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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich muss Sie dringend sprechen, in einer wichtigen Angelegenheit, allein. Wo kann ich Sie treffen? Bitte nennen Sie einen Ort, ganz gleich, wo und wann. Laura, bitte tun Sie das für mich. Ihr Philip.
    Ihr erster Gedanke war, seiner Bitte nicht zu entsprechen. Ihr zweiter, dass sie ihn noch einmal allein sehen würde. Ihr dritter war eine Frage: Wo konnten sie sich treffen, privat und ohne Anstoß zu erregen?
    Lieber Philip, schrieb sie zurück, wir treffen uns um drei am Kirchenportal.
    Sie huschte aus dem Haus, als ihre Mutter schlief. Mit schnellen Schritten lief sie durchs Halbdunkel.
    Als sie die Pfeiler des Kirchenportals im Nebel vor sich aufragen sah, bereute sie plötzlich, ohne Polly gekommen zu sein. Ob er schon da war? Wer wohl sonst noch in der Nähe herumlungerte? Aber sie sah nur die schlanke Gestalt Philips. Er zog sie in den Eingang. »Die Tür ist verschlossen«, sagte er, und seine Stimme klang dicht und warm an ihrem Ohr.
    »Das machen wir inzwischen immer so.« Sie drückte ihm einen Schlüssel in die Hand. Als die Tür aufsprang und ihnen der intensive Weihrauchgeruch entgegenschlug, musste sie an jenen ersten Nachmittag vor vielen Monaten denken, als er zum ersten Mal wie ein steinerner Heiliger aus der Nische getreten war.
    Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Gemeinsam gingen sie durchs Mittelschiff, ihre Schritte hallten durch den Kirchenraum. In der Marienkapelle brannten zwei dicke Kerzen. Die beschädigte Marienstatue war auf einen Seitentisch gestellt worden, am Hals konnte man die Bruchstelle noch deutlich erkennen. Die Figuren in den Fenstern leuchteten geheimnisvoll. Philip betrachtete sie einen Moment lang, schweigend und verträumt.
    »Verzeihen Sie, aber ich habe sie in diesem Licht noch nicht gesehen. Ein seltsamer Gedanke, dass sie durch meine Hand entstanden sind. Sie scheinen irgendwie ein eigenes Leben entwickelt zu haben, ganz anders als alles, was ich bisher gemacht habe. Es ist so, als habe Gott Leben in das Glas gehaucht.«
    »Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen. Wissen Sie noch, was Sie über den alten Glauben gesagt haben, dass Gottes Glorie in Form von Licht durch durchscheinende Objekte fällt?«
    Sie schwiegen. Laura wartete, dass er ihr den Zweck ihres Treffens erklärte.
    Schließlich drehte er sich zu ihr um und nahm ihre Hände in seine. »Werden Sie Mr. Bond heiraten?«
    Seine Stimme klang so leidenschaftlich, dass sie ihre Hände erschrocken zurückzog.
    »Das ist meine Privatangelegenheit. Aber wie Mama bereits angedeutet hat, ich werde ihm zu Weihnachten meine Antwort geben.«
    »Laura, bitte nicht. Ich könnte das nicht ertragen … Er ist nicht der Richtige …«
    »Es ist nicht Ihre Angelegenheit, wen ich heirate, Mr. Russell.«
    »Lieben Sie ihn?«
    »Jetzt übertreten Sie alle Grenzen. Ich schätze ihn sehr.«
    »Schätzen? Was ist das für eine Grundlage für eine Ehe?«
    Ärger flammte in ihr auf. »Nach Ihrer eigenen Erfahrung doch wohl eine solidere als reine Leidenschaft.«
    »Tja, das habe ich vermutlich nicht anders verdient«, murmelte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Verzeihen Sie bitte. Ich bin einfach nur etwas durcheinander.«
    »Durcheinander?«
    »Sie haben mir mal gesagt, ich müsse meine Frau vergessen.«
    Hufgeklapper erklang in ihrem Kopf, dann endlos lang dieser schrille Schmerzensschrei. Laura schloss die Augen, um das Bild der stürzenden Marie auszublenden.
    »Es war dumm von mir, das zu sagen«, sagte sie. »Damals wusste ich noch nicht, was kommen würde.«
    »Ich werde es lernen«, sagte er leise. »Ich weiß, dass ich das tun muss, um mein Leben weiterzuleben. Ich muss sie vergessen.«
    »Aber was ist mit John?«
    »John lebt inzwischen meist bei seinen Großeltern, das ist einfacher so. Aber ich sehe ihn häufig. Seine Großmutter bringt ihm Italienisch bei, eines Tages wird er einen Palazzo in der Nähe von Verona erben. Ich fürchte, er wird sich von mir entfernen.«
    »Aber er bleibt immer Ihr Sohn – ein Junge, der seine Mutter vermisst. Er braucht Sie.«
    »Ja, er vermisst Marie, aber ich kann nichts tun, um sie zu ersetzen. Es hört sich vielleicht schrecklich an, aber ihr Tod hat mich befreit. Ich sehe nun manchmal Licht in der Dunkelheit. Dieses Licht ist noch weit entfernt, aber zumindest weiß ich, dass es da ist.«
    »Das freut mich«, antwortete Laura leise.
    »Und genau hier liegt der wesentliche Punkt in dieser Angelegenheit, Laura. Ich brauche Sie in

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