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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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gekommen.«
    Offenbar schien Michael seinem Freund Ben häufiger zu helfen, denn schließlich hatte er ihn auch als Organisten und Chorleiter vorgeschlagen. Sie waren wohl enger befreundet, als es aussah. Ich fragte mich, was Nina mit »So ist das alles gekommen« gemeint hatte. Was war so gekommen? Irgendwie waren alle drei einfach nur verwirrend.
    Vielleicht lag es an diesem Gefühl des Ausgeschlossenseins oder an den bedrohlich wirkenden Schachbrettern oder an der Tatsache, dass Ben und Michael sich immer mehr entfernten – jedenfalls fühlte ich mich plötzlich fürchterlich einsam. »Komm«, sagte ich entschlossen zu Nina. »Lass uns versuchen, die Männer einzuholen.«
    Als wir endlich in Bens Wohnung ankamen, waren meine Schuhe und der Rocksaum völlig durchnässt. Ben führte uns ein paar Stufen hinauf zur Eingangstür des großen viktorianischen Hauses, in dem einst Laura Brownlow gelebt hatte. Wie Pfarrer Quentin gesagt hatte, war es inzwischen in zwei Hälften unterteilt, und es war schwer, sich vorzustellen, wie es im Originalzustand ausgesehen haben könnte. Von der Diele aus schaute man in einen Raum, in dem ein auf Hochglanz poliertes schwarzes Piano stand, aber Ben führte uns weiter in den Wohnraum dahinter. Zwei große gestreifte Sessel und ein passendes Sofa waren um einen kleinen Kamin gruppiert. An den Wänden standen Bücherregale, die hohen Stuckdecken schienen noch original erhalten zu sein. Inzwischen konnte ich nicht mehr leugnen, dass ich fror.
    »Um Himmels willen, Fran, du zitterst ja«, meinte Ben. »Das Bad ist oben, und im Schrank liegen saubere Handtücher. Trockne dich ab, ich feuere inzwischen den Kamin an.«
    Im Bad zog ich meine Schuhe aus, dann öffnete ich den Schrank, um mir ein Handtuch rauszusuchen, damit ich mir die Füße und den Rocksaum trockenrubbeln konnte. Ich räumte ein paar Badelaken zur Seite und zog ein kleineres pinkfarbenes Handtuch heraus. Als es zu Boden fiel, sah ich, dass es überhaupt kein Handtuch war, sondern ein Damenbademantel. Wem mochte er gehören? Nina? Oder besaß Ben ihn nur, falls er mal einen unerwarteten Übernachtungsgast hatte? Ich stopfte ihn wieder zurück in den Schrank und zog ein unverdächtig aussehendes braunes Handtuch hervor.
    Barfuß tapste ich zurück ins Wohnzimmer. Ben stellte meine Schuhe ans Feuer und zeigte auf den Sessel, der Nina gegenüberstand. Er selbst setzte sich auf die Sofakante und entkorkte eine Flasche Rotwein, während Michael Gläser auf dem Beistelltisch verteilte. Er schien sich hier völlig zu Hause zu fühlen.
    »Danke«, sagte ich, als Ben mir ein Glas reichte. »Das Haus ist wirklich sehr schön. Die Decke ist viktorianisch und noch original erhalten, oder?« Ob er die Geschichte des Hauses kannte?
    »Ich glaube, ja. Das Haus gehört der Kirche. Ich wohne hier seit Juni, als ich Organist wurde. Bitte, Michael.«
    »Danke. Ben fällt immer auf die Füße«, meinte Michael mit seinem verzerrten Lächeln. »Er darf kostenlos in diesem tollen alten Haus wohnen, während wir anderen atemberaubende Hypotheken abstottern müssen.«
    »Oder Mieten zahlen«, seufzte Nina. Sie trank einen Schluck Wein und verzog das Gesicht – schwer zu sagen, ob es am Wein lag oder an ihrer Miete.
    Ben runzelte die Stirn. »Das gleicht nur die schlechte Bezahlung und die unsozialen Arbeitszeiten aus«, brummte er.
    »Wusstet ihr, dass dies Haus mal das Pfarrhaus war?«, fragte ich. »Reverend Quentin hat es mir erzählt.«
    »Ja, das wusste ich. Das war in viktorianischer Zeit, richtig?« Ben sah mich an. »Nach dem letzten Krieg hat die Diözese dann ein kleineres edwardianisches Haus erworben, in dem die Quentins heute wohnen. Und das hier haben sie in zwei Hälften geteilt. Die andere Hälfte wurde verkauft, und diese hier ist eigentlich für den Hilfspfarrer gedacht. Aber im Moment kann sich die Kirche leider keinen Hilfspfarrer leisten. Ich hoffe, dass das noch lange so bleibt, sonst muss ich zu dir in deine winzige Absteige ziehen, Nina.« Seine Augen funkelten.
    Nina schlug sich die Hand vor den Mund und kicherte. »Oh, es wäre dir verhasst«, antwortete sie.
    Ich betrachtete den Stuck an der Decke und versuchte mir vorzustellen, wie es hier vor hundertzwanzig Jahren ausgesehen haben mochte. Es war schwierig. Da das Zimmer nach Osten ging, war es vielleicht das Morgenzimmer gewesen. In diesem Fall war es der Ort, an dem der arme Mr. Bond seinen ersten Heiratsantrag gemacht und sich eine Abfuhr geholt hatte. Oder war das im

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