Der Zauber des Engels
vorgetragen, Ben, und du hast tolle Dinge mit dem Chor vor.« Er lächelte. »Ja, du hast hart mit uns gearbeitet. Aber wir müssen uns fragen, was der Sinn und Zweck der Chorgemeinschaft St. Martin’s sein soll.«
Jetzt schaltete sich der Pfarrer ein. »Vielleicht kann ich hier weiterhelfen. Wie einige von Ihnen wissen, wurde der Chor vor fünf Jahren als zusätzliches Freizeitangebot unserer Pfarrei gegründet. Ben als Organist hat die Leitung inne. Über diese Gemeinschaft wollten wir Menschen aus der Umgebung enger an unsere Kirche binden. Natürlich rechnen wir nicht damit, dass allzu viele den Sonntagsgottesdienst besuchen werden, aber wenigstens kommen sie so überhaupt in die Kirche. Ich mache mir Sorgen, Ben, dass die von Ihnen beabsichtigte Professionalisierung des Chors weit über unsere ursprüngliche Absicht hinausgeht. Der Chor würde sich unweigerlich von der Kirche lösen, und einige der jetzigen Mitglieder, die weder das Niveau halten noch höhere Mitgliedsbeiträge zahlen können, würden vielleicht ausgeschlossen. Das wäre eine Schande. Mir ist natürlich klar, dass solche Dinge demokratisch geregelt werden sollten, und wenn die Chormitglieder diesen Weg gehen wollen, wäre es falsch, sie daran zu hindern.«
Michael nickte. »Ja, vielleicht sollten wir warten, bis wir alle befragt haben«, schlug er vor. »Ben hat ja einen Fragebogen entworfen.«
»Auf keinen Fall glaube ich«, fuhr Pfarrer Quentin mit ernster Stimme fort, »dass von der Kirche zusätzliche Mittel kommen werden. Wir stellen unsere Räumlichkeiten zur Verfügung und den Organisten. Aber unsere Gemeinde ist klein, und wir haben noch viele andere soziale Aufgaben zu erfüllen. Da kann man nicht damit rechnen, dass die Zuschüsse für den Chor aufgestockt werden.« Er trank einen Schluck Wein und setzte sich zurück.
Bens Miene war finster. »Zweifellos würde für uns alles teurer«, begann er. »Wir müssten bessere Solisten bezahlen, ein größeres Orchester, größere Spielstätten. Und dann wären da natürlich noch die zusätzlichen Kosten für mehr Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.«
»Ich weiß gar nicht, wo man mit einem größeren Chor proben sollte«, gab Val zu bedenken. »Der Pfarrsaal würde nicht mehr ausreichen.«
»Ein paar mehr würde man sicher noch reinquetschen können«, meinte Ben.
»Dann sollten wir vorher aber auf jeden Fall die Versicherungssituation prüfen.« Jeremy machte sich eine Notiz.
Ben stand auf. Es gelang ihm kaum, seinen Frust zu verbergen. »Gibt es jemanden, der meine Vision teilt?«, fragte er und schaute jeden einzeln an.
Crispin nickte eifrig, und ich sagte rasch: »Ben, es gibt sicher Möglichkeiten, etwas zu verändern. Du hast den Leuten ja gezeigt, dass sie zu viel mehr in der Lage sind. Sie können sich verbessern. Sie kommen ja nicht mehr nur, um sich einen schönen Abend zu machen, sondern um etwas dazuzulernen. Das wird irgendwann auch das Publikum merken, und du wirst auf ein viel größeres Interesse stoßen. Wäre das denn nicht an sich schon eine tolle Leistung?«
»Absolut«, bestätigte Dominic. »Fran hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir können uns sehr glücklich schätzen, dich zu haben, Ben, und deine Ideen sind wirklich toll. Wir sollten die Auswertung der Fragebögen abwarten und sehen, was die anderen denken. Aber ich persönlich bin der Meinung, dass wir uns im Moment nicht vergrößern sollten. Wie Jeremy schon sagte, führt es zu weit von unseren ursprünglichen Zielen weg. Natürlich sollten wir immer für alles offen sein, aber ich glaube, unsere Mitglieder fühlen sich mit der jetzigen Konstellation wohl. Es wäre eine Schande, ihnen das zu nehmen.«
»Ich spreche sicher für alle, Ben, wenn ich sage, dass du als Chorleiter vielen Freude schenkst«, sagte Michael leise, und alle murmelten zustimmend. »Unterschätz das nicht. Du musst vorsichtiger sein, Schritt für Schritt vorgehen.«
Ben hob beide Hände, ließ sie dann auf die Knie fallen und sank in seinem Stuhl zurück. »Okay«, meinte er, »ich habe verstanden.«
»Wir schätzen deine Arbeit wirklich sehr«, betonte Val noch einmal. »Lass uns einfach warten, was die Umfrage bringt.«
»Genau.« Pfarrer Quentin schaute auf seine Armbanduhr. Er stand auf und zog sich die Jacke an. »Ich muss jetzt leider gehen. Um acht habe ich noch einen Ehevorbereitungskurs.«
Danach blieben auch die anderen nicht mehr lange. Crispin stopfte sich noch ein paar Petit Fours rein, und selbst Michael
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