Der Wunschzettelzauber
erinnern, der âºButterkeksâ¹ heiÃt.«
»Wie?«
»Ja, ein Sablé ist bei uns ein Butterkeks«, erklärte Chloe und hoffte, dass er sie nicht für unhöflich hielt.
Aber ihr Sitznachbar schien es ihr nicht übelzunehmen. »Wissen Sie«, meinte er nachdenklich, »ich glaube, ich habe bei meinem Namen noch nie an einen Keks gedacht. Ich höre in meinem Namen eher das Wort sable  â Sand. Deswegen denke ich dabei an den Strand. Oder an einen sablier  â das ist ein Stundenglas â oder an Treibsand, der einen verschluckt.« Als er Chloe lächeln sah, fuhr er fort: »Nehmen Sie zum Beispiel Ihren eigenen Namen â Regard.«
Also wusste er sehr wohl, dass sie Antoines Frau war. Und doch saÃen sie hier nebeneinander am table des célibataires .
»Tja«, fuhr Guillaume fort und kniff angestrengt die Augen zusammen, »auf Französisch bedeutet regard Blick. Regarder bedeutet: etwas ansehen; oder jemanden.«
»Und auf Englisch«, erklärte Chloe, die erkannte, dass sie ihren Namen noch nie in diesem Licht betrachtet hatte, »bedeutet es ⦠Wertschätzung vielleicht oder Zuneigung. Zu etwas. Oder jemandem.«
» Ah, bon «, sagte Guillaume wieder. »Tja, vive la différence «.
Sie lächelten sich an. Dann schwiegen sie und wandten sich dem table dâhonneur zu. Sie lauschten dem Festredner, hoben dann die Champagnergläser und tranken auf Camilles und Pierres zukünftiges Glück.
»Und trotzdem â¦Â«, murmelte Chloe nach einer Weile und spielte mit dem kleinen Tüllsäckchen mit Mandeln, dem traditionellen Geschenk, das die Gäste bei französischen Hochzeiten als Andenken bekamen, »trotzdem würde ich gern wissen, wo ich Sie schon einmal gesehen habe.«
»Wo leben Sie denn?«, erkundigte sich Guillaume sachlich.
»In London.«
»Ich bin aus beruflichen Gründen ein- oder zweimal pro Jahr in London.«
»Ich glaube nicht, dass es damit zu tun hat«, meinte Chloe, die sich Nadelstreifenanzüge und hochkarätige Geschäftsessen in der City vorstellte. Sie schüttelte den Kopf. »Ich arbeite in einem kleinen Delikatessengeschäft im Süden Londons, das niemand auÃerhalb des Viertels kennt.«
»Aaam â¦Â«, machte Guillaume â ein sehr französischer Laut der Unsicherheit.
»Seltsamerweise«, fuhr Chloe fort und sah ihn mit gerunzelten Brauen an, »löst Ihr Vorname Guillaume etwas bei mir aus. Das und Ihr Gesicht, aber auf verschiedene Weise, und das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ergibt das einen Sinn?«
»Aaam â¦Â«
»Als wenn es zwei ganz verschiedene Erinnerungen wären.«
Guillaume nickte. »Ich weià nicht, ob es Ihnen hilft, aber ich bin mit Antoine zur Schule gegangen. Als Kinder waren wir eng befreundet.«
Chloe schlug die Hände zusammen. »Das ist es, das ist es! Sie sind der Guillaume, der nicht zu unserer Hochzeit nach Paris kommen konnte, weil er in Neuseeland war.« Er war also in Antoines Alter â ungefähr zehn Jahre älter als sie. Doch in seinem Smoking wirkte der imposante Guillaume sogar noch gesetzter als Antoine.
»Richtig. Ich arbeitete damals in Neuseeland und hätte mir nur schlecht freinehmen können.«
»Natürlich«, erwiderte Chloe rasch. Sie erinnerte sich an AnÂtoines Enttäuschung.
»Aber ich wünschte, ich hätte es getan. Dann hätte ich meinen alten Freund wenigstens noch einmal gesehen.«
»Ja«, sagte Chloe einfach.
Sie sahen sich in die Augen und lächelten sich an, und die Erinnerung an Antoine hing zwischen ihnen wie ein goldenes Band.
»Möchten Sie noch Champagner, Madame ?«, fragte ein Kellner.
Chloe blickte lächelnd zu ihm auf. » Non, merci .« Sie hatte entdeckt, dass an einigen anderen Tischen bereits Rotweinflaschen die Runde machten. »Ich möchte lieber zum Wein übergehen. Ach ja, und was hat Sie nach Neuseeland geführt, Guillaume?« Jetzt war wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um sich in Erinnerungen an Antoine zu ergehen. Aber es war trotzdem nett zu wissen, dass Guillaume ihn gekannt hatte.
»Ein guter Pinot«, antwortete er. Als er sah, dass Chloe verständnislos dreinblickte, fügte er hinzu: »Ich habe bei einem Winzer gearbeitet. Genauso gut hätte ich auch nach Oregon gehen können, aber ich habe Freunde in Neuseeland. Ich
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