Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
lacht.
»Ja, ich schätze, so kann man es sagen.« In einem Anfall unerwarteter Verlegenheit starre ich auf meinen Teller und schiebe die Brotkrümel zu einem Häuflein zusammen. »Aber woher weißt du überhaupt, dass ich gestern eine Verabredung hatte?«
»Ich bin medial veranlagt.«
»Ehrlich?«, hake ich ein, ehe mir aufgeht, dass er nur einen Scherz gemacht hat.
»Nein, nein. Ich war in meinem Zimmer und habe gehört, wie er dich abgeholt hat.«
»Oh... ach so.«
»Punkt acht Uhr.«
Ich lächle verschämt. »Es ist unhöflich, eine Dame warten zu lassen.«
»Das sagt Mia mir auch immer, aber in punkto Uhrzeit habe ich eine mentale Blockade. Ich komme grundsätzlich zu spät.«
Bei der Erwähnung seiner Freundin lächle ich mitfühlend. »Sie fehlt dir wohl sehr.«
»Ja.«
Er geht nicht näher darauf ein, und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass er nicht darüber reden will. Also blubbere ich natürlich fröhlich weiter. »Und wie läuft es mit ihrem Film?«, erkundige ich mich, was in Wahrheit die Verschlüsselung für »Wie läuft es zwischen euch beiden?« ist.
»O.K.« Er zuckt die Achseln und fährt mit den Fingerspitzen über seinen sprießenden Schnurrbart. »Glaube ich zumindest«, fügt er hinzu.
Wie ich gedacht habe. Irgendetwas ist im Busch.
»Ich habe eine ganze Weile nicht mehr mit ihr gesprochen. Es ist ziemlich schwierig für sie, vom Set aus anzurufen.« Er kratzt den Kaffeeschaum vom Tassenrand und leckt ihn vom Löffel ab. »Und der Zeitunterschied ist auch nicht gerade hilfreich.«
Offenbar erfindet er Ausreden für sie, denke ich, während ich mit einem Mal das Bedürfnis habe, Gabe zu beschützen, und eine Abneigung gegen Mia mit ihrem schwungvollen Haar und ihren blitzenden Zähnen hege. »Fernbeziehung, was?«, bemerke ich.
Er nickt und wechselt das Thema. »Und, magst du diesen neuen Kerl? Wie hieß er noch, sagtest du?«
»Ich habe gar nichts gesagt«, erwidere ich lächelnd. »Er heißt James. Und, ja, ich mag ihn.«
Das, Heather Hamilton, muss die Untertreibung des Jahrhunderts sein. »Das Lustige an der Geschichte ist, dass er mich offenbar schon eine halbe Ewigkeit um eine Verabredung bitten wollte, aber immer dachte, ich sei nicht interessiert.«
»Wann siehst du ihn wieder?«
»Heute Abend«, antworte ich beiläufig und nippe an meinem Milchkaffee.
Zumindest versuche ich, beiläufig zu klingen, doch Gabe durchschaut mich auf der Stelle. »Zwei Abende hintereinander?« Er stößt mich unter dem Tisch mit dem Knie an.
»Ich weiß«, räume ich ein und versuche, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. James ist so toll, dass ich Angst habe, das Ganze zu vermasseln, indem ich mich zu sehr in diese Geschichte reinhänge.
Gabe hingegen scheint diese Sorge nicht zu teilen.
»Wow«, sagt er gedehnt. »Der steht ja mächtig auf dich, Mädchen.« Grinsend beißt er ein Stück von seinem Toast ab und kaut mit offenem Mund - eine Angewohnheit, die bei jedem anderen unappetitlich aussähe, bei Gabe jedoch etwas Reizendes an sich hat.
»Oh, ich weiß nicht …«, erwidere ich bescheiden, aber Gabe bringt mich zum Schweigen.
»Heather, hör mir zu.« Er hält inne und saugt geräuschvoll den Rest seines Orangensafts mit dem Strohhalm auf, ehe er mich ernst ansieht. »Du magst diesen Kerl seit einer Ewigkeit, und soweit ich es mitbekommen habe, hat er dir gestern gesagt, dass auch er dich seit einer Ewigkeit mag. Also, wo ist das Problem?«
»O.K., O.K., du hast ja Recht. Es gibt kein Problem … und vielleicht ist genau das das Problem.«
Gabe sieht mich belustigt an. »Bist du sicher, dass du nicht Jüdin bist?«
Ich muss zugeben, wenn Gabe nicht gerade in Standup-Comedy-Laune ist, kann er ziemlich witzig sein. Ich schlage zum Spaß mit meiner Zeitung nach ihm, als jemand gegen meinen Stuhl prallt, so dass sich mein Kaffee über meinen Schoß ergießt. »Hey! Können Sie nicht aufpassen, wo Sie gehen?«, schreie ich und springe von meinem Stuhl auf.
»’Tschuldigung!«, ruft eine Horde Jungs im Chor, ehe sie weiter die Straße hinunterstürmen.
»Alles O.K.?«, erkundigt sich Gabe und reicht mir eine Serviette.
»Ja.« Ich tupfe meinen Schoß ab.
»Die Jugend von heute, was?«, meint er.
Es entsteht eine Gesprächspause, während ich die Flecken auf meinen Kleidern bearbeite und Gabe sich hinter der Zeitung verschanzt, das Sonntagsmagazin herauszieht und auf der letzten Seite aufschlägt. Die geübten Handbewegungen des gewohnheitsmäßigen
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