Der Wunschzettelzauber
alle Fälle erschöpft aus. Ich hätte beinahe etwas gesagt, als Sie Jeannette mit meinem Handy anriefen. Ich wollte Ihnen anbieten, Sie hinzufahren, wirklich, aber ⦠Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, ganz selbständig mit dem Zug dorthin zu fahren. Das sah ich Ihnen an.«
»Ja«, bestätigte Chloe, beeindruckt von seiner Einfühlsamkeit. »Ich versuchte gerade, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.«
»Ja. Auf alle Fälle schien es mir taktvoller, mich Ihnen in dieser Situation nicht vorzustellen.«
Chloe lächelte. »Ich habe seitdem so oft an Sie gedacht, habe mich gefragt, ob ich Sie wohl je wiedersehen würde, um mich bei Ihnen dafür bedanken zu können, dass Sie so nett zu mir waren.«
Guillaume hob beide Hände in einer Geste, die besagte: Hier bin ich .
»Ich danke Ihnen«, sagte sie ernst, und ihre Blicke begegneten sich wieder. Ihr Herz schlug ein wenig höher.
»Es war nicht der Rede wert, wirklich nicht.«
»Doch, es hat mir sehr viel bedeutet. Aber wissen Sie, ist das nicht ein erstaunlicher Zufall, dass wir heute Abend hier nebeneinandersitzen? Ich kannâs gar nicht glauben.«
Wieder errötete Guillaume leicht. Er sah dadurch für einen Moment viel jünger aus. »Es war kein Zufall. Ich hätte eigentlich an dem Tisch dort drüben sitzen sollen, zusammen mit einigen anderen Winzern.« Er lächelte, als er Chloes offensichtliche Verwirrung bemerkte. »Als ich in die Orangerie kam, entdeckte ich Sie sofort. Also ging ich mir die Sitzordnung ansehen, und dann tauschte ich die âºPlatzherzenâ¹ mit Laurent Martin, um neben Ihnen sitzen zu können.«
»Und wer ist Laurent Martin?«, erkundigte sich Chloe mit gespielter Strenge.
»Ach, ein Schullehrer. Netter Kerl. Unverheiratet. Ich kann Sie mit ihm bekanntmachen, wenn Sie möchten.« Als er sah, wie sich Chloes Mundwinkel hoben, fuhr Guillaume fort: »Laurent macht es nichts aus, da drüben zu sitzen, da bin ich sicher. Er ist ein Weinkenner und kann sich an dem Tischgespräch beteiligen. Ich sehe von hier aus, dass er sich pudelwohl fühlt.«
Chloe verschwendete keinen Gedanken an Laurent Martin. Sie sah noch immer Guillaume an. Dies war eines der nettesten Dinge, die ihr seit Langem widerfahren waren â aufregend und gar nicht unwillkommen. Sie holte tief Luft und machte wieder ein strenges Gesicht. »Aber, ganz im Ernst, wie konnten Sie nur? Da erzählen Sie mir, dass der arme Laurent Martin unverheiratet ist. Vielleicht hatte er gehofft, heute Abend endlich der Frau seiner Träume zu begegnen, und nun haben Sie ihm alle Chancen zerstört. Ist das hier nicht der table des célibataires ?«
»Ach, das geht schon in Ordnung«, erwiderte Guillaume nonchalant über den Rand seines Weinglases hinweg. »Ich bin auch nicht verheiratet.«
Wenn das ein Film wäre , dachte Chloe, würden wir auf dieses Stichwort hin durchbrennen â Hand in Hand aus dem Raum flüchten, das Hochzeitsauto entdecken, es quietschvergnügt in Gang setzen und glücklich in den Sonnenuntergang hinein verschwinden, keine Frage .
Aber es war kein Film, und so bremsten Chloe und Guillaume sich nun in schweigendem, gegenseitigem Ãbereinkommen ein wenig und wandten sich den anderen Gästen zu. Chloe erhob sich, um Jeannette und André zu suchen, und gemeinsam sahen sie dann nach Nicolas. Alle Kinder waren im ersten Stock, wie kleine Hunde auf dem Boden verteilt, und schauten den Film Nounou McPhee an.
Chloe lachte in sich hinein â eine Zauberhafte Nanny war die märchenhafte Geschichte von einem verwitweten Vater (niemand anderer als Colin Firth), wie er für seine Kinder eine neue Mutter fand. Hmm. Wirklich erstaunlich. Sobald man seine Gedanken einmal in eine bestimmte Richtung gelenkt hatte, schien alles, was einem begegnete, irgendwie in die gleiche Richtung zu zeigen. Sie hatte sich ein Zeichen gewünscht. Nun ja, die Zeichen waren ziemlich eindeutig.
Kurz darauf wurde getanzt. Zuerst die Braut mit ihrem Vater, dann die Braut mit dem Bräutigam. Es folgten einige würdevolle Runden Walzer für die älteren Gäste, und später dann Discomusik, bei der Jung und Alt zu den Hits von Abba und den Bee Gees und Elton John auf die Tanzfläche kamen.
Auch Chloe tanzte. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich ausgelassen und wie befreit. Eine Weile gesellten sich Nicolas
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