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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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Mutter bekümmert an. »Ach, Mum. Es tut mir leid, wenn ich euch diesen Eindruck vermittelt habe.« Das Schreckliche war, dass an dem Bild, das ihre Mutter gezeichnet hatte, ein Körnchen Wahrheit war – ja sogar ein dickes Korn. Chloe war durch ihre übertriebene Frankophilie etwas geblendet gewesen. Wieder empfand sie das dringende Bedürfnis, die Sache mit Charlie offen zur Sprache zu bringen. Stattdessen streckte sie die Hand aus und legte sie auf den Arm ihrer Mutter. »Entschuldige, wenn ich dich und Dad immer für selbstverständlich gehalten habe. Und danke, dass ihr für mich da seid.«
    Â»Schon gut, Schätzchen«, meinte Jenny und drückte Chloes Hand. »Ich glaube, ich setze Wasser auf. Möchtest du Tee?«
    Â»Ja, bitte, Mum.«
    Â»Also, du und Guillaume …«, sagte Jenny und lächelte über die Schulter. »Das muss ja was Ernstes sein, wenn du schon vom Auswandern sprichst.«
    Â»Er ist ein sehr netter Mann«, meinte Chloe langsam.
    Â»Liebst du ihn?«, erkundigte sich Jenny leichthin, Chloe den Rücken zugekehrt.
    Â»Ich bin mir noch nicht ganz sicher«, antwortete Chloe. »Wahrscheinlich müssen wir noch etwas mehr Zeit miteinander verbringen.«
    Der Tee brühte. Jenny drehte sich zu ihrer Tochter um. »Natürlich müsst ihr das, Schatz. Es hat ja keine Eile. Wenn du jemanden gefunden hast, der für Nicolas ein guter Vater sein kann, dann solltest du dir Zeit lassen, um ihn richtig kennenzulernen.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen – ein Engel, der durch den Raum flog? –, dann blickte Chloe ihrer Mutter in die Augen und fragte: »Meinst du, es war damals ein Fehler, dass ich Antoine so überstürzt geheiratet habe?«
    Â»Ich weiß es nicht, Schatz. Als ich deinen Vater heiratete, war ich sogar noch jünger als du damals. Und Antoine war ja wirklich hinreißend, nicht? Ihr kamt mir so glücklich vor.«
    Â»Das waren wir auch«, bekräftigte Chloe mit leicht schwankender Stimme.
    Der Engel flog wieder durch den Raum, nur in umgekehrter Richtung.
    Â»Ich möchte nur ganz sicher sein, dass ich es diesmal richtig mache«, erklärte Chloe und unterdrückte die innere Stimme, die von Charlie Kessler erzählen wollte. »Jetzt geht es ja nicht nur um mich. Ich muss auch an Nicolas denken.«
    Â»Natürlich, Schatz«, stimmte Jenny zu. »Du bist doch mein vernünftiges Mädchen. Ich bin sicher, du wirst die richtige Entscheidung treffen. Mach dir keine Sorgen.«
    Chloe nickte beruhigend. Sie machte sich Sorgen.
    An diesem Abend rief sie, bevor sie zu Bett ging, Guillaume an. Mitten im Gespräch brach sie in Tränen aus.
    Â»Was ist denn los?«, fragte Guillaume.
    Â»Ach, Guillaume, ich habe …«, begann Chloe, aber sie schluchzte so heftig, dass sie nicht weitersprechen konnte.
    Â»Weinst du, weil du mich vermisst? So sehr, wie ich dich vermisse?«
    Chloe kniff die Augen zu. »Ja«, murmelte sie.
    In gewisser Weise war es die Wahrheit. Sie vermisste die Sicherheit, die sie empfand, wenn er bei ihr war. Auch wenn er es nicht wusste, war er doch ihr Beschützer. In einem Jahr würde sie ein völlig anderes Leben führen, und ihre momentane Verliebtheit in Charlie würde nur noch eine verblasste Erinnerung sein. Guillaume war ihr Rettungsanker, ihr Fluchtweg vor Charlie und seiner Exfrau, vor London mit all seinen Komplikationen. Ein Fluchtweg für sie und auch für Nicolas.
    Â»Hör mal«, sagte Guillaume gerade, »ich habe eine Idee. Ich kann zwar im Augenblick nicht nach London kommen, aber ich habe in Paris zu tun. Könnten wir uns nicht dort für einen oder zwei Tage treffen? Zum Beispiel von Samstag bis Montag?«
    Paris.
    Paris, das sie seit Antoines Tod nicht mehr sehen konnte. Aber wer wäre besser geeignet, ihr über diese Hürde hinwegzuhelfen, als Guillaume? Dann könnte sie auch Rosine besuchen – ihr ihren Gentle­man-Farmer vorstellen und ihren Segen einholen.
    Â»Ich bin sicher, dass Nicolas das gefallen würde«, antwortete sie.
    Am anderen Ende folgte eine winzige Pause. »Nicolas? Natürlich. Warum nicht?«
    Â»Er ist jetzt alt genug«, meinte Chloe und wischte sich mit einem Taschentuch über das Gesicht. »Ich würde ihm auch gern die Stadt zeigen, wo sein Vater und ich gelebt haben.«
    Â»Ja«, sagte Guillaume ein wenig steif.
    Etwas zu spät

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