Der Wunschzettelzauber
anzusehen â in dem Liam Neeson einen trauernden Witwer mit einem kleinen Sohn spielte. Chloe hatte wegen ihm Tränen vergossen, denn der Schauspieler war später auch im wirklichen Leben zum Witwer geworden. In demselben Film war ihr auch Colin Firth aufgefallen, und sie fand ihn näherer Beachtung wert. Nachdem sie und ihre Freundinnen daraufhin alle Filme mit Colin, einschlieÃlich der vollständigen BBC -Serie Stolz und Vorurteil , durchgeackert hatten und dabei den regelmäÃigen »Filmabend für Mädels« aus der Taufe gehoben hatten, wandten sie sich anderen Schauspielern zu.
Irgendwann fühlte sich Chloe sogar in der Lage, französische Filme anzusehen, ohne allzu traurig zu werden, selbst wenn sie in Paris spielten. Allerdings stellte sie sich immer vor, wie der Text des Hauptdarstellers aus Antoines Mund klingen würde.
Bei englischsprachigen Filmen jedoch zog sie eine Grenze vor dem Film Nachricht von Sam  â denn das hieÃe, das Unglück herausfordern.
Die vier hielten ihren wöchentlichen Filmabend für Mädels jetzt schon ungefähr drei Jahre lang ab, und er hatte bei Chloe Wunder gewirkt. Nach etwa einem Jahr stellte sie fest, dass sie zwar gelegentlich während eines Films noch immer in Tränen ausbrach, bei den meisten aber nicht weinen musste. Diese Filmabende verschafften ihr Luft zum Atmen â Zufuhr von frischem Sauerstoff und Gelächter. Sie erlaubte sich sogar Träumereien über Film-Liebesgeschichten, und sie machte sich klar, dass Liebe nicht immer in einer Katastrophe enden musste.
Die ganz spezielle Liste â die der besten und heiÃesten Schauspieler nämlich â bewahrte Chloe nicht wie alle anderen Listen in der Schublade ihres Nachttischchens auf. Sie war vielmehr ein ständig fortschreitendes Kollektivwerk, an dem ihre Freundinnen ebenfalls mitarbeiteten.
Sie sah so aus:
1. Hugh Grant. Weil man seine erste Filmliebe nie vergisst. Wenn man ihm zusieht, hat man das Gefühl, dass nichts Schlimmes passieren kann. Als ob man gegen das Böse abgeschirmt wäre.
2. Colin Firth. Weil er sich nicht in die Karten schauen lässt, eben ein echter Engländer. AuÃerdem mag ich ihn, weil er eine italienische Frau hat, das heiÃt, wir haben diese Sache mit dem zweisprachigen Erziehen gemeinsam. Ãbrigens ist er Kajas absoluter Favorit. Sie liebt alles Englische.
3. James Spader â über den hatten wir eine wunderbare, heiÃe Debatte. Sally und Kaja fanden ihn in Secretary hinreiÃend, was mich gar nicht überrascht. Megan kann ihn nicht ausstehen â zu Yuppie-mäÃig, und: »Der sieht aus, als würde er nie schwitzen.« Ich gebe ihm einen besonderen Pluspunkt für seine Superdarstellung in Frühstück bei ihr als Witwer, der sexy aussieht und sich in eine attraktive Kellnerin verliebt.
4. John Cusack â wiederentdeckt im Gefolge von James Spader sozusagen, als wir eine ganze Weile wirklich lustige Filme aus den Achtzigern sahen. Irgendwie fand ich es aber abartig, ständig nur blutjunge Typen anzulechzen (um mal ehrlich zu sein). Sally war das egal, trotzdem gingen wir dann zu High Fidelity über, in dem JC einfach wunderbar ist und in vieler Hinsicht der perfekte Mann.
5. Gérard Depardieu â eine unkonventionelle Wahl, ich weiÃ. Wenn er auf dem Bildschirm erscheint, ist gelegentlich die Bezeichnung »Warzenschwein« zu hören, und na ja, dieser Vorfall im Flugzeug ⦠Aber was sollâs, er ist sooo französisch! Und er ist so groà und gleichzeitig so sensibel! So einen Mann muss man doch lieben. Ich fand ihn in Cyrano von Bergerac einfach toll â da hat er mich so weit gebracht, dass ich den Fernseher anschrie: »Sagâs ihr doch, du Trottel! Sag ihr, dass du das die ganze Zeit warst!«
6. Melvil Poupaud â noch so ein Franzose, aber jünger. Eigentlich genau das richtige Alter für mich. GroÃ, dunkler Typ, gutaussehend, und niemand hier hat je von ihm gehört. Er ist wie ein wunderbares gallisches Geheimnis. Kaja findet ihn zu dünn, und er würde tatsächlich dreimal in Russell Crowe hineinpassen. Megan mag das Exotische an ihm.
7. James McAvoy. Als wir uns Abbitte ansahen, ist mir aufgefallen, dass alle, sogar Sally, bei der Szene in der Bücherei ganz still und träumerisch wurden. Dann sagte Sally, dass sie sicher viel öfter in eine Bücherei gehen würde,
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