Der Wunschzettelzauber
Sally an, dann blickte er zu Chloe hinüber. Sie aber wich seinem Blick aus und konzentrierte sich ganz darauf, kleine Schlucke von ihrem Gin Tonic zu nehmen, bis sie es schlieÃlich nicht mehr aushielt und mit einer ätzenden Dosis Sarkasmus herausblaffte: »Wo haben Sie denn Ihre Freundinnen gelassen?«
Oder sollte ich besser Ihren »Harem« sagen?
»Die sind gleich um die Ecke, in einem anderen Pub«, antwortete er.
»Aha. Wie nett«, brachte Chloe hervor und setzte in Gedanken hinzu: Dann zieh schon Leine.
Er machte noch immer keine Anstalten zu gehen, da riskierte sie einen zweiten Blick. Sie sahen sich in die Augen. Er streckte seine offene Hand vor und sagte: »Ich wollte Ihnen das hier bringen.«
In seiner Handfläche lag etwas Glitzerndes â ihr verlorener Diamant.
Sie stieà einen leisen Schrei aus, und zuerst kam Kaja, dann Philip herbei, um zu sehen, was geschehen war. Als Charlie den Diamant in ihre Hand legte und ihre Finger um ihn schloss, fühlte sie einen Augenblick seine warme Haut. Sofort öffnete sie ihre Hand wieder und starrte den Stein an. Dann wurde ihr vage der Chor aufgeregter Ausrufe von allen ihren Freunden bewusst, die sich nun um Charlie und sie drängten. Einfach unglaublich, dass es ihm gelungen war, den Stein zu finden! Wie hatte er das bloà angestellt? Und wo hatte der Diamant gelegen? Chloe war wie benebelt vor lauter Erleichterung, Aufregung, Staunen und einem Gefühl, das sie nicht näher bestimmen konnte. Aber sie vernahm deutlich Charlies Antworten. Er hatte gehört, wie Megan und Kaja mit dem Mann vom Sicherheitsdienst gesprochen hatten, und war zufällig mit einigen Leuten von der Theaterproduktion befreundet. Sobald das Publikum die Räumlichkeiten verlassen hatte, hatte er veranlasst, dass für die Suche die gesamte Beleuchtung eingeschaltet wurde. Und dann hatte er durch Zufall Chloes Diamant in einer Ecke auf dem Plexiglasboden über der Bühne entdeckt. Er war dann mit seinen Bekannten losgezogen, um noch etwas trinken zu gehen, und wollte eigentlich im nächsten Pub die Nummer anrufen, die Megan beim Sicherheitsdienst hinterlassen hatte, aber dann hatte er Chloe an der Bar erspäht, wie sie sich etwas zu trinken holte.
»Sie sind echter Held«, meinte Kaja mit leuchtenden Augen.
»Kommen Sie«, rief Megan und küsste ihn impulsiv auf die Wange.
»Chloe? Soll ich dem Mann einen Drink holen?«, fragte Steve.
»Ach nein, danke«, wehrte Charlie eilig ab und sah Chloe an. »Ich habe drüben schon einen Drink stehen. Ich sollte wieder zu meinen Bekannten zurück.«
»Ich danke Ihnen«, sagte sie langsam wie jemand, der aus tiefem Schlaf erwacht. »Ich kannâs noch gar nicht glauben, dass Sie ihn gefunden haben.«
»Gern geschehen«, erwiderte Charlie lächelnd.
Chloe starrte zu ihm auf, und komplizierte Empfindungen kämpften in ihr. Sie fühlte sich aufgewühlt, als habe sie einen Traum erlebt, dessen Bedeutung sie nicht verstehen konnte.
»Na gut«, sagte der Macchiato-Mann und trat einen Schritt zurück. Auch das verursachte ihr ein seltsames Gefühl â eine Mischung aus Unwille und Verlorenheit. »Also ⦠dann lasse ich Sie allein«, verabschiedete er sich, blickte dabei in die Runde und bekam von allen ein Lächeln und grüÃend erhobene Gläser.
Chloe lächelte nicht. Und erwiderte kein Wort. Sie wusste sehr gut, dass sie ihn hätte auffordern sollen, noch zu bleiben. Das wäre nur höflich gewesen. Sie alle würden ihr Verhalten für sehr seltsam halten. Aber sie wusste auch mit absoluter Sicherheit, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen, und sie wollte, dass er fort war, wenn das geschah. Als plötzlich Schweigen eintrat, begann Philip hastig, mit David zu sprechen, und Megan mit James. Chloe fühlte Charlies Blick auf sich, und als er sagte: »Wir sehen uns, Chloe«, blickte sie auf. Wie seltsam es war, ihren Namen aus seinem Mund zu hören. Sie nickte und schloss die Finger um ihren Diamanten. Der Macchiato-Mann verschwand in der lärmenden, lauten Menge.
23
Wieder unter Singles
Chloe war nicht abergläubisch wie Sally, aber sie glaubte an Zeichen. Es hatte nichts mit Schicksal zu tun, doch sie fand etwas Tröstliches und sogar Angenehmes an der Vorstellung, dass die Dinge so kamen, wie sie kommen mussten. Dieser Gedanke hatte ihr sicherlich dabei geholfen, sich
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