wie die Frau mit der Batikhose und den Birkenstocksandalen zu klingen, aber ich fühle mich anders. Leichter. Freier.
Augenblicklich lasse ich meine Hand in meine Tasche wandern. Ich werde mich von dem Heidekraut befreien, indem ich es in den Fluss werfe. Aber … Panik erfasst mich. Meine Tasche ist leer. Wo ist das Heidekraut? Ich taste herum, suche mit den Fingern die Ecken ab, stülpe die Tasche nach außen. Es muss doch irgendwo sein. Aus dem Augenwinkel bemerke ich die Priesterin. Sie lächelt mich an. In meinem Kopf hallt ihre feierliche Stimme nach. »Im Kreis der Läuterung ist kein Platz für Aberglaube und geschmacklosen Zauberkram, Heather.«
Das Heidekraut kann doch nicht einfach verschwunden sein. Oder doch?
»Hast du etwas verloren?« Brian tupft seine geröteten Augen mit einem Taschentuch trocken.
»Äh, nein … nichts«, antworte ich und sehe erneut zur Priesterin hinüber, die jedoch nicht einmal in meine Richtung schaut. Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet.
»Wie fandest du die Zeremonie?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher.« Sie liegt zwar erst einige Momente zurück, trotzdem verblasst sie schnell, wie Spuren im Sand. »Und du?«
»Eine Menge Hokuspokus«, erwidert er spöttisch und putzt sich die Nase. »Aber dieser Heidentum-Schnickschnack liefert erstklassiges Fotomaterial«, fügt er hinzu. »Ich werde ein paar tolle Aufnahmen kriegen, besonders von dieser Zauberin da drüben.« Er verstaut sein Taschentuch im Ärmel und steuert wild fotografierend auf das glückliche Paar zu.
»Ich muss sagen, ich wusste gar nicht, dass du ein so guter Tänzer bist«, necke ich ihn später, als wir unsere Ausrüstung in den Transporter verfrachten.
»Ich habe nicht getanzt, sondern ich wurde gekidnappt«, grummelt Brian und taucht aus den Tiefen des Wagens auf. Er schlägt die Türen zu und schließt sie ab. »So, das war alles.« Er wischt sich Staub vom Ärmel. »Können wir jetzt das Thema wechseln?«
»Und stattdessen worüber reden?«
»Über dich.«
»Was ist mit mir?«, frage ich abwesend, krame mein Handy aus meiner kleinen Unterarmtasche und schalte es an, um die Nachrichten zu überprüfen. Ich weiß, dass Lionel in guten Händen ist, will aber ganz sicher gehen.
»Es ist der Amerikaner, hab ich Recht?«
Erschrocken sehe ich auf. »Was?«
»Er ist der Grund für diesen Ausdruck, den ich den ganzen Tag auf deinem Gesicht gesehen habe.«
»Ich habe keinen Ausdruck auf dem Gesicht«, widerspreche ich hitzig und warte darauf, dass die kleine Vodafone-Hand auf dem Display erscheint. Meine Güte, das dauert eine Ewigkeit. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass Brian mich mustert. »Ehrlich, du hast einen Freund, und schon bist du Beziehungsexperte«, brumme ich. Endlich erscheint das Symbol, und ich drücke die Tasten für die Mailbox.
»Ich brauche kein Beziehungsexperte zu sein, um zu sehen, wenn jemand verliebt ist«, erklärt er.
Ist es so offensichtlich?
»Sie haben eine neue Nachricht.«
Ich warte auf Rosemarys höfliche Stimme und fahre erschrocken zusammen, als eine sachliche Männerstimme aus dem Hörer dringt. Sie klingt wie …
»Victor Maxfield.«
Mein Herz hämmert. Was will er?
»Ich bin gerade von meiner Angelwoche zurückgekommen und habe Ihre Ablehnung auf meinem Schreibtisch vorgefunden. Meine Liebe, kennen Sie denn die oberste Regel des Journalismus nicht, immer dafür zu sorgen, dass Sie alle Fakten kennen? Ja, mein Neffe Gabe hat ein gutes Wort für Sie eingelegt, und, ja, auf seine Empfehlung hin habe ich Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Aber das ist nicht der Grund, weshalb Sie diesen Job bekommen haben. Sie haben ihn bekommen, weil Sie eine verdammt talentierte Fotografin sind.«
Mir stockt der Atem. Gabe ist also nicht der Grund für die Zusage? Ich bin eine verdammt talentierte Fotografin? Mein Magen hebt sich, als säße ich auf einer Schaukel, ehe er wieder nach unten sackt. Und ich bin eine verdammte Idiotin!
»Gabriel mag mein Lieblingsneffe sein, aber der Sunday Herald ist eine preisgekrönte Zeitung, und ich werde Ihnen wohl kaum einen Job geben, nur weil er in Sie verliebt ist.«
Wie bitte?
Die Worte treffen mich wie ein Keulenschlag in den Magen. Hat er gerade gesagt, was ich zu hören geglaubt habe? Aber das ist doch völlig verrückt. Gabe? In mich verliebt?
Aber … Victor Maxfield fährt fort, und ich
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