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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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schüttelte den Kopf und war froh, als ich den Laden sicher erreicht hatte.
    Als ich die Vorhänge zuzog, um ins Bett zu gehen, gingen ein paar Straßen weiter einige Feuerwerksraketen hoch. Ich sah ein paar Minuten zu, wie die Funken vom Himmel regneten, dann hatte ich genug. Als ich wenig später in den Schlaf sank, hörte ich in der Ferne immer noch die Böllerei.
    Ich träumte, ich ginge durch einen in psychedelisches Licht getauchten Tunnel. Es war warm. Es roch wunderbar, betörend und vertraut zugleich, und doch nicht fassbar. In der Ferne sang eine Frau mit tiefer Stimme. Mit jedem meiner Schritte wurde das Singen schwächer. Als Nächstes rief jemand meinen Namen. »Frances! Frances!« Der Tunnel öffnete sich in ein weites Tal, das von der aufgehenden Sonne in ein tiefes Rot getaucht wurde. Aber alles, was ich hörte, war diese Stimme. »Frances, Frances, wach endlich auf!« Ich trieb nach oben in Richtung Himmel, dann erst kam ich zu Bewusstsein. »Frances!« Ich war wach. Aber es war niemand da.
    Ich schoss senkrecht hoch und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ein beißender Geruch lag in der Luft, und es war zu warm. Ich hörte ein fernes Rauschen, dann ein Knistern und ein plötzliches Krachen. Ich wusste es, noch ehe meine Füße den Boden berührten. Erschrocken zog ich sie zurück. Die Dielen waren glühend heiß. Feuer! Der Laden stand in Flammen! In diesem Moment hörte ich unten das grässliche Geräusch von berstendem Glas.
    Es war zu dunkel, um viel zu erkennen. Ich tastete nach Schuhen und fand ein Paar Turnschuhe unter dem Bett. Ganz kurz überlegte ich, mich anzuziehen, verwarf die Idee aber sofort wieder. Irgendwelche Zellen in meinem Gehirn listeten hektisch Dinge auf, die ich unbedingt retten musste; ich besänftigte sie, indem ich meine Handtasche von einem Stuhl nahm. Vorsichtig berührte ich die Tür. Sie fühlte sich kühl an, also öffnete ich sie. Das Rauschen wurde stärker. Mondlicht schien durch Dads Zimmer in die Diele. Ich sah, dass unter der Wohnungstür Rauch hindurchdrang. Instinktiv rannte ich ins Wohnzimmer und riss das Fenster auf. Ein kurzer Blick nach unten, dann zuckte ich vor der ungeheuren Hitze zurück. Es hatte gereicht, um zu sehen, dass die Flammen bereits die Mauer hinaufschlugen und das neue Schaufenster zersplittert auf dem Gehweg lag. Ich überschlug meine Möglichkeiten. Ich hatte genau eine, und mir blieb nicht viel Zeit. Als Erstes griff ich nach einem Sofakissen und warf es hinaus, dann nach dem zweiten. Einige kleinere Kissen flogen hinterher.
    Gut, dass ich einen Pyjama trug und kein Nachthemd. Ich kletterte auf die schmale Fensterbrüstung, sah noch einmal kurz nach unten, schloss die Augen und sprang.
    Ich verfehlte die Kissen. Der Schmerz war grässlich, dann wurde alles um mich herum dunkel. Ich lag da, unfähig zu atmen, meine Lungen schmerzten und die Augen brannten. Irgendwann atmete ich Luft ein, heiße, verrußte Luft. Als ich mich vorsichtig aufrichtete, sah ich eine Wand aus Rauch und Flammen. Dicht neben mir ging ein Kissen in Flammen auf. Hustend rutschte ich davon. Erstaunlicherweise hielt ich immer noch meine Handtasche umklammert. Auf dem Gehweg mitten zwischen den Glasscherben sah ich etwas liegen. Entsetzt erkannte ich Dads Engelbild, das zu einem einzigen Haufen aus Glas und Blei verschmolzen war.
    Engel. Raphael. Feuerwehr. Um die Ecke war eine Telefonzelle. Auf einmal sprang mein Verstand an und arbeitete wie rasend. Dann hörte ich eine Stimme hinter mir, eine Männerstimme mit irischem Akzent. »Machen Sie sich keine Sorgen, die Feuerwehr ist schon unterwegs.«
    Ich drehte mich um und schaute auf. Es war ein junger Mann mit blassem Gesicht und kurzen Haaren, die im Feuerschein golden schimmerten. Er hockte sich neben mich und nahm meine Hand. »Sind Sie gesprungen? Sie haben großes Glück gehabt. Glauben Sie, Sie haben sich was gebrochen?«
    »Nein, ich denke nicht.« Ich betrachtete meine schmerzenden Hände und sah, dass sie zitterten, vermutlich wegen des Schocks. Der Mann zog seinen Mantel aus und legte ihn mir fürsorglich um die Schultern.
    »Danke. Aber ich muss …«, begann ich, bekam die Worte aber nicht über die Lippen. Ich versuchte aufzustehen. Meine Beine waren schwach, aber es schien nichts gebrochen zu sein. »Ich bin sofort wieder zurück«, sagte ich zu dem Mann.
    »Nein, es ist zu gefährlich«, rief er, aber ich stolperte schon zurück zum hinteren Teil des Ladens. Zum Glück hatte ich die Schlüssel in

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