Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
Blicken den Bürgersteig absuche, als bestünde die Chance, dass eine braune Ledertasche auf einmal hinter einem Stuhlbein hervorspringt. »Ich bin bestohlen worden.«
    »Meine Güte!« Gabe steht auf und sieht sich ebenfalls um.
    »War alles in dieser Tasche?«
    Ich spüre, wie mir die Tränen kommen. »Mein Telefon, die Hausschlüssel, die Brieftasche …«
    »Mit viel Bargeld?«
    Unter diesen Umständen hat die Vorstellung, ich hätte eine Menge Bargeld in der Geldbörse, beinahe etwas Komisches. »Nicht viel, vielleicht einen Zehner oder so«, murmle ich und sinke auf meinem Stuhl zusammen. »Aber das ist nicht so wichtig.«
    »Hey, ich weiß, es sind die persönlichen Dinge, an denen man hängt.«
    »Nein, das ist es nicht …« Ich beginne zu schniefen, ehe ich mich zusammenreiße. Nein, ich kann ihm nicht sagen, warum dieser Lottoschein so wichtig ist, oder? Das würde doch bedeuten, ich muss ihm die Geschichte mit der Zigeunerin, dem Heidekraut und der Tatsache erzählen, dass alle meine Wünsche in Erfüllung gehen. Er wird glauben, er teile sich die Wohnung mit einer Irren.
    »Ist es der Schock?« Gabe drückt meine Hand.
    Ich nicke stumm. Schock? Ich bin außer mir.
    In der einen Minute hatte ich noch mein Haus in Holland Park, meine Villa in Italien und meinen neuen Aston Martin, und jetzt - puff - ist alles weg. Samt meiner Brieftasche, meinen Schlüsseln, dem Handy, meinem Filofax - in dem auch noch meine Adresse steht, was bedeutet, dass ich die Schlösser austauschen muss. Wenn es so weitergeht, wird mich dieser Lottoschein noch ein Vermögen kosten …
    »Ich weiß, es ist übel«, meint Gabe, »aber wir können im Moment nicht viel tun. Wir sollten nach Hause gehen und den Diebstahl bei der Polizei melden.«
    »Ebenso gut könnte ich gleich aufs Revier gehen«, sage ich und versuche, nicht daran zu denken, wie sehr ich mich auf einen Spaziergang mit Gabe durch den Heath gefreut habe, der nun ins Wasser fällt. »Aber du brauchst nicht mitzukommen.«
    »Hey, natürlich komme ich mit.«
    »Nein, ehrlich, ist schon gut. Genieß den Rest des Tages, lass einen Drachen steigen«, necke ich ihn schwach mit einer Geste in Richtung Heath.
    »Na ja, wenn du sicher bist …«
    »Ich bin sicher«, erkläre ich fest. »Die Bank wird eine Diebstahlsanzeige brauchen, also muss ich einen Bericht ausfüllen - ich kann diesen Papierkram genauso gut gleich hinter mich bringen.« Toll. Genau die Beschäftigung, die ich mir für meinen Sonntagnachmittag vorgestellt habe.
    »O.K., O.K....« Es entsteht eine kurze Pause, ehe er schüchtern hinzufügt: »Ich weiß ja nicht, ob dich so etwas interessiert, aber ich treffe mich später mit meinem Onkel in einem Comedy Club, den er kennt. Dort ist heute offene Bühne, und ich kann ein wenig Übung gebrauchen … wenn du Lust hast, kannst du gern mitkommen.«
    Ich bin geschmeichelt von seiner Einladung, doch die Worte »offene Bühne« lösen einen spontanen Fluchtimpuls in mir aus. Deshalb bin ich umso dankbarer, dass ich eine plausible Ausrede habe. »Danke, aber ich treffe mich mit James«, erinnere ich ihn.
    »Ach ja, das hatte ich völlig vergessen …« Für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich, Enttäuschung in seinen Augen aufflackern zu sehen, doch dann lächelt er. »Vielleicht nächstes Mal, was?«
    »Ja, nächstes Mal«, bestätige ich und schiebe den Gedanken beiseite, wie ich mich dann herauslavieren werde.
    »Tja, dann sehen wir uns wohl später.« Gabe tritt neben mich, und da ich annehme, dass er mir einen Kuss auf die Wange geben will, wende ich den Kopf ab - mit dem Ergebnis, dass unsere Nasen kollidieren und sich unsere Lippen treffen. Wir zucken zurück, als hätte uns etwas gestochen.
    »Oh, tut mir leid.« Ich lache unbehaglich.
    »Kein Problem, das liegt an meinem großen Riecher.« Gabe grinst, doch ich bin sicher, dass ihm das Ganze ebenso peinlich ist wie mir.
    »Tja, bis dann«, sage ich brüsk.
    »Äh … ja … bis dann«. Er winkt mir verlegen zu.
    Ich bleibe auf dem Bürgersteig stehen, sehe ihm nach, wie er in Richtung Heath davongeht und zwischen den Leuten verschwindet, die auf dem Weg zu einem müßigen Nachmittag auf dem Rasen sind. Mit einem Anflug von Neid fluche ich auf die Kerle, die meine Tasche gestohlen haben. In diesem Moment fällt mir wieder ein, was Ed neulich im Pub zu mir gesagt hat: Pass bloß auf, was du dir wünschst. Seine Worte lösen ein unbehagliches Gefühl in mir aus. Habe ich mit meinem Wunsch, ich würde im Lotto

Weitere Kostenlose Bücher