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Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman

Titel: Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Cossé
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wir von Francescas Tod sprachen, sagten wir: Sie hat das Weite gesucht. Der Tag, an dem sie das Weite gesucht hat. Seit Francesca das Weite gesucht hat.

57
    D ie Verkaufszahlen des Guten Romans sanken immer weiter. Dabei wirkte alles ganz normal in der Buchhandlung. Die Neugierigen wurden seltener, die Stammkunden kamen weiterhin regelmäßig. Im Internet-Forum wurde heftig über Die wilden Detektive diskutiert; Roberto Bolaños großer Roman, 1998 in Spanien erschienen, war nun endlich auch ins Französische übersetzt worden. Mit seiner sich auf fast neunhundert Seiten austobenden Wut, den Knalleffekten und einer Raserei à la Gaudí sorgte er für Zündstoff. Einhellige Zustimmung fand hingegen Bergounioux’ kurzer Roman B-17 G , der nicht aufzutreiben gewesen war und den der Verlag Argol mit einem Nachwort von Michon neu herausgegeben hatte.
    Doch die Zahlen sprachen eine deutliche Sprache, die Verkäufe gingen immer weiter zurück. Oscar rüttelte Van wach. Gemeinsam stellten sie einen Appell ins Internet. Es ging nicht um Panikmache, sondern nur darum, diesen Rückgang zu verstehen und aufzuhalten. Der Appell wurde im Bulletin veröffentlicht, unter dem Titel: Was ist los? Eine vielsagende Grafik zeigte eine Kurve, die an eine sanft auslaufende Düne erinnerte. Van und Oscar fanden es beide unnötig, in diesem Appell über die drei schmarotzenden Buchhandlungen zu klagen.
    Es gab zahlreiche solidarische und engagierte Reaktionen. Schon verstanden. Halten Sie sich wacker. Jedes Unternehmen hat mal ein Tief. Doch die Geschäfte fingen sich nicht. Diejenigen, die ihre Sympathie bekundet hatten, waren vermutlich mit denjenigen identisch, die man regelmäßig in der Buchhandlung sah, wo sie sich regelmäßig mit Literatur eindeckten.
    Die Talfahrt setzte sich fort. Nur die Internet-Verkäufe blieben stabil. Also, sagte sich Ivan, sind es jedenfalls nicht unsere Bestellkunden, die den Guten Roman im Stich lassen.
    Doch auch der Versandhandel stagnierte auf seinem Niveau, das immer noch deutlich über dem französischen Durchschnitt lag, aber bei Weitem nicht ausreichte, um die nachlassenden Verkäufe in der Buchhandlung selbst auszugleichen.
    »Durchaus möglich«, sagte Oscar, »dass einige unserer Unterstützer weniger Bücher kaufen als früher.«
    Ivan ließ sich nicht unterkriegen.
    »Vielleicht ist es ein zyklisches Phänomen«, erwiderte er. »Es ist herrlich, viele Bücher zu haben, aber man muss sie auch lesen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Freunde des Guten Romans in der ersten Begeisterung und voller Engagement sehr viel gekauft haben und sich jetzt zwischen all den Büchern nur mühsam einen Weg zum Bett bahnen können. Vielleicht machen sie eine Pause, um den Eheliebsten oder die Eheliebste zu beschwichtigen.«
    Wir erwähnten sie möglichst selten, aber wir vergaßen sie nicht, die drei Buchhandlungen, die rings um den Guten Roman die Luft und die Köpfe verschmutzten. Heffner war wild entschlossen herauszufinden, wem sie gehörten und wer sie dort hatte ansiedeln wollen.
    Es kamen nur relativ gemäßigte Rechnungen in der Buchhandlung an, Wasser, Gas, Strom. Ivan suchte die Rechnungen heraus, die Francesca in der Vergangenheit stillschweigend allein beglichen hatte und die wir in ihrem Schreibtisch gefunden hatten. Sie waren alle an ihre private Anschrift in der Rue de Condé geschickt worden. Ivan stellte sich vor, wie der Briefkasten von ungeöffneten Briefen überquoll.
    Ein zweifacher Irrtum. In der Rue de Condé gab es keinen Briefkasten, sondern wie in der guten alten Zeit eine Concierge, die einem die Post brachte. Und die Briefe waren geöffnet worden. Das erwies sich an einem Tag Ende April, als Ivan von Francescas Notar angerufen wurde. Maître Marin-Gaurond wollte mit ihm sprechen. Sie vereinbarten einen Termin für den folgenden Tag in der Kanzlei in der Rue Dalayrac.
    Marin-Gaurond war ein sehr verbindlicher Mensch. Er bot Van einen Platz an und sagte dann: »Monsieur Doultremont hat mich gebeten, Ihnen seine Absicht mitzuteilen, die vereinfachte Aktiengesellschaft Der gute Roman schnellstmöglich aufzulösen. Außerdem soll ich mich mit Ihnen über die Modalitäten für die Schließung der Buchhandlung einigen.«
    Doultremont sehe keinen Anlass, ein Unternehmen aufrechtzuerhalten, das Verluste mache und noch nicht ins Gleichgewicht gekommen sei.
    »Ich glaube, ich besitze ein Prozent des Kapitals«, sagte Van langsam.
    »Sehr richtig. Ein Prozent eines verschuldeten und

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