Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
dort?«
    Gute Frage. »Ach, du weißt schon …«, antworte ich vage. »Man geht spazieren, lässt Drachen steigen …«
    »Drachen steigen?«
    »Hmm.« Ich nicke und registriere belustigt seine Miene.
    »Ihr Briten und eure seltsamen Traditionen.«
    »Was für seltsame Traditionen?«
    Er verdreht die Augen, als wären es zu viele, um sie alle aufzählen zu können. »Erstens der Linksverkehr.«
    »Linksverkehr ist nicht seltsam. Es ist seltsam, dass ihr rechts fahrt.«
    »Gemeinsam mit dem Rest der Welt«, hebt er hervor.
    »Was ist mit Australien?«, halte ich dagegen. »Oder Indien oder Neuseeland oder …« Jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir kein anderes Land mehr ein. »… jede Menge andere Länder«, murmle ich wenig überzeugend, während er mich mit hochgezogenen Brauen ansieht.
    »Und dann eure Bars - Entschuldigung, ich meine natürlich Pubs -, in denen man praktisch nur Männern, aber kaum Frauen begegnet. Dann, dass die Leute einem erzählen wollen, es sei ein schöner Tag, obwohl es mitten im Juli regnet und eiskalt ist …«
    Das ist ein Argument.
    »Und das Schlangestehen.«
    »Es ist höflich«, verteidige ich mich.
    »Es ist schwachsinnig«, gibt er zurück. »Ihr steht in der Schlange, und wenn sich jemand vorbeidrängelt und gleich nach vorn geht, sagt keiner etwas.« Kopfschüttelnd nimmt er wieder sein Besteck zur Hand. »Und was eure Liebe für diese merkwürdigen Bohnen in Ketchupsauce angeht …«
    Bis jetzt habe ich mir alles gefallen lassen, aber jetzt ist er eindeutig zu weit gegangen. »Baked Beans von Heinz?«, werfe ich trotzig ein. »Magst du die etwa nicht?«
    »Soll das ein Witz sein?«
    Aus einem Impuls heraus beuge ich mich über den Tisch, nehme eine Gabel voll von seinem Teller und schiebe sie mir in den Mund. »Mmm«, stöhne ich und gebe in bester Harry-und-Sally -Tradition einen vorgetäuschten Orgasmus zum Besten.
    »Oh, und ein letzter Punkt noch.«
    »Was denn?«
    »Die britischen Frauen.«
    »Was ist mit ihnen?«
    Er schnappt sich die Zeitung und taucht dahinter ab. »Verrückt. Alle miteinander.«
    Eines der verblüffendsten Phänomene des Lebens ist, dass man innerhalb weniger Wochen von dem Zustand, in dem man nicht einmal ahnt, dass es einen bestimmten Menschen gibt, in das Stadium gelangen kann, in dem man seine Wohnung, seine Fernbedienung und seine Sonntagszeitung mit ihm teilt. Gabe und ich sind wie ein altes Ehepaar - er bekommt den Sportteil, ich das Style -Magazin. Wer hätte das gedacht?
    So etwas ist für jeden erstaunlich, ganz besonders aber für mich, da ich mein sonntagmorgendliches Ritual sorgsam hege und pflege. Ich liebe nichts mehr, als in einem Café zu sitzen und bei einer Portion fluffig-gelbem Rührei die Style -Beilage lesen, und auch wenn die meisten das Sonntagsfrühstück als eine Zweieraktivität betrachten, liebe ich es, dabei allein zu sein.
    O.K., kann sein, dass ich ein bisschen wunderlich bin, aber so bin ich eben. Ich liebe es, mich mit niemandem über die Zeitungsteile streiten zu müssen oder völlig zerfledderte Seiten in die Hand gedrückt zu bekommen. Ich liebe es, mich auf dem Tisch ausbreiten zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass der Reiseteil in den Teller mit Champignons meines Begleiters hängt. Und mehr als alles andere liebe ich es, nicht durch eine Unterhaltung abgelenkt zu werden, sondern in köstlichem Schweigen dazusitzen und mich in den Artikel vertiefen zu dürfen, der gerade mein Interesse findet. Dies ist eine der wenigen Freuden im Leben.
    Doch an diesem speziellen Sonntagmorgen bin ich Gabe zufällig in der Küche begegnet, wo er ein wenig verloren in seinen tibetischen Haussocken umherwanderte. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Schließlich ist er fremd in diesem Land, und ich hatte ihm nicht ein einziges Mal angeboten, ihm die Gegend zu zeigen. O.K., es ist ja nicht so, dass er hier niemanden kennen würde. Er hat einen Onkel, der hier lebt - aber, wie Ed immer sagt, Verwandte sind wie Weihnachten. Einmal im Jahr genügt vollkommen.
    Also habe ich das ultimative Opfer gebracht und ihn zum Frühstück eingeladen.
     
    Ich stochere in meinem Rührei herum und sehe Gabe zu, wie er sich abwesend über dem Sportteil das stoppelige Kinn reibt. Schließlich lehnt er sich in seinem Stuhl zurück und legt die Zeitung beiseite. »Also«, sagt er, »du hast mir noch gar nichts von deiner Verabredung von gestern Abend erzählt.«
    Ich erröte, auch wenn ich nicht weiß, warum.
    »So gut, ja?« Er

Weitere Kostenlose Bücher