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Der Zauber der Casati

Der Zauber der Casati

Titel: Der Zauber der Casati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camille de Peretti
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des ersten Stocks mit ihren dunklen Läden gehen auf eine mit vier Kandelabern besetzte, in mozarabischem Stil durchbrochene Brüstung hinaus. Sämtliche Balkons sind mit Kerzenleuchtern geschmückt, damit das Haus an Festabenden leuchte. Die von hohen Giebeln überragten Fenster lassen auf eine enorme Deckenhöhe schließen. In der erstickenden Sommerhitze des sonnendurchfluteten Roms sind die Räume von Halbschatten und Kühle erfüllt. Die durch die geschlossenen Läden fallenden Lichtstreifen lassen alles, auf das sie im Dunkeln treffen, aufflammen und überziehen die Ecke eines Perserteppichs mit goldenem Gefunkel. Camillo hat die Einrichtung ganz Luisa überlassen. Dieses Haus erhält die Illusion gemeinsamer Pläne und eines geregelten Ehelebens aufrecht. Aber Camillo ist es egal. Angelina, der einhundert Kilo schwere Mastiff, der den Eingang bewacht, horcht nur auf sein Frauchen. Ein erschreckender Hund, Nachfahre jener Molosser, die in den altrömischen Arenen gegen wilde Tiere kämpften.

    Caesar und ich führten ein bohemehaftes Leben. Es kam nur darauf an, einander und das Leben zu lieben. Sehr viel billiger Wein, Tausende Zigaretten und Diskussionen mit den Freunden bis zum Morgengrauen. Eine vielfarbige Wohnung, die Küche von oben bis unten rosa gestrichen, meine Sammlung pornographischer Postkarten aus aller Welt an den Toilettenwänden, an einer Wohnzimmerwand Fresken und Gedichte zu den Themen Flugzeuge und Liebe, als Sofa ein Schaumstoffblock, mit traditionellem chinesischem Stoff bedeckt, dazu Kissen im Leopardendessin und ein Kronleuchter ohne Strom an der Decke, an den ich allerlei Vögel aus Pappmaché gehängt hatte. Eine bunt durcheinandergewürfelte Einrichtung, das ist eine Leidenschaft, die ich mit Luisa gemeinsam habe.
    Und dann waren da Caesars Bilder. Die Wohnung war sauber und gut aufgeräumt. In einer Vase ein Mimosenzweig für den guten Duft. Und ich lüftete, wegen der Zigaretten, ich lüftete viel, es ging ihm auf die Nerven. Unsere Freunde fanden uns toll, wir waren ein originelles Paar. Ich rannte von Casting zu Casting und träumte dem Ruhm hinterher, er schrieb Heft um Heft voll und hielt sich für irgendetwas zwischen Rimbaud und Deleuze. Die Flasche in der Hand, die Kippe im Mundwinkel, so posierte er. Ich war da, um zu lachen und zu applaudieren, und um ihn ins Bett zu bringen, bevor die Dinge allzu sehr aus dem Ruder liefen. Ich hielt den Schein aufrecht. Es war das Schauspiel des leicht verrückten Glücks, eine Komödie, die bald in die Tragödie der Irrtümer umkippte.
    Die fröhlich-bunte Wohnung ging in Trümmer. Ich kaufte Holzkitt, um die eingetretenen Türen zu reparieren. Ich sehe noch vor mir, wie ich vergeblich die Blutflecken in den Vorhängen mit Kernseife behandle. Ich weinte und dachte dabei an Lady Macbeth: «Alle Wohlgerüche Arabiens würden diese kleine Hand nicht wohlriechend machen. Oh, oh, oh!»

    Luisa träumte von einem Bohemeleben, und sie hatte das dafür nötige Geld. Die Besucher ihres römischen Palazzos sollte dieses exzentrische Universum befremden, das Haus sollte ein kostbarer Schrein sein, der die Poesie ihrer Persönlichkeit enthüllte. Aus dem Haus in der Via Piemonte machte sie ein Spektakel, jedes Zimmer war ein Akt, jedes Möbelstück eine eigene Inszenierung. Ihre Gäste würden sich beim Hinausgehen fühlen, als wären sie im Theater gewesen. Sie war die Heldin, ihre Tiere waren die Statisten. Ganz Rom raunte von der ungewöhnlichen Menagerie der jungen Marchesa und der gewaltigen Voliere, in der die Bartsittiche mit ihrem fluoreszierend grünen Leib, der bonbonrosa Kehle und dem himmelblauen Köpfchen, mit den schwarzen Flecken beiderseits des Schnabels, durch die sie aussahen wie griesgrämige alte Männer, den lieben langen Tag über tschilpten und kreischten. Das Personal fürchtete diese flatternden Biester. Sie mussten das Gehege betreten, um ihren Dreck wegzumachen, und sich dem großen Papagei stellen, einem roten Ara mit blauen Flügeln, der sie mit seinen Krallen und dem spitzen weißen Schnabel bedrohte. Da Luisa sich nicht die Zeit genommen hatte, ihm das Sprechen beizubringen, stieß er in einer unbekannten Sprache grässliche Schreie aus.
    Sie hatte bekanntgegeben, dass sie die Gesellschaft von Malern und Ästheten suche, und wenn man der langen Liste glauben möchte, die sie in ihren alten Tagen aufstellte und in der sie all die Künstler nennt, mit denen sie verkehrte, waren sämtliche Hungerleider der Stadt dem

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