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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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meiner Tasche. Ich fummelte eine Sekunde am Schloss herum, dann war die Werkstatttür offen. Dichter schwarzer Rauch schlug mir entgegen, und ich zuckte zurück. Meine Augen tränten.
    Wie aus dem Nichts tauchte der junge Mann neben mir auf und zog die Tür wieder zu. »Sie dürfen da nicht rein«, befahl er. »Atmen Sie tief durch. Ja, so ist es gut.« Hustend und weinend sank ich gegen die Mauer. Er wartete, bis ich mich beruhigt hatte.
    »Sie können da nicht mehr reingehen. Aber es ist alles okay, sehen Sie? Nur Rauch, keine Flammen.« Gemeinsam spähten wir durch das Fenster in die schwarze Finsternis. Er hatte recht. Das Feuer war nicht durch die dicken viktorianischen Wände und die moderne Feuerschutztür gedrungen und hatte die Werkstatt daher noch nicht erreicht. In der Ferne hörten wir eine Sirene. Ich spürte seine Hand am Arm. »Kommen Sie, es wird alles gut.« Halb auf ihn gestützt, schleppte ich mich zurück zur Straße, wo sich ein Feuerwehrwagen mit zuckendem Blaulicht gerade den Weg zwischen den parkenden Autos hindurchbahnte.
    »Danke«, sagte ich zu dem jungen Mann. Er lächelte und ließ mich los. Ich drehte mich wieder zu der Feuerwehr um und vergaß ihn total.
    »Wissen Sie, ob da noch jemand drin ist?«, fragte der untersetzte Feuerwehrmann, der als Erster aus dem Wagen gesprungen war. Die anderen folgten, kletterten in Windeseile auf den Wagen, lösten Haken und entrollten Schläuche.
    »Nein. Nur ich war im Haus.« Ich begann wieder zu zittern und zog den Mantel enger.
    »Kommen Sie, Miss.« Ein anderer Feuerwehrmann legte mir eine Decke um. Aus den Schläuchen schoss Wasser in die Flammen.
    Ein Polizeiwagen hielt vor dem Laden. Um den gesamten Platz herum waren die Lichter angegangen, Leute kamen aus ihren Häusern oder lehnten sich aus den Fenstern. Mr. Broadbent aus dem Buchladen tippte mir auf die Schulter und bot mir an, mir in seiner Wohnung einen Kakao zu kochen. Irgendwie bizarr. Ich schüttelte den Kopf.
    »Fran«, rief eine bekannte Stimme neben mir. Ich fuhr herum. »Ben!« Noch nie war ich so froh gewesen, ihn zu sehen. Er hatte sich Jeans und einen Pulli über den Schlafanzug gezogen. Dankbar fiel ich ihm in die Arme, und sein unrasiertes Kinn kratzte an meiner Wange. Wir standen eng umschlungen da, unfähig, an etwas anderes zu denken als an das Flammenmeer um uns herum.
    Auch Pfarrer Quentin und seine Frau waren inzwischen eingetroffen, angezogen, aber ungekämmt, außerdem der Besitzer der Weinbar, der aussah, als wäre er noch gar nicht im Bett gewesen. Ein Polizist drängte uns ein Stück zurück, um den Feuerwehrmännern mehr Platz zu verschaffen. Ganz allmählich erlagen die Flammen der Kraft des Wassers, und dann war es vorbei.
    Zwei Feuerwehrmänner drangen in den Laden ein, um nachzusehen, ob die Flammen tatsächlich alle erstickt waren, während andere das Gebäude mit Plastikbändern sicherten. Ein junger Polizist stellte mir jede Menge Fragen und füllte sorgfältig einen Bogen aus, während mich ein Sanitäter kurz untersuchte.
    »Bitte, darf ich kurz hineingehen? Ich muss nachschauen, ob …«, begann ich, aber ein Feuerwehrmann schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Miss, aber da drinnen ist es noch viel zu heiß. Außerdem wissen wir nicht, ob Einsturzgefahr besteht.«
    Wir sahen, wie einer der Männer sich bückte und im Eingang etwas aufhob. Er rief einen Kollegen hinzu, zeigte es ihm, und dann begannen sie, gemeinsam zu suchen. Nach einer Weile kamen sie zu uns und zeigten uns, was sie gefunden hatten.
    »Ein Feuerwerkskörper, Miss. Er wurde in Ihren Briefkasten gesteckt. Ein böser Halloween-Streich. Wir hatten heute Abend noch zwei weitere Einsätze dieser Sorte.«
    »Oh«, stammelte ich und dachte an die Schweinerei an Mr. Broadbents Fensterscheibe und die unheimlichen Gestalten auf dem Platz. Irgendwie ergab das alles keinen Sinn, aber ich war viel zu erschöpft, länger darüber nachzudenken.
    Die Passanten verzogen sich allmählich wieder. Einige, wie Mr. Broadbent, kamen zu mir, versicherten mir, wie leid ihnen alles täte, und boten mir ihre Hilfe an. Ich bedankte mich bei allen und war zum zweiten Mal in diesem Monat froh, so viele nette Nachbarn zu haben.
    Erst als Sarah Quentin zu mir kam und mich in die Arme nahm, brach ich endgültig zusammen. Ich schluchzte an ihrer Schulter wie ein kleines Kind, und sie beruhigte mich, wie sie es früher vermutlich bei ihren Töchtern getan hatte.
    Ben wollte mir anbieten, über Nacht bei ihm zu bleiben, aber

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