Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
es lieber lassen.
»Wann triffst du dich mit ihm?«
»Am Samstag. Er führt mich an einen ganz besonderen Ort aus.«
»Wohin denn?«
»Das weiß ich nicht. Er hat gemeint, es sei eine Überraschung.«
»Eine Überraschung«, erkläre ich begeistert. »Wow, wie aufregend.«
Das ist eine glatte Lüge. Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann sind es Überraschungen. Vielleicht bin ich wunderlich und der einzige Mensch, dem es so geht, aber ich weiß lieber, was mich erwartet, damit ich mich darauf einstellen kann. Zum Beispiel Überraschungspartys zum Geburtstag. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als abends nach der Arbeit nach Hause zu kommen und jemanden hinter meinem Sofa hervorspringen zu sehen, der »Überraschung!« ruft. Ich meine, können Sie sich das vorstellen? Sie wollen sich gerade in Schale schmeißen, um den Abend in einem schicken Restaurant zu verbringen, und plötzlich sollen Sie außer sich vor Freude und Begeisterung sein, weil eine Party in vollem Gange ist und sich 50 Ihrer engsten Freunde in Ihrem Wohnzimmer drängen und Wodka mit Preiselbeersaft auf Ihrem neuen cremefarbenen Teppich verteilen. In der Zwischenzeit stehen Sie mit zerzausten Haaren und einem Pickel, der dringend nach einer Portion Abdeckstift schreit, da und wünschten, Sie könnten sich mit Ihrem Haarserum und Esteé Lauder Doublestay Foundation im Badezimmer verbarrikadieren.
»Ich hoffe nur, es ist nicht der Londoner Zoo.« Jess’ Stimme dringt in meine Gedanken.
»Der Zoo?«
»Dort ist Phil Toddington bei unserer ersten Verabredung mit mir hingegangen. Unserer einzigen Verabredung«, fügt sie spitz hinzu.
»War es so schlimm?«
Sie verdreht die Augen. »Heather, ich stand drei Stunden vor dem Pinguin-Gehege. Mitten im Februar. In Schlangenleder-Slingpumps und meinem rückenfreien Kleid von Karen Millen. Ich war völlig durchgefroren.«
»Aber Pinguine sind wirklich komisch«, werfe ich liebevoll lächelnd ein.
»Nicht drei Stunden lang«, erklärt sie bitter. »Ich habe mich fast zu Tode gelangweilt. Ganz im Gegensatz zu Phil, der völlig fasziniert war. Er hat sich endlos über ihr lustiges Gewatschel ausgelassen und darüber, wie sie beim Gehen so komisch mit den Stummelflügeln wackeln.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich schwöre, er stand mehr auf diese verdammten Pinguine als auf mich.«
Sie sieht so aufgebracht aus, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen kann.
»Und dieser Gestank …«
»Schlimm?«
»Vergammelter Fisch und Pinguinscheiße.«
»Mmm, wie romantisch«, kichere ich, worauf sie trotz ihrer Verärgerung einstimmt.
»Ach, verdammt, Heather, er war schrecklich«, stößt sie zwischen zwei Lachanf ällen hervor. »Ich weiß noch, wie ich dachte ›Das ist es also, mein Liebesleben. Kann es noch schlimmer kommen?‹«
Ja, du hättest dich in ihn verlieben, eine Wohnung mit ihm kaufen und dann herausfinden können, dass er seit sechs Monaten mit einem Mädchen aus dem Büro vögelt, sinniere ich, während Daniels Gesicht vor meinem geistigen Auge auftaucht. Entschlossen schiebe ich das Bild beiseite.
»Er hätte dich in einen Comedy Club schleppen können«, sage ich stattdessen.
Augenblicklich hören wir auf zu lachen und wechseln einen Blick.
Standup-Comedy ist unser Lieblingshassobjekt. Dort haben wir uns kennen gelernt. Ich hatte in der Laugh Factory in Covent Garden neben meinem damaligen Freund festgesessen und mich nicht einmal auf die Toilette verdrücken können, aus Angst, von einem der Comedians auf die Bühne geholt zu werden. Also hatte ich mich halb zu Tode gelangweilt und mich im Zuschauerraum umgesehen, als mein Blick an einer attraktiven Schwarzen hängen geblieben war, die das Kinn auf die Hände stützte und mit weit geöffnetem Mund herzhaft gähnte. Unsere Blicke waren einander über die Rauchschwaden und die Lachsalven hinweg begegnet. Keine Ahnung, wer sich von uns beiden schrecklicher gefühlt hatte, jedenfalls waren wir beide in Gelächter ausgebrochen.
Tja, irgendetwas musste uns zum Lachen bringen.
»Hast du Lust, mich nach der Arbeit zu Zara zu begleiten und mir zu helfen, etwas für meine Verabredung zu finden?«, fragt sie.
»Ich fürchte, ich bin beschäftigt.«
»Zu beschäftigt für Zara?« Jess sieht mich ungläubig an.
»Aber dort ist gerade Ausverkauf.«
»Ich weiß, aber mein neuer Mitbewohner zieht heute ein«, erkläre ich.
»Ooh, erzähl mir mehr von ihm.« Gespannt schiebt sie sich ein paar Strähnen ihres kurzen dunklen Haars hinter
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