Der Wunschzettelzauber
meinst es ernst mit ihm«, stellte er fest.
»Ja. Na ja, es ist noch zu früh, etwas zu sagen, aber es spricht viel für ihn.« Sie erzählte ihm von der Hochzeit und von Montbard.
»Verstehe«, sagte Bruno. »Das ist alles sehr nett.«
»Das ist eine groÃe Sache für mich. Du weiÃt schon, nach AntoiÂne.«
»Natürlich. Und ich freue mich für dich, wenn du glücklich bist. Ich wünsche dir viel, viel Glück.«
Sie stieÃen mit ihren Gläsern an, und Chloe nahm einen sehr groÃen Schluck von ihrem Wein. Es war ein herrliches Gefühl in der Kehle, wie warmer roter Samt, der einen würzigen Geschmack hinterlieÃ.
»Also dann ist unsere âochzeit wohl abgesagt?«, erkundigte sich Bruno und grinste sie neckisch an.
Chloe beugte sich zu ihm hin und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich fürchte, ja. Aber du weiÃt ja, dass du mir immer lieb und teuer sein wirst.«
»Tja, lass es mich wissen, wenn du deine Meinung änderst. Sag mir, ist es dir so ernst, dass du von London weggeâen und ins Burgund zieâen würdest, wenn er dich bittet?«
Chloe kippte mehr Wein hinunter, bevor sie antwortete: »Ja, aber er hat mich noch nicht gebeten.«
»Das wird er noch. Ich âabe gesehen, wie er dich ansieht. Als wenn er sein Glück gar nicht fassen kann.«
Chloe zuckte innerlich zusammen. War es für Guillaume ein Glück, sie kennengelernt zu haben? Dieser Kuss auf der Westminster Bridge hatte ihr nicht das gute Gefühl gegeben, das sie sich erhofft hatte. Mühsam riss sie sich zusammen und lächelte Bruno zu. Es konnte funktionieren. Es würde funktionieren. Natürlich würde es das. Sie war in der Lage, Guillaume glücklich zu machen und ihn zu lieben â mit der Zeit. Wenn sie erst einmal aufgehört hatte, so unglücklich zu sein. Der Wein war eine Hilfe. Er machte sich freundlich und angenehm in ihrem System bemerkbar und brachte es zur Ruhe. Sie fühlte sich allmählich besser, wärmer und allgemein weniger düster gestimmt.
»Noch einen?«, fragte Bruno.
»Ja, bitte. Heute war wirklich ein anstrengender Tag für mich. Und wenn Nicolas bei meinen Eltern übernachtet, muss ich auch morgen früh nicht um sechs aufstehen.«
Während sie auf Brunos Rückkehr wartete, lieà Chloe ihren Blick in dem inzwischen überfüllten Lokal umherschweifen. Eine Gruppe Frauen stand beieinander und verdeckte den Zugang zu der nächsten kleinen Nische. Plötzlich erspähten sie einen freien Tisch und stürzten sich darauf, wobei sie den Blick auf die Nische freigaben: In der Nische saà Charlie Kessler ganz alleine und las ein Buch. Vor ihrem geistigen Auge sah Chloe kurz »Das Bett« mit seinen geheimnisvollen Figuren und den ineinander verlaufenden, zauberhaften Blau-, Grün- und Violetttönen. Er hatte es gemalt.
Sie versteckte ihr Gesicht hinter ihrer Hand wie ein Kind und spähte dann durch die Finger. Er war wirklich in sein Buch vertieft und hatte sie nicht gesehen. Gut. Sie sollte sofort gehen, Bruno suchen und ⦠halt, einen Augenblick. Nein! Warum sollte sie gehen? SchlieÃlich war das hier ein öffentlicher Ort. Es war ihre Stammkneipe. Sie hatte genau wie jeder andere das Recht, hier zu sitzen und mit einem Freund ein Glas Wein zu trinken. AuÃerdem wartete Charlie zweifellos auf irgendjemanden. Vielleicht auf die Samba-Königin oder auf einen seiner anderen »Engel«. Oder auf Karen. Wahrscheinlich lauerte seine Frau schon irgendwo und bereitete sich auf den nächsten groÃen Auftritt vor. Für so jemanden war die ganze Welt wahrscheinlich nichts als eine Bühne.
Bruno kehrte mit einem Glas in jeder Hand zurück, und aus seiner Jackentasche lugte eine Packung Kartoffelchips.
» Bon, alors «, sagte er, lieà sich nieder und riss die Packung auf. »Da gibt es noch etwas, was ich dir sagen wollte, Chloe.«
»Ja?«, erwiderte Chloe und riss ihren Blick von Charlie los, um ihren Chef anzusehen. Sie musste sich zwingen, sich zu konzentrieren. Und sich aufrecht hinzusetzen. Dabei war es so schön, einfach auf dem Stuhl zu lümmeln. Sie nahm einen ordentlichen Schluck von ihrem Wein, und dann noch einen.
»Tja, also, ich komme gleich zur Sache. Pascal und ich, wir âaben uns unterâalten, und er will im Sommer nach Frankreich zurück. Er will sein eigenes Restaurant eröffnen, aber
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