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Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman

Titel: Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Cossé
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über den Tisch legten.
    Francesca hatte die übrigen sechs Komiteemitglieder gebeten, irgendwann zwischen halb neun und neun zu kommen, um zu vermeiden, dass alle gleichzeitig vor der Tür standen. Obwohl es eine Krisensitzung war, wirkte sie anfangs, als die Komiteemitglieder nach und nach eintrafen und sahen, mit wem sie zusammengearbeitet hatten, wie ein Spiel. Einige kannten sich bereits. Armel Le Gall und Gilles Évohé waren alte Freunde. Marie Noir und Jean Tailleberne hatten gemeinsam drei Jahre lang im Roman-Ausschuss des französischen Instituts für Geisteswissenschaften gesessen. Néon kannte niemanden, de Winter alle außer Néon, aber nur vom Sehen.
    »Wir sind vollzählig versammelt«, sagte Francesca kurz nach neun. »Wollen wir uns nicht setzen? Bitte bringen Sie doch Ihre Gläser mit.«
    Sie begann mit einem kurzen Abriss der Geschichte der Buchhandlung, denn nur sie und Ivan kannten diese Geschichte von Anfang an. Sie erinnerte an die vielversprechenden Anfänge, dann an die Angriffe, deren Art und wie sie aufeinanderfolgten. Und dann, ihre Stimme war nicht mehr so sicher, erzählte sie, wie ihr die Handtasche gestohlen worden war. »Die Barbaren – Ivan und ich nennen sie immer die Barbaren – haben herausgefunden, wer zum Komitee gehört.« Sie machte eine kurze Pause.
    »Meine Handtasche wurde Anfang Juni gestohlen. Wahrscheinlich wurden Sie in den Monaten darauf genau beobachtet. Im November wurden Schlag auf Schlag drei Komiteemitglieder tätlich angegriffen, und im Dezember hätte es einem vierten sehr schlecht gehen können, wenn er nicht gewarnt worden wäre – wie Sie alle gewarnt wurden, nehme ich an.«
    »Es ist vielleicht nicht nötig, jeden dieser Anschläge im Detail zu schildern«, meldete sich Néon zu Wort.
    Das habe sie auch nicht vor, sagte Francesca, sie wolle auch die Namen der Opfer nicht nennen, sondern es ihnen selbst überlassen, ob sie von ihren Erlebnissen berichten wollten oder nicht.
    »Haben Sie Fragen?«, erkundigte sie sich.
    Alle hatten Fragen. Mehr als eine Stunde lang redeten sie über alles Mögliche, über das Kapital der Buchhandlung, die Presse, die Verkaufszahlen, die Unterstützer, über diesen Ermittler, der da neuerdings aufgetaucht war und mehr fragte als mitteilte, und natürlich über die Barbaren – wer mochten sie sein?
    Ivan setzte diesem allgemeinen Gespräch ein Ende und schlug vor, zum Tagesordnungspunkt »Aktion« zu kommen und über Gegenmaßnahmen nachzudenken. Er hatte sich einen Plan überlegt.
    »Nur ein Vorschlag«, sagte er. »Wir werden darüber reden. Selbstverständlich werden wir nichts ohne Ihre Zustimmung unternehmen.
    Es geht um zweierlei. Erstens erstatten wir Strafanzeige gegen unbekannt. Und dann werden wir heute oder morgen ein Pressekommuniqué mit drei Punkten aufsetzen. Wir teilen erstens mit, dass wir gerichtliche Schritte einleiten, berichten zweitens kurz und ohne Details von den Anschlägen und machen zugleich die Zusammensetzung des Komitees und dessen Auflösung bekannt.«
    »Natürlich«, sagte Tailleberne.
    Und de Winter setzte so langsam, als wolle er sich davon überzeugen, dass es nicht nur ein schlechter Traum war, hinzu: »Das Ende des Komitees.«
    Beide wirkten betroffen.
    »Nun, was sagen Sie?«, fragte Van. »Ein Komiteemitglied hat es bereits vorgezogen, heute Abend nicht zu kommen, es will seinen Namen nicht veröffentlicht sehen und hat seine Mitgliedschaft niedergelegt. Und dazu hatte es jedes Recht.«
    »Wir waren also acht«, sagte Marie Noir, aber es war nicht herauszuhören, ob diese Zahl sie überraschte, verärgerte oder gleichgültig ließ.
    »Bitte«, sagte Sarah Gesteslents. »Ich habe eine Idee.«
    Sie war für die Erstattung der Strafanzeige und die Veröffentlichung der Mitgliederliste. Aus ihrer Sicht hatte dieses Vorgehen drei Vorteile: Sie wichen nicht zurück und gaben nicht nach; wenn man öffentlich über die Angriffe sprach, konnte man sie vielleicht stoppen; insgesamt würde Der gute Roman so weitere Sympathien und damit Stärke gewinnen.
    »Ich für meinen Teil bin damit einverstanden, dass Sie meinen Namen nennen. Ich freue mich eher darüber, dass ich nun meine Solidarität mit der Buchhandlung zeigen kann.«
    Mit ihrer Jungenkleidung in Beige und Schwarz, dem kinnlangen Haar und den muskulösen Kiefern in dem schmalen Gesicht sah sie aus wie ein mittelalterlicher Page.
    »Und jetzt zu meiner Idee«, sagte sie. »Es hindert uns doch nichts daran, nach der Auflösung des Komitees

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