Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
Vom Netzwerk:
redeten durcheinander. Irgendwann gelang es Ben, uns auf Stühle, Sitzkissen und Sofas zu platzieren und anzufangen.
    Natürlich hatte er mir vorher ein wenig von dem erzählt, was er vorhatte. Aber als ich jetzt über das volle Ausmaß seiner Pläne informiert wurde, wurde mir klar, wie gefährlich ehrgeizig sie waren.
    »Ich möchte gern, dass wir uns weiterentwickeln, bis wir ein Niveau erreicht haben wie zum Beispiel …« Er nannte zwei oder drei der bekanntesten Amateurchöre. »Das bedeutet, dass wir uns um ein Drittel verstärken müssen, was wiederum die Werbung neuer Mitglieder voraussetzt. Außerdem müssen wir unsere finanziellen Mittel aufstocken.«
    Pfarrer Quentin räusperte sich. »Der Chor finanziert sich im Moment selbst. Wo soll das zusätzliche Geld denn Ihrer Meinung nach herkommen?«
    »Zum einen natürlich durch die neuen Mitglieder«, antwortete Ben. »Aber wenn wir für größere Veranstaltungsorte zahlen müssen wie etwa die Queen Elizabeth Hall, brauchen wir zusätzlich Geld, und zwar einiges. Da wäre die Erhöhung des Mitgliedsbeitrags nur ein Anfang.«
    Dominic, der sich nachdenklich übers Kinn gestrichen hatte, rutschte unruhig auf dem Sofa herum. »Das geht nicht, Ben. Für manche bewegt sich der Beitrag schon jetzt an der Schmerzgrenze. Wir haben einige Rentner und ein oder zwei Arbeitslose unter uns. Und ein halbes Dutzend bezahlt schon jetzt in Monatsraten.«
    »Dann müssen wir andere Möglichkeiten diskutieren. Ich bin kein Experte für solche Dinge. Michael, vielleicht kannst du dich darum kümmern?«
    Michael runzelte die Stirn. »Ja, wenn du willst, mache ich mich da mal schlau.«
    »Wie stehen denn die Chancen auf finanzielle Zuschüsse durch die Kirche, Jeremy? Ich weiß, dass der Pfarrgemeinderat beschlossen hat, die Orgel zu restaurieren …«
    »Hat er das?« Ich war überrascht. »Das wusste ich ja gar nicht, Ben.«
    »Das habe ich dir doch erzählt.«
    »Nein, hast du nicht.«
    Jeremy Quentin schaute von mir zu Ben und meinte dann: »Das war auf der Versammlung über die Verwendung dieser Schenkung, von der ich Ihnen erzählt habe. Ich konnte leider nicht hingehen, aber Ben war dort. Ich schätze, er hat sehr überzeugend dafür argumentiert, das Geld für die Instandsetzung der Orgel zu verwenden. Hier ist weder der passende Zeitpunkt noch der richtige Ort, noch mehr Worte darüber zu verlieren, aber ich brauche Ihnen nicht zu versichern, in welch peinliche Situation mich das in Bezug auf den Engel bringt.«
    »Oh«, antwortete ich irritiert. »Ich dachte, Sie hätten beschlossen, das Geld dem Heim zur Verfügung zu stellen.«
    »Ja, das hatten wir auch. Aber dann hat der Kirchenvorsteher letzte Woche mit unserem Anwalt gesprochen und erfahren, dass die Summe nur unter einer Bedingung ausgezahlt wird: Die Kirche muss das Geld für sich selbst verwenden. Es tut mir leid, dass ich da etwas ungenau war, aber ich habe es selbst gerade erst erfahren.«
    Ich dachte an die Zeit und das Geld, das wir bereits in das Fenster investiert hatten, und fühlte mich hintergangen. Dann hätte es also vielleicht doch finanzielle Mittel für das Engelfenster gegeben, aber Ben hatte sie für seine Orgel abgezweigt. Von Minster Glass war niemand zu dem Gespräch eingeladen worden. Wieso hatte man uns nicht benachrichtigt?
    Bei Jeremy mochte es Vergesslichkeit gewesen sein. Aber bei Ben? Vielleicht war es ihm unangenehm, dass sein Projekt bevorzugt wurde. Trotzdem hätte er den Mut haben müssen, mich zu informieren, zumal es hier um mein privates Geld und meine private Zeit ging. Je mehr ich darüber nachdachte, desto verärgerter wurde ich. Ich war innerlich so in Rage, dass ich gar nicht mitbekam, was Val über das Orchester sagte, das sie immer für die Chorkonzerte buchte.
    Ich zwang mich, wieder zuzuhören. »Wir bräuchten gute Instrumentalisten, die bestimmt auch höhere Gagen verlangen.« Val seufzte; ich konnte ihre Frustration nur zu gut verstehen.
    Crispin, der sich gerade durch eine Platte mit Wurstbrötchen arbeitete, hustete plötzlich. Wir schauten ihn an und rechneten damit, dass er etwas sagte, aber er lächelte Ben nur aufmunternd zu und aß weiter. Ich verstand nicht, wieso er überhaupt hier war; ich fand, dass er den anderen nur den Platz wegnahm. Wahrscheinlich hatte Ben ihn nur deshalb eingeladen, weil der ihn so offensichtlich vergötterte.
    Eine kurze Stille entstand, dann rutschte Dominic auf seinem Stuhl herum und erhob die Stimme. »Du hast ein paar gute Ideen

Weitere Kostenlose Bücher