Der Wunschzettelzauber
interessieren.
Megan sah Chloe teilnahmsvoll an. »Einen Tee, SüÃe? Oben?«
»Ja, bitte. Wie stehen die Aktien unten im Keller?«
»Alles in Butter.«
Der Keller war Kajas Reich. Dort standen die Näh- und Bügelmaschine sowie das Zuschneidegerät, die die estnische Prinzessin fast ebenso liebevoll behandelte wie ihre Kinder.
Bald kam auch Kaja eilig die Treppe heraufgesprungen. »Du bist so weit, Daaling?«, fragte sie Chloe und verschwand dabei hinter einer Bambusstellwand. Chloe nickte.
In einer Woche würden Charlie und sie in seinem Garten heiraten. Nach der Zeremonie würde es ein von Löckchen und Sergej geliefertes Mittagsmahl geben â auf einem Kahn, den sie von Freunden geliehen hatten.
Kaja hatte nun schon wochenlang an Chloes Hochzeitskleid gearbeitet, und Chloe hatte das in Entstehung begriffene Kleid mehrmals anprobiert. Nun würde sie zum ersten Mal das fertige Kleid zu sehen bekommen. Sie schlang einen Arm um Megans Hüfte, und sie sahen zu, wie Kaja die Stellwand zur Seite schob und eine duftige Kreation in der Farbe eines Golden Retriever enthüllte, die auf einer Schneiderpuppe hing.
»Ach SüÃe, das ist wunderschön«, flüsterte Megan, während Kaja das Kleid vorsichtig abnahm und es Chloe überreichte.
»Das ist es«, stimmte Chloe zu und verschwand hinter der Stellwand, um aus ihrer Tunika und ihren Leggins zu schlüpfen. »Ich wünschte, du würdest alle meine Kleider machen.«
»Oh Gott«, ächzte Megan, »du hast es noch gar nicht an, und ich muss schon weinen.«
»Das wird so was wie groÃe Hormonschub-Augenblick«, trällerte Kaja, deren Augen ebenfalls feucht geworden waren. »Lass nur laufen. Aber nicht auf Kleid weinen. Wir wollen nicht Make-up-Flecken.«
Hinter der Stellwand war Stille. Megan und Kaja wechselten Âeinen Blick.
»Alles okay mit dir? Brauchst du Hilfe?«
»Ich habâs an«, antwortete Chloe nach einem Augenblick mit nicht ganz fester Stimme. »Ich brauche nur jemand für den ReiÃverschluss.«
Als sie hinter der Stellwand hervorkam und zu dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand ging, gaben alle drei dem von Kaja prophezeiten Hormonschub-Augenblick nach und lieÃen die Tränen flieÃen.
Chloe sah ihr Spiegelbild an. Das Kleid war ein Traum. Trägerlos, mit hübschen Rüschen am Oberteil, von dem aus sich zierliche Blüten aus Seidenchiffon in exakt der Hautfarbe, die ihrem Teint am meisten schmeichelte, bis über ihre Knie hinab ergossen.
Mit leicht geröteten Augen, aber konzentriert begann Kaja, mit Stecknadeln zwischen den Lippen, das Kleid ein wenig enger um Chloes Oberkörper zu drapieren.
»Ich lasse bisschen Platz für eine Woche wachsen«, erklärte sie und kniete sich dann vor Chloe, um sanft an dem Stoff zu zupfen und die Länge des Kleides ringsherum zu prüfen.
Chloe drehte sich zur Seite und spähte wieder in den Spiegel. »Und wie sieht das aus?«, fragte sie. »Wie ein Riesenpfirsich?«
»Nein,SüÃe, nur ein kleiner Pfirsich«, erwiderte Megan. »Das ist ein sehr nettes Bäuchlein, was du da hast.«
An ihrem groÃen Tag wachte Chloe früh auf und fand, dass die Welt um sie herum plötzlich ganz bunt leuchtete. Alles wirkte viel klarer und deutlicher als sonst. Sie sah, hörte, roch, fühlte alles mit begeisternder Intensität.
An diesem Tag war es besonders wunderbar, den Morgen mit Nicolas zu beginnen, ihm sein Frühstück zu bereiten und die Cartoons mit ihm anzuschauen, als wäre es ein vollkommen normaler Tag, und gleichzeitig das berauschende Prickeln wilder Vorfreude in ihrem Körper zu fühlen. Ihre Eltern hatten ihr angeboten, ihren Enkel über Nacht zu sich zu nehmen, damit Chloe sich vor ihrem groÃen Tag ausschlafen konnte, aber sie wollte sich nicht von ihm trennen. Es machte ihr nichts aus, um sechs Uhr morgens von einer kleinen Gestalt aufgeweckt zu werden, die in ihr Bett gehopst kam. Sie wollte ihn an diesem wichtigen Morgen bei sich haben.
AuÃerdem hatte sie ganz richtig vorausgesehen, dass sie sowieso viel zu aufgeregt war, um länger zu schlafen. Sie hatte ihr Hochzeitskleid mit seinem gepolsterten Bügel an die Vorhangstange ihres Schlafzimmerfensters gehängt und die Vorhänge die ganze Nacht über offen gelassen, so dass sie es als Silhouette gegen den Londoner Nachthimmel sehen konnte. Gegen
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