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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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und öffnete den Geschirrspüler. » Mit den Gedanken woanders , also wirklich. Als wärst du ein Teenager. Wo solltest du denn schon mit den Gedanken sein? Denk auch mal ein bisschen an andere, Schatz.«
    Chloe fühlte, wie sich ihre Rückenhaare aufstellten. »Oder vielleicht denkst du mal an mich , Mum. Mein Mann ist gestorben. Ich ziehe alleine ein kleines Kind auf. Er will einen neuen Vater, und ich hab’s satt, alleine zu sein, und keine Ahnung, wie ich … ich habe keine Ahnung, wie …« Sie erstickte fast an zu vielen Worten, schnappte nach Luft. Wortlos zog Jenny einen Stuhl heraus und drängte ihre Tochter sanft, sich zu setzen. Dann setzte sie sich neben sie und zog automatisch ein sauberes Taschentuch hervor, das zart nach Lavendel duftete.
    Â»Mum«, heulte Chloe und schnäuzte sich kräftig, »ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Jenny seufzte. »Willkommen im Club, mein Schatz.«
    Chloe starrte ihre Mutter an, deren Gesicht sie nur undeutlich und verschwommen sah. »Ich dachte immer, du verachtest mich, weil ich nach Antoines Tod so komplett zusammengebrochen bin. Weil ich nichts mehr auf die Reihe gekriegt habe.«
    Â»So ein Unsinn, Schätzchen. Das war doch vollkommen normal, dass du so mit den Nerven fertig warst. Wir waren auch mit den Nerven fertig. Aber wozu wäre es denn gut gewesen, sich darin zu suhlen? Schließlich mussten wir an das Baby denken. Und ich hatte das Gefühl, dass es meine Aufgabe wäre, dich aufzumuntern, damit du dich zusammennimmst. Immer vorwärtsblicken, Schatz«, schloss Jenny mit einem der guten Ratschläge, die Chloe seit ihrer Kindheit vertraut waren.
    Â»Ja, du hast recht«, meinte Chloe kleinlaut. »Ich möchte ja auch wirklich das Richtige tun, für Nicolas alles richtig machen. Aber ich weiß nicht, wie.«
    Â»Na ja«, dehnte Jenny aufmunternd, »erstens, wenn ich das mal so sagen darf, Schätzchen, bist du nicht allein. Du hast mich und deinen Dad, und wir können uns als Großeltern nützlich machen. Ich bin Mitglied bei grandsnet.com , weißt du«, setzte sie stolz hinzu. »James hat mir gezeigt, wie man sich da anmeldet. Das ist ja so interessant, und lauter verwandte Seelen und vernünftige Ratschläge. Und man kriegt sogar Tipps für den Garten! Neulich war da ein Forum mit dem Motto ›Absoluter Quatsch‹ – da musste ich so lachen. Es ging um die Erziehungsmethoden moderner Eltern. Die lassen den Kindern heutzutage viel zu viele Freiheiten, da wedelt sozusagen der Schwanz mit dem Hund. Und ich glaube, du wirst noch merken, dass … entschuldige, Darling, den Seufzer habe ich gehört. Ich bin wohl ein wenig abgeschweift.«
    Â»Schon gut, Mum«, sagte Chloe zerknirscht. »Das war nur mein Selbstmitleid. Du und Dad, ihr seid immer fantastisch gewesen. Ihr seid fantastische Eltern.«
    Â»Na ja, das weiß ich nicht. Aber wegen Nicolas’ Bedürfnis nach einem Vater und deinem eigenen Bedürfnis nach einem …« Jenny suchte nach einer Bezeichnung, die keine sexuellen Untertöne enthielt. Dann hatte sie eine gefunden: » …Gefährten, na ja, das machst du doch sehr gut. Guillaume ist wunderbar. Dein Vater und ich, wir sind sehr angetan von ihm.«
    Â»Ach ja?« Chloes Tränen waren versiegt. Sie fühlte eine starke Versuchung, ihrer Mutter von Charlie zu erzählen. Aber nein. Jenny wäre absolut entsetzt, wenn sie erführe, dass ihre Tochter mit einem solch ruchlosen Menschen zu tun hatte. Am besten die ganze bedauerliche Geschichte vergessen. »Schön, dass ihr Guillaume mögt«, stellte sie fest. »Aber …« Herrje, es war ein schwieriges Thema, doch sie konnte es genauso gut jetzt zur Sprache bringen. »Mum, ist dir klar, dass ich, wenn das mit Guillaume wirklich klappt, nach Frankreich ziehen muss? Ins Burgund?«
    Jenny faltete die Hände im Schoß. »Ich bin doch kein Dummkopf, Chloe«, erwiderte sie brüsk. »Ich weiß, dass du immer eine Schwäche für Antoines Eltern hattest. Wahrscheinlich sind sie viel aufregender als wir. Jeannette ist so hübsch und eine so gute Köchin. Und sie leben in diesem großen, wunderschönen Haus auf dem Lande. Und dann diese fantastische alte Dame aus Paris – ihr beide habt ja einen ganz besonderen Draht zueinander. Im Vergleich dazu musst du uns ja für langweilig halten.«
    Chloe blickte ihre

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