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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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verletzt«, sagte ich leise.
    »Ich weiß. Es tut mir wirklich leid.«
    »Während der Diskussion vorhin wollte ich dir nur helfen. Und genau das wirfst du mir vor.«
    »Ja. Ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist.«
    Er kam in die Küche und nahm mir vorsichtig das Glas aus der Hand, griff dann nach einem zweiten von der Arbeitsplatte. Ich sah zu, wie er eine Rotweinflasche entkorkte, die beiden Gläser vollgoss und mir eins davon zuschob. Er trank einen großen Schluck aus seinem Glas, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, was sehr sexy aussah. Er grinste mich an.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Glaubst du, mit einem charmanten Lächeln wäre alles erledigt?«
    »Du lächelst doch auch.«
    »Nein, tue ich nicht.«
    Tat ich doch. Er stellte sein Glas ab, kam auf mich zu und nahm mich endlich in die Arme. Als er mich küsste, fühlte ich mich wie eine sich öffnende Blüte. Eine Sekunde später glitt seine Hand unter mein Top, seine Lippen fuhren sanft über meinen Hals, bis es wunderbar zu kribbeln anfing.
    »Ben!«, protestierte ich. »Die Nachbarn können uns sehen!«
    »Dann lass sie doch!«, raunte er und küsste mich weiter. Nach einer Weile schob er mich zum Sofa im Wohnzimmer, wo er mich wieder leidenschaftlich küsste. In der einbrechenden Dunkelheit kuschelten wir uns aneinander.
    »Was meintest du vorhin, als du sagtest, andere würden dich immer davon abhalten, bestimmte Dinge zu tun?«, fragte ich schläfrig.
    Er zog den Arm zurück, setzte sich auf und sagte eine Zeit lang gar nichts. Gerade als ich fürchtete, ihn schon wieder beleidigt zu haben, küsste er mich schnell. »Ich weiß, es klingt komisch, aber ich habe manchmal das Gefühl, ich bin verhext. Es ist wie heute Abend. Ich weiß, dass ich Talent habe und gute Ideen und hart arbeite, aber es funktioniert einfach nicht. So als würde eine unsichtbare Macht dauernd sagen: ›Lass Ben bloß keinen Erfolg haben.‹«
    »Aber du hattest doch schon so viel Erfolg«, widersprach ich. »Als Organist, als Chorleiter, als Pianist, als Lehrer. Die Leute finden dich großartig.«
    »Ja, aber das ist es nicht, was ich wirklich bin. Ich war Solist. Das ist es, was ich am liebsten gemacht habe, aber irgendwie war ich nie so richtig erfolgreich. Immer kam was dazwischen. In der Jury hat jemand gegen mich gestimmt, eine Aufnahme kam aus irgendwelchen Gründen nicht zustande oder sonst was. Das ist einfach nicht fair. Ich hätte ein bisschen Glück gebrauchen können, aber das hat sich nie eingestellt. Ich spiele gern mit Nina zusammen. Das Mädchen hat so viel Talent. Sie ist brillant, Fran, und sie hat großartige Lehrer.«
    »Dann hoffe ich, dass es funktioniert. Für euch beide«, sagte ich leise. Denn mir war klar, dass er nicht nur von Ninas Karriere sprach, sondern auch von seiner, als ihre Begleitung.
    An diesem Abend fühlte ich mich Ben so nahe wie noch nie zuvor einem Menschen. Er öffnete sich mir, und das tat mir gut und rührte mich zutiefst. Was machte es schon, wenn er ab und zu launisch war? Das kannte ich schließlich von meinem Vater. Aber während mein Vater mich immer auf Abstand gehalten hatte, ließ Ben mich an sich ran, zumindest an diesem Abend.
    Nach diesem Abend trafen wir uns regelmäßig. Aber ich war sehr mit dem Laden und mit Dad beschäftigt, und Ben hatte ebenfalls viele Termine, in der Schule, zu Chorproben, zu Proben mit Nina. Es war frustrierend. Ein- oder zweimal, als ich bei ihm klingelte, hörte er mich nicht, weil er in ein Musikstück vertieft war. Also lehnte ich mich über den Zaun und klopfte ans Fenster, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Ich wusste nie, was mich erwartete. Manchmal riss er mich in die Arme, wenn er die Tür aufmachte, und küsste mich leidenschaftlich, bis mir die Luft wegblieb. An anderen Tagen war er weit weg bei seiner Musik, schenkte mir nur ein abwesendes Lächeln und gab mir ziemlich unpersönlich zu verstehen, dass ich im Wohnzimmer warten solle, bis er mit dem fertig war, was er gerade tat. Ich war dann jedes Mal sehr enttäuscht, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.
    Manchmal stritten wir uns, meist über banale Dinge. Und dann wieder, wenn wir uns versöhnten, umarmte er mich, als stünde das Ende der Welt bevor. Einmal, nach solch einem Streit, bemerkte ich zu Hause einen blauen Fleck am Arm. Aber ich konnte mich nicht von ihm fernhalten. Bei anderen Gelegenheiten kam ich mir eher wie seine Mutter und nicht wie seine Geliebte vor, räumte hinter

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