Der Zauber des Faun (Gay Romantic Fantasy) (German Edition)
plötzlich wurde er mit Liebesbeweisen überhäuft? Er schüttelte verwirrt den Kopf. Gottseidank war Angelo noch nicht aufgetaucht. Oder doch? Er suchte den Waldrand ab, doch da war nichts zu sehen, außer den sanften, grünen Wellen der Blätter im Rhythmus des leichten Windes. Aufatmend ließ sich Nicolas auf die Bank fallen und blickte zu seinem angebundenen Pferd hinüber. "Na, mein Alter, was hältst du denn von der ganzen Sache?" Der Schimmel blickte ihn treuherzig an und schüttelte wild den Kopf, als eine aufdringliche Fliege um seine Ohren summte.
* * *
Der Sommer wurde von grüngoldenen, flirrenden Farben durchwirkt, von Vogelgezwitscher, sanften Sommergewittern und samtener Kühle unter wispernden Bäumen. Nicolas de Vervier war glücklich. Die Tage, die Nicolas mit Angelo verbrachte, zählten zu den schönsten seit langem. Er konnte sich kaum erinnern, sich je so unbeschwert und sorglos gefühlt zu haben, nicht einmal in seiner Jugendzeit.
Seltsamerweise fühlte er sich nun von denselben riesigen Wäldern beschützt, die er bei seiner Ankunft noch als bedrohlich empfunden hatte. Dennoch blieben ihm die warnenden Träume und die ungezähmte Musik darin. Von Caralina träumte er noch mehrmals, doch sie sprach nicht mit ihm, zeigte nur anklagend auf die Bäume des Waldes. Aber die herrlichen Tage machten die düsteren Nächte mehr als wett.
Dann jedoch wendete sich das Blatt. Es würde in zwei Wochen ein großes Fest gegeben, zu dem Adel und die wichtigsten Handelspartner des Fürstenhauses eingeladen waren, so hieß es zunächst. Er als Jäger sollte dabei nicht nur für reichlich Wildbret für die Gäste sorgen, sondern auch an der Feier teilnehmen - auf ausdrücklichen Wunsch des Prinzen. Nicolas beschlich bei diesem Gedanken ein mulmiges Gefühl. Doch zunächst erfüllte er seine vorrangige Aufgabe und lieferte Wildschweine, Wachteln, Fasane und Kaninchen an die Küche, die das Festmahl vorbereiten musste. Dadurch, dass er jeden Tag auf die Jagd gehen und seine Beute ins Schloss bringen musste, gab es für ihn und Angelo kaum noch eine Stunde zu zweit. Immer mehr Gäste trafen ein, die verköstigt werden wollten, sodass sogar zwei Leute aus dem Dorf bei der Spurensuche helfen mussten. Nicolas hoffte, dass nach dem Fest wieder eine ruhigere Zeit anbrechen würde. Doch er sollte sich täuschen.
Es war der Geburtstag des Fürsten, und obwohl dieser nur widerstrebend den Feierlichkeiten zugestimmt hatte, so war er doch zugegen. Sein Sohn saß an seiner Seite. Nachdem zunächst der Adel begrüßt wurde, kamen die bürgerlichen Gäste an die Reihe und schließlich die wenigen Auserwählten der Bediensteten des Hauses, darunter auch Nicolas. Nach dem Essen mit den höhergestellten Gästen gab es einen Empfang, bei dem Wein, Obst und Käse gereicht wurde. Nun waren wieder alle in dem großen Thronsaal versammelt. Aus einem der angrenzenden Salons erklang leise Geigenmusik, und in einem anderen wurde sogar getanzt. Der Fürst verwickelte seinen Jäger in ein kurzes Gespräch über die diesjährige geplante Herbstjagd und einer der Holzhändler kam hinzu. Ganz offensichtlich stammte er aus England, denn er sprach mit deutlichem Akzent. Nicolas war durch Angelos Sprachunterricht in der Lage, der Unterhaltung zumindest bruchstückhaft zu folgen.
"Fürst Valeriu, wir müssen noch auf unseren Geschäftsabschluss trinken. Eure starken Bäume werden großartiges Holz für unsere Kriegsschiffe liefern!"
Nicolas erstarrte. Was hatte das zu bedeuten?
Der Fürst lächelte geschmeichelt. "Gewiss, Mister Lambert, gewiss."
"Und Ihr seid wirklich bereit, uns so viele Klafter zu verkaufen? Dann werdet Ihr bald in Gold schwimmen", fragte der Engländer nochmal nach. Offenbar musste es sich um eine ungewöhnlich große Menge handeln. Nun trat auch Prinz Radu zu der kleinen Gruppe. Eine ältere, offensichtlich adelige Dame begleitete ihn. Die beiden bekamen die letzte Frage gerade noch mit.
"Seht euch doch mal um. Unsere Wälder sind voller Magie und Geheimnisse", meinte die Frau, die als Gräfin Adriana vorgestellt wurde. Ihre Stimme klang entschlossen und ruhig für ihr Alter. "Was wollt Ihr mit all dem Gold, Cousin? Das könnt Ihr nicht essen. Aber der Wald liefert Euch alles, was Ihr braucht. Ihr solltet nicht aus Zorn handeln, bloß weil Ihr glaubt, der Wald habe Euch Eure Tochter geraubt." Offenbar verstand sie sich nicht allzu gut mit ihrem Vetter, das konnte man an den zornig blitzenden
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