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Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman

Titel: Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Cossé
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ansprechen. Ich kenne niemanden, der sich weniger als Zentrum der Welt sieht als Sie.
    4. November 2004
    Wenn Sie lachen, beginnen Ihre Augen zu leuchten. Dann wird das Blau hell und glänzend.
    Das sind nur Beispiele. Das Porträt zieht sich über vier Seiten.
    Ende 2004 ändert sich der Ton. Das »ich« betritt die Bühne und beginnt zu agieren. Es setzt sich zum »Sie« in Beziehung.
    25. Dezember 2004
    Der Wald von Marly. Es hat geschneit. Kälte, Sonne. Nur schwer widerstehe ich der Versuchung, Ihren Arm zu nehmen und eng an Sie geschmiegt weiterzugehen.
    Am 19. Februar 2005 notiert Francesca einen Traum. Ich habe ihn bereits zitiert.
    Wir befinden uns in einem großen Raum voller Menschen […] ich kann Ihnen nicht ins Gesicht sehen […] Sie treten mir mit einem Fuß auf die Spitze eines meiner Schuhe […] Sie haben sich dicht neben mich gestellt […] Sie drücken sich an mich und ergreifen gleichzeitig hinter meinem Rücken mein Handgelenk […] Alle hinter uns haben Ihre Geste natürlich gesehen.
    Mit dem Eintrag vom 15. April 2005 ist eine andere Ebene ins Spiel gekommen. Die Zeit der Erwartung und des Beobachtens ist vorbei. Es ist etwas geschehen. Es gab ein Geständnis und dann sofort einen Rückzug. So jedenfalls hat Ivan es in Erinnerung, er erinnert sich vor allem, klar gesagt zu haben, dass sein Herz schon vergeben war. Er hat dieses Gespräch fast wortwörtlich im Gedächtnis.
    15. April 2005
    Es wurde Zeit, mit Ihnen zu sprechen.
    Es ist alles gesagt. Sie lieben jemand anderen.
    Ich sage: Wunderbar. Ich habe Sie um nichts gebeten. Ich erwarte nichts von Ihnen.
    Wahrscheinlich wirke ich wie ein Kind, das lügt.
    Mehr nicht. Doch am nächsten Tag, dem 16., kommt sie noch einmal auf diesen Augenblick zurück. Sie ist nicht recht zufrieden mit sich. Es war nicht nur ihre Schuld – Van hatte sie nicht ausreden lassen –, aber sie hatte sich nicht eindeutig ausgedrückt.
    16. April 2005
    Ich habe mich von meinem Sehnen hinreißen lassen. Dabei hatte ich mir geschworen, nichts zu sagen. Warum habe ich mit Ihnen darüber gesprochen, obwohl ich fest entschlossen war und bin und bleiben werde, nicht die geringste Geste in Ihre Richtung zu machen? Was geschehen ist, ist geschehen. Aber ich habe zugleich zu viel und zu wenig gesagt.
    Sie mussten glauben, ich hätte mich von Ihnen abgewandt, als ich hörte, dass Sie jemand anderen lieben. Und Sie hatten recht damit. Doch das ist nicht alles. Eines Tages werde ich Ihnen sagen müssen, warum, worin und wovon ich nicht frei bin. Es wird mir schwerfallen. Es ist schon schwer für mich, daran zu denken. Und dann will ich ehrlich sein: Ich habe sehr wenig Lust, alles klarzustellen.
    Nun ja, das Wesentliche habe ich gesagt. Ich erwarte nichts von Ihnen. Das habe ich gesagt.
    Aber wie haben Sie es verstanden? Haben Sie es überhaupt verstanden? Ich hatte ja gerade das Gegenteil angedeutet.
    Doch ich stelle mich viel zu sehr in den Vordergrund. Warum sollten Sie sich Gedanken darüber machen, was in meinem tiefsten Herzen vor sich geht? Sie haben mir Ihres enthüllt und das Gesicht, das Sie darin tragen. Das haben Sie gut gemacht. Das war es, was zu sagen war. Das macht alles einfacher, sowohl für Sie als auch für mich. Was haben meine Bindungen und der Grad meiner Freiheit schon für eine Bedeutung: Sie sind nicht frei.
    Nach diesen Zeilen vom 15. und 16. April werden bis zum Schluss der Eintragungen nur noch Fakten berichtet. Es ist das Tagebuch eines Zurücktretens.
    19. April 2005
    Was Sie angeht, gibt es jedenfalls keinen Zweifel mehr. Die Dinge liegen einfach. Sie zeigen mir ein Schreiben der jungen Frau, das Sie nicht verstehen. Ich übersetze es Ihnen. Geben Sie mir Zeit, sagte sie. Hören Sie nicht auf, mit mir zu sprechen.
    11. Juni 2005
    Anis arbeitet nun im Guten Roman . Man kann sie gar nicht nicht gern haben, das ist ja das Problem. Für mich wäre es einfacher gewesen, wenn sie mir auf die Nerven ginge oder unfreundlich zu mir wäre.
    15. Juni 2005
    Jeden Tag. Jeden Tag diese strahlende junge Frau sehen.
    18. Juni 2005
    Orta. Ich habe die Gelegenheit ergriffen und die Arbeiten hier vorgeschützt. Allein, allein. Ich könnte die Buchhandlung verkaufen. Ich bräuchte keinen Fuß mehr nach Paris zu setzen. Aber so weit muss ich gar nicht gehen, am einfachsten wäre es, wenn ich mich aus dem Guten Roman zurückzöge. Sie könnten ihn wunderbar ohne mich leiten. Aber ich habe nicht einmal mehr die Kraft, diesen einfachen Entschluss zu fassen.
    20. August

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