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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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fest, dass ich vergessen hatte, die Tür zuzuschließen, nachdem der Fremde mich am Vorabend zurückgezogen hatte. Erneut fragte ich mich, wer er war. Sein Mantel musste im Pfarrhaus liegen, ich musste ihn unbedingt zurückgeben.
    Schweigend betraten wir die Werkstatt. Rauchschwaden hingen in der Luft, alles war mit einer feinen Rußschicht überzogen – aber offenbar hatte nichts gebrannt. Ich wagte es kaum, mich Raphael zu nähern, aber Zac stand schon bei ihm. Vorsichtig fuhr er mit dem Finger über das Glas. Lächelnd blickte er auf. »Er ist heil geblieben. Komm, schau ihn dir an!«
    Wie alles andere war auch Raphael mit einem schwarzen Rußfilm bedeckt. Aber das würde mit einem weichen Tuch und einem Pinsel leicht zu beheben sein, wie ich sofort sah. Meine Erleichterung war ungeheuer. Ein zweites Mal in seiner turbulenten Geschichte hatte der Engel überlebt.
    »Zum Glück hatte ich das hier weggeräumt.« Zac öffnete einen Schrank und zog das Engelbuch hervor.
    »Lass uns kurz nachschauen, wie es oben aussieht.« Ich wurde nun mutig. »Ich glaube nicht, dass die Flammen bis dorthin gedrungen sind.«
    Ich lief bereits in Richtung Treppe, aber Zac hielt mich auf: »Nein! Tu das nicht! Es ist schon riskant genug, hier unten herumzulaufen.«
    »Ach, komm schon«, drängte ich. »Ich bin sicher, dass die Flammen der Bausubstanz nichts anhaben konnten.« Ob meine Tuba noch unversehrt war? Und ich brauchte frische Kleidung. Meine Gedanken überschlugen sich. Was war mit den ganzen Büchern und den Papieren und mit Lauras Tagebuch? Und mit dem Foto von meiner Mutter?
    Zac packte mich am Arm. »Fran, ich weiß, du bist hier der Boss, aber jetzt hörst du trotzdem mal auf mich. Du gehst da nicht rauf!«
    »Wie du meinst«, antwortete ich patzig und schüttelte ihn ab. Er wirkte ein wenig geknickt, und ich hatte ein schlechtes Gewissen. »Es ist so schrecklich, oder? Die Vorstellung, dass der Laden anderthalb Jahrhunderte überlebt hat, und plötzlich passiert so was.« Und dann brach meine Fassade zusammen. Ich hatte geglaubt, es könne nicht mehr schlimmer werden – erst die Sache mit Dad, dann die mit Ben –, doch jetzt musste ich auch noch diesen Schlag verkraften. In meinen Augen, die ohnehin vom Rauch brannten, schwammen auf einmal Tränen.
    »Komm«, sagte Zac leise. »Lass uns hier rausgehen. Raphael können wir später noch in die Garage schaffen.«
    Wir gingen nach nebenan ins Café. Als Anita uns unseren Cappuccino brachte, setzte sie sich zu uns. »Der geht natürlich aufs Haus«, sagte sie. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Aber jetzt möchte ich gern wissen, wie das passiert ist.«
    »Ich hatte einen ganz seltsamen Traum«, begann ich und stockte. Für einen Wimpernschlag war der Traum aufgetaucht und sofort wieder verschwunden. »Ich bin aufgewacht – wahrscheinlich, weil ich den Rauch gerochen habe. Aber wenn es tatsächlich ein Feuerwerkskörper war, wie die Polizei vermutet, hat mich vielleicht auch der Lärm geweckt.«
    »Hast du den Brand denn sofort bemerkt?«
    »Ja. Die Luft war ganz heiß und voller Qualm, und ich habe so ein komisches Knarren und Knacken gehört.«
    »Du musst einen höllischen Schreck bekommen haben.« Anita schauderte. »Ich glaube, ich hätte das ganze Haus zusammengeschrien. Ich hole uns noch einen Kaffee, ja?«
    Ich berichtete Zac von dem Fremden mit den goldenen Haaren, der mir seinen Mantel gegeben und mich davon abgehalten hatte, die Werkstatt zu betreten. Ich hatte zu sehr unter Schock gestanden, um klar zu denken, aber ich hätte an einer Rauchvergiftung sterben können. »Mein Verstand hat völlig ausgesetzt«, brachte ich kläglich hervor.
    »Wenn ich bedenke, wie ich dich gerade im Laden erlebt habe, bin ich nicht ganz sicher, dass er schon wieder funktioniert«, bemerkte Zac.
    »Sehr charmant«, knurrte ich und trat ihm unter dem Tisch vors Schienbein. Er trat zurück, und unsere Beine blieben einen Moment aneinander hängen. Meine Wangen brannten noch mehr als vorher.
    »Ich konnte es kaum glauben, als ich heute Morgen reinkam.« Anita brachte noch eine Runde Cappuccino und einige Gebäckstücke und setzte sich wieder. »Ich war zu Tode erschrocken. Du hast in letzter Zeit wirklich eine Menge mitgemacht. Erst die Sache mit deinem Dad und jetzt auch das noch.«
    Mein Dad . Es traf mich wie ein Messerstich.
    »Wir können es ihm nicht erzählen, Zac«, flüsterte ich.
    »Ich weiß«, antwortete er.
    Als wir gegen eins alle im Pfarrhaus saßen und Sarahs

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