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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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des Jungen darstellen sollten, zusammenlötete.
    »Unverändert. Die Ärzte wollen sich auch nach wie vor nicht festlegen, ob und wie weit er sich wieder erholt. Mist!« Ein Klecks Lötzinn tropfte wie eine Träne auf das Glas.
    »Das muss sehr schwer für dich sein«, sagte sie mitfühlend. »Zumal du ja auch keine Mom hast.« Sie berührte mich sanft am Arm. Aus dieser kleinen Geste wurde deutlich, dass sie wirklich verstand, was mit Dad los war. Denn mit ihrer Mutter hatte sie ähnliche Erfahrungen gemacht. Natürlich wusste sie nicht genau, wie es mir tief im Innern ging, aber sie ahnte es, und das empfand ich als sehr tröstlich.
    Eine Zeit lang konzentrierten wir uns auf die Arbeit. Ich gestattete Amber, einige der Glasstücke in die Kerben der Bleistreifen einzupassen, während ich weiterlötete und von Ben träumte. In Gedanken ging ich noch mal alles durch, was er am Abend zuvor gesagt und getan hatte. Ob er wohl auch daran dachte? Heute Morgen hatte er es zwar eilig gehabt, aber versprochen, sich zu melden.
    »Macht dir die Arbeit Spaß, Amber?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Und wie.« Sie nickte eifrig. »Seit ich klein war, habe ich mir gewünscht, schöne Dinge zu machen. Mom hat immer gesagt, der Weihnachtsschmuck, den ich gemacht habe, sei der beste gewesen. Daher wusste ich, dass ich das gut kann. Aber dann ist sie gestorben, und ich musste bei Grandma wohnen und mich um sie kümmern, und dann habe ich meinen Schulabschluss verhauen.«
    »Du könntest versuchen, neben deiner Arbeit hier noch ein paar Kurse zu belegen«, schlug ich vor. »Auf einer Abendschule oder so etwas.« Vielleicht hatte Zac ja eine gute Idee.
    »In Theorie bin ich leider ziemlich schlecht.« Amber sah mich besorgt an. »Glaubst du, das spielt eine Rolle?«
    »Vermutlich nicht«, antwortete ich. »Aber du kannst dir doch helfen lassen, oder? Ich glaube, du wirst es schon schaffen.«
    Als Zac gegen Mittag mit einem in Zeitungspapier eingewickelten Paket zurückkam, waren die Glaser längst verschwunden, und wir hatten ein schönes neues Schaufenster. Die Hälfte des Fensters hatten Amber und ich schon wieder eingeräumt; wieder einmal plauderten wir fröhlich über Engel. Anscheinend war es ihre Großmutter gewesen, die ihr den Floh ins Ohr gesetzt hatte. Wir machten uns einen Spaß daraus, zu überlegen, wer meine Sternzeichen-Engel sein könnten, auch wenn ich das offen gestanden nicht sonderlich ernst nahm.
    »Nicht dass ich dir nicht glauben würde, dass du einen Engel gesehen hast, Amber. Aber …«
    »… du glaubst mir nicht.« Sie lächelte, und mir war verziehen.
    »Vielleicht gibt es ja tatsächlich eine andere Erklärung. Wie bist du vorangekommen?«, fragte ich Zac. Er zog sich gerade seinen Overall über und wirkte erschöpft und genervt.
    »Es war ziemlich frustrierend. David hat mir Glas für den Rand gegeben, aber das mit dem Gold scheint ziemlich schwierig zu sein. Er schickt jetzt ein Musterstück nach Ungarn zu einem Glasmacher, der vielleicht ein passendes Stück haben könnte. Ich hoffe nur, dass das nicht allzu teuer wird. Wir können nur abwarten.«
    »Kannst du denn in der Zwischenzeit an Raphael weiterarbeiten?«
    »Ja, ich werde die Malarbeiten fortsetzen und schon mal mit dem Brennen anfangen. Aber natürlich wäre es am besten, wenn ich zuerst alle Teile an ihrem Platz hätte.« Sein Blick fiel auf den kleinen Jungen für das Armitage-Fenster. »Ihr habt heute Morgen ja richtig gut gearbeitet.«
    »Nicht wahr? Und dann hat Amber auch noch herausgefunden, dass Ambriel und der Erzengel Uriel meine Sternzeichen-Engel sind. Ist das nicht unglaublich?«
    »Wenn du willst, kann ich auch deine herausfinden, Zac«, schaltete Amber sich sofort ein. »Wann hast du Geburtstag?«
    »Am dritten August. Aber ehrlich gesagt interessiert mich das nicht so.« Offenbar hatte auch Zac seinen unhöflichen Tonfall bemerkt, denn er fügte rasch hinzu: »Tut mir leid, aber ich glaube einfach nicht an so etwas. Man hat mich dazu erzogen, mich nur auf mich selbst zu verlassen.«
    Ich glaubte auch nicht an »so etwas«, aber ganz zustimmen konnte ich Zac trotzdem nicht. Jetzt wo Dad so krank war und ich keine Ahnung hatte, wie es weitergehen würde, erlebte ich, dass ich mich keineswegs wie früher auf mich selbst verlassen konnte. Da waren all diese neuen Leute um mich herum, Zac und Joe und Amber und jetzt auch noch Ben, sogar Reverend Quentin und seine Frau, und alle waren zu einem Teil meines Lebens geworden, ob ich es

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